Andre Bertelsmeier

Andre Bertelsmeier - Kölner Versprechen für das Herren-Tischtennis

Stand: 14.10.2024, 18:23 Uhr

Andre Bertelsmeier gibt bei der Tischennis-EM in Linz sein Debüt im DTTB-Team. Der Kölner Zweitligaspieler gilt als großes Talent für die Zukunft.

Von Michael Buchartz

Im deutschen Herren-Tischtennis spielen seit Jahren oft die arrivierten Kräfte die Hauptrolle. Da war der inzwischen international zurückgetretene Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov, Patrick Franziska oder Einzel-Europameister Dang Qiu. Doch selbst Qiu zählt inzwischen schon 27 Jahre. Nicht wenige glauben im Herren-Tischtennis an ein Nachwuchsproblem, dabei gibt es Talente - so wie Andre Bertelsmeier. Der 18-Jährige gibt bei der EM in Linz ab Dienstag (15.10.2024) sein Debüt bei einem Großturnier im Herrenbereich.

Startplatz bei U21-EM gesichert

Erarbeitet hat sich Bertelsmeier den Startplatz sogar höchstpersönlich. Ende Janaur bei der U21-EM in Mazedonien. Bertelsmeier gelang ein richtiger Coup: Er sicherte sich Bronze und damit einen der von der Europäischen Tischtennis-Union ausgeschriebenen persönlichen Startplätze für die Herren-EM in Österreich.

Bescheiden geht der Rechtshänder vom Zweitliga-Klub 1. FC Köln nun in die Premiere: "Es ist meine erste große Herrenveranstaltung, an der ich teilnehmen werde. Da ich noch gar nicht so genau weiß, wie ich im Vergleich zu meinen Konkurrenten stehe, habe ich mir kein richtiges Ergebnisziel vorgenommen."

Bundestrainer Roßkopf: "Schauen gespannt zu, wie sie sich schlagen"

Das Ziel des Jungtalentes lautet eher, von Spiel zu Spiel zu schauen. DTTB-Sportdirektor und Bundestrainer Jörg Roßkopf haben die "Jungen Wilden" im Blick: "Wir sehen gespannt zu, wie sie sich im internationalen Vergleich mit Europas Spitze schlagen."

Jörg Roßkopf

Selbstvertrauen dürfte der Kölner nach einem sehr erfolgreichen Jahr durchaus besitzen. Denn Bertelsmeier wurde nicht nur Dritter bei der U21-EM. Er gewann zwei Turniere auf der Youth World Tour, dem jugendlichen Pendant zur Turnierserie bei den Erwachsenen. Dazu wurde er vor wenigen Wochen bei Europa wichtigsten Nachwuchsturnier, dem Youth Europe Top Ten, starker Zweiter.

Bertelsmeier muss durch die Qualifikation

Die erste Bewährungsprobe bei der Herren-EM wartet auf den 18-Jährigen in der Qualifikation am Dienstag. Dort trifft er erst auf Barrish Moullet aus der Schweiz - und ist haushoher Favorit. Moullet wird derzeit nur auf Platz 1007 der Weltrangliste geführt, Bertelsmeier bereits auf Rang 131.

Danach muss er noch gegen den Ukrainer Anton Limonov antreten. Der liegt nicht nur rund 300 Plätze hinter dem Kölner in der Weltrangliste, sondern ist auch ein alter Bekannter von der U21-EM - dort schied der Ukrainer anders als Bertelsmeier im Viertelfinale aus.

Entwicklung hinter den Top-Spielern möglich

Wichtig ist für Bertelsmeier wie für Kollege Meng, dass sie sich hinter den Arrivierten ganz ohne Druck entwickeln können. Mit Ovtcharov, Franziska, Qiu und dem Bergneustädter Benedikt Duda verfügt Deutschland über vier Spieler, die allesamt das Potenzial für den Turniersieg haben.

Dennoch gibt es auch ein warnendes Beispiel, dass dies nicht immer klappt: Düsseldorfs Kay Stumper. Stumper, der vor zwei bis drei Jahren als nächstes großes Talent gehandelt wurde, hat mit 21 Jahren keinen Durchbruch geschafft. Der Düsseldorfer Bundesligaspieler agiert oft zwischen Genie und Wahnsinn - der komplette Durchbruch lässt trotz des vorhandenen Potenzials noch auf sich warten. Nun rückt die nächste Reihe nach - und die wird alles daran setzen, einen anderen Weg zu gehen.