Der DOSB hat entschieden, sich sich für Olympische und Para-Olympische Spiele 2036 oder 2040 zu bewerben. Neben der Region Rhein-Ruhr hatten im Vorfeld Berlin, Hamburg, Leipzig und München ihr Interesse an einer Ausrichtung mit Absichtserklärungen bekundet. Weikert ließ am Samstagabend im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF durchblicken, dass es einen alleinigen Ausrichter nicht geben wird.
Keine Entscheidung vor Paris 2024
"Fakt ist, dass wir aus Gründen der Nachhaltigkeit zum Beispiel keine neuen Stadien bauen können oder keine neuen Stätten. Vielleicht ein olympisches/paralympisches Dorf, weil man das nachverwerten kann", so der DOSB-Präsident. Keiner der fünf Interessenten könne alle Sportstätten vorweisen, weshalb "vermutlich nur" nur ein Duo in Betracht käme.
Mit welchem Ausrichter der DOSB seinen Hut beim IOC in den Ring werfen will, werde sich erst nach den Sommerspielen in Paris (Frankreich) im kommenden Jahr entscheiden, so Weikert. Jetzt werde ein Konzept für die Bewerbung erstellt, auf dessen Grundlage man prüfe, wer noch im Rennen ist.
Sieben deutsche Olympia-Anläufe ohne Erfolg
DOSB-Präsident Thomas Weikert
Seit den Olympischen Sommerspielen in München 1972 hat die Bundesrepublik sieben Anläufe für die Ausrichtung von Spielen genommen und ist sieben Mal gescheitert - zuletzt sehr früh im Auswahlverfahren mit der Region Rhein-Ruhr, die die Spiele schon 2032 ausrichten wollte. Da hatte sich das IOC allerdings früh für Brisbane (Australien) ausgesprochen, sodass in NRW erst gar keine Bürger befragt werden mussten.
Solche Bürgerbefragungen bedeuteten zuvor das Aus für die Olympia-Pläne von Hamburg (Sommerspiele 2024) und München (Winterspiele 2022). Weikert zeigt sich allerdings optimistisch, dass es für die Bewerbung 2036 oder 2040 (wenn der erste Anlauf scheitere) besser laufe. Man mache seit Monaten Umfragen, die Zustimmung der Bürger liege zwischen 55 und 70 Prozent.
Bundesregierung unterstützt Olympia-Bewerbung
Das scheint eine Erhebung des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur zu bestätigen. Demnach befürworten 58 Prozent der befragten Bundesbürger eine erneute deutsche Olympia-Bewerbung. 38 Prozent sprachen sich für eine Bewerbung um die Sommerspiele 2036 aus, auch wenn diese genau 100 Jahre nach den Nazi-Spielen in Berlin stattfinden würden.
Auch die Politik steht derzeit hinter der Bewerbung. Bundesinneministerin Nancy Faeser (SPD) war zur Unterstützung des Projekts am Samstag eigens zur DOSB-Mitgliederversammlung nach Frankfurt gereist. Der Bund wolle eine "starke und glaubwürdige Bewerbung" und werde den DOSB unterstützen, so Faeser. Wie diese Unterstützung aussehe, ließ sie offen. Der Spielraum für finanziellen Support ist nach gerade erst erlassener Haushaltssperre vermutlich gering. Durch die Sperre fehlen nach ZDF-Informationen sogar die zugesicherten 1,5 Mio für die nächsten Schritte der Bewerbung.
NRW will Sommerspiele ausrichten
NRW hat sein ungebrochenes Interesse am vergangenen Dienstag mit der Unterzeichnung des Memorandum of Understanding des DOSB offiziell gemacht. "Nordrhein-Westfalen kann dem DOSB ein Angebot unterbreiten, das zu 100 Prozent ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig ist", sagte Andrea Milz, Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt.
Neben Milz war unter anderem auch IOC-Mitglied und DOSB-Präsidiumsmitglied Michael Mronz mit von der Partie, als mit den insgesamt 15 an der Olympiainitiative "Rhein Ruhr City" beteiligten Kommunen über den aktuellen Planungsstand des DOSB-Bewerbungsprozesses gesprochen wurde.
Gute Infrastruktur für Sommerspiele in NRW vorhanden
Vorbehaltlich einer Bürgerbefragung, die am Ende darüber entscheiden könnte, ob es überhaupt zu einer NRW-Bewerbung kommt, dürften sich die Chancen der Region Rhein-Ruhr durch die Aussagen Weikerts erhöht haben. In NRW gibt es zwar kein Olympia-Stadion wie in Berlin und München, aber die Staatskanzlei verweist auf die gute Infrastruktur im Land: "In Nordrhein-Westfalen sind bereits heute 95 Prozent der für die Spiele benötigten Sportstätten vorhanden. Sportarten wie zum Beispiel Basketball, Handball, Volleyball, Hockey, Kanu und Reiten könnten schon jetzt vor 40.000 bis 50.000 Zuschauenden ausgetragen werden."
Was Fürsprecher in den entscheidenden Gremien bei DOSB und IOC oder zumindest in ihrem Umfeld betrifft, könnte NRW auch von Sportmanager Mronz profitieren. Der Initiator des im Sommer 2016 ins Leben gerufenen Rhein-Ruhr--City-Projekts lässt seine Tätigkeit für die privatwirtschaftlich finanzierte Initiative ruhen, weil er nun als IOC-Mitglied und DOSB-Präsidiumsmitglied tätig ist.