Bei den Deutschen Radsport-Meisterschaften Ende Juni erlebte Franziska Koch für sie ganz ungewohnte Gefühle - die einer Siegerin. Die 24-Jährige, die in Mettmann aufgewachsen ist, holte sich in Bad Dürrheim den Deutschen Meistertitel vor der Favoritin Liane Lippert. Koch jubelte nicht nur über das verdiente Meistertrikot, sondern auch über den Sprung über eine ganz besondere Hürde: Sie hatte sich mit diesem Coup gleichzeitig das Ticket für die Olympischen Spiel in paris gesichert.
Auf dem Treppchen ganz oben zu stehen ist für Koch deshalb etwas ganz Besonderes, weil ihre Aufgaben in ihrem Profiteam ganz andere sind: Sie fungiert beim niederländischen Team DSM Firmenich als sogenannte "Edelhelferin". Sie fährt Lücken zu, holt Getränke und beschützt die Teamkapitänin, damit die am Ende eines Radsporttages bestenfalls den Sieg für die Mannschaft holen kann.
Trainingsarbeit in Girona
"Ich war noch sehr jung, als ich zu DSM kam und habe in diesem Team viel gelernt," sagt Koch, die oft in ihrer Wahlheimat Girona anzutreffen ist. Dort findet sie ideale Trainingsbedingungen vor schweren Wettkämpfen. Dort lebt auch ihr Freund, der Kanadier Riley Pickrell, der als Profi bei Israel Premier Tech unterwegs ist. Gleich nach der Deutschen Meisterschaft war sie wieder in Spanien, um sich auf die restlichen Rennen des Jahres vorzubereiten.
Fix auf dem Rad - Franziska Koch
Vielleicht hilft dabei der DM-Titel, der ihr so viel bedeutet. "So ein eigener Erfolg, der tut sehr gut, wenn man sonst meist in der Helferrolle unterwegs ist", sagt sie, die nach dem Zeitfahren noch enttäuscht war. Wieder - wie schon 2023 verpasste sie als Vierte knapp das Podium.
Radsport als Familientradition
Der Radsport wurde Franziska Koch quasi in die Wiege gelegt. Ihr Vater ist Christian Koch, ehemaliger Rad-Amateur aus Mettmann in Nordrhein-Westfalen und nach seiner Karriere als Trainer tätig. Ihre Mutter Petra, geborene Stegherr, war in den 80er Jahren eine erfolgreiche deutsche Nationalfahrerin, feierte in ihrer Laufbahn 87 Siege. 1984 war sie WM-Siebte und im Jahr davor in Altenrhein Zwölfte im Straßenrennen.
Franziska und ihre drei Geschwister haben sich alle als Radsportler versucht. Katja, die älteste, fuhr bis zur Frauenklasse und war später Renn-Kommissärin. Michel (Jahrgang 1991) schaffte es bis zu den Profis und nahm unter anderem am Giro d'Italia teil. Sein jüngerer Bruder Max wechselte vom Straßenrad in die Halle und spielte für den Radsportverein Velbert Radball. Die jüngste im Bunde ist Franziska, Jahrgang 2000.
2017 - Portrait von Franziska Koch
Sport. 07.08.2024. 02:13 Min.. Verfügbar bis 07.08.2025. WDR.
Extrem vielseitig
Schon als Juniorenfahrerin bestach Franziska Koch durch ihre Vielseitigkeit. Ihre Erfolgsbilanz in der Jugendklasse im Jahr 2016 ist unerreicht: Deutsche Meistertitel im Mountainbike, im Querfeldein, auf der Bahn in der Einerverfolgung und Vize-Meisterin auf der Straße. Das schaffte vor ihr keine.
Von der Bahn bringt sie die Spritzigkeit mit, vom Mountainbike die Radbeherrschung, vom Cross die Fähigkeit des schnellen Rhythmuswechsels. Durch ihre komplexe Ausbildung hat sie viele Vorteile gegenüber der Konkurrenz.
Nach Olympia zur Tour de France Femmes
Die Eltern haben sie geprägt, sagt Franziska, der Vater in allen sportlichen Belangen, die Mutter als "unterstützende Hand", wie Franzi es nennt. "In schweren Zeiten findet sie immer die richtigen Worte, hilft mir, mich im Kopf zu sortieren."
Nach ihrem Auftritt bei Olympia in Paris wartet nun gleich das nächste Highlight: Die Tour de France Femmes, die am Montag (12.08.2024) in Rotterdam gestartet wird. Vom 12. bis 18. August gehts über eine 946,3 Kilometer lange Strecke bis nach Alpe d’Huez. Es wird der nächste Höhepunkt in der Karriere der Frau aus Mettmann.
Quelle: red