Anna Maria Wagner feiert einen Sieg bei der Judo-Weltmeisterschaft

Judoka Wagner - Aus dem Olympia-Loch zur Fahnenträgerin

Stand: 24.07.2024, 21:16 Uhr

Anna-Maria Wagner wird gemeinsam mit Basketball-Star Dennis Schröder die deutsche Fahne bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris am Freitag tragen. Für Wagner sind es die zweiten Spiele - die ersten hatten eine schwere Sinnkrise zur Folge.

Wagner wurde wie auch Schröder von Fans und dem deutschen Team gewählt. Die Wahl-Kölnerin setzte sich gegen Reit-Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl und Fußballerin Alexandra Popp durch.

Eröffnungsfeier auf der Seine

"Ich habe damit gar nicht gerechnet, weil einfach die Konkurrenz sehr, sehr stark war", sagte die Judo-Weltmeisterin, der völlig überwältigt die Tränen kamen. Sie könne "noch gar nicht richtig realisieren, dass ich es geworden bin". Dazu freue sie sich über die "schöne Wertschätzung für die letzten Jahre, für das ganze Leben, was man dem Sport untergeordnet hat".

Profile - Fahnenträgerin Anna Maria Wagner

Sport 23.07.2024 01:14 Min. Verfügbar bis 23.07.2025 WDR


Die Zeremonie findet erstmals nicht in einem Stadion, sondern auf Booten auf der Seine statt. Auf dem Fluss im Herzen von Frankreichs Metropole wird sich die deutsche Mannschaft auf Schiff Nummer sieben befinden und begleitet von zehntausenden Fans am Ufer an den wichtigsten Wahrzeichen der Hauptstadt vorbeifahren.

"Es war toll zu sehen, wie sehr sich die Athlet*innen für ihre Wahl eingesetzt haben und wie sie vor allem die Öffentlichkeit aktiviert haben. Wir hatten noch nie so einen großen Zuspruch", teilte DOSB-Präsident Thomas Weikert mit. Insgesamt wurden bei der Wahl der Öffentlichkeit mehr als 500.000 Stimmen abgegeben. Vor Tokio waren es 189.000 gewesen.

2021 Tokio, jetzt Paris

Für die 28-Jährige Wagner sind die Olympischen Spiele in Paris bereits die zweiten Spiele. Im Sommer 2021 gewann die Judoka in Tokio Bronze im Einzel und mit der Mannschaft. Nach diesem Karriere-Höhepunkt fiel die Weltmeisterin in ein tiefes Loch.

"Danach war erstmal die Frage: Okay, und jetzt?", sagte Wagner im Gespräch mit dem Münchner Merkur und der TZ: "Wie geht es jetzt weiter? Ich hatte die Freude am Judo verloren, konnte mich nicht mehr so für den Sport motivieren."

Olympia-Depression nach Tokio

Auslöser dieses Gefühls sei der lange Weg zum Höhepunkt Olympia gewesen, "die jahrelange Qualifikation, die Ungewissheit und der Zweikampf um das Ticket", sagte Wagner. Sie habe sich im Anschluss dann gezwungen, "unter Leute zu gehen", erst dann wieder "irgendwann mit Judo angefangen. Ich habe versucht, nach und nach die schlechten Tage mit den besseren auszutauschen. Das war ein Prozess, in dem ich mich selbst wieder finden musste."

Anna-Maria Wagner gewinnt Bronze in Tokio

Grundsätzlich allerdings seien "die Erinnerungen an Tokio sehr schön", so die zweimalige Weltmeisterin: "Ich hoffe, dass ich in Paris noch mal einen drauflegen kann." Die Ravensburgerin, die seit Oktober 2016 am Bundesstützpunkt in Köln trainiert, tritt in der Klasse bis 78 kg an.

Dabei war lange offen, ob Wagner überhaupt in Paris dabei ist. Zwar gehört die Athletin, die in Köln trainiert, seit Jahren zur absoluten Weltspitze und ist aktuell Weltranglistenzweite. In Alina Böhm hat sie aber auch eine extrem starke nationale Konkurrentin. Da pro Gewichtsklasse bei Olympia nur eine deutsche Athletin antreten darf, sicherte sich Wagner erst mit ihrem zweiten WM-Titel in Abu Dhabi im Mai endgültig das Ticket. 

Erst Olympia, dann Studium

Nach den Olympischen Spielen in Paris will die Sportsoldatin ihr 2016 begonnenes Hotel- und Tourismusmanagement-Studium wieder aufnehmen. "Ich habe es nach Olympia 2021 ein wenig auf Eis gelegt, um mich zu 100 Prozent auf den Sport zu fokussieren." Die 28-Jährige zieht es in die Gastronomie. "Ich möchte gerne in der Hotellerie arbeiten und am liebsten wieder zurück in die Heimat und dort in unser Familienhotel einsteigen."

Judo-Weltmeisterin Maria Wagner darf olympische Fahne tragen

Lokalzeit aus Köln 24.07.2024 18:37 Min. Verfügbar bis 24.07.2026 WDR Von Friederike Müllender

Quelle: sid/dpa/af