Zu Beginn der Saison zählte Absteiger GWD Minden noch zu einem der Favoriten auf den Aufstieg in die Handball-Bundesliga. Hinter einem möglichen direkten Wiederaufstieg musste in Minden jedoch ganz schnell ein Haken gemacht werden. "Damit war überhaupt nicht zu rechnen, dass man sich so schwer tut in der Liga", sagt Mindens Trainer Aaron Ziercke, der im Januar vom Co-Trainer zum Cheftrainer befördert wurde. Zuvor hatte sich der Verein von Trainer Adalsteinn Eyjolfsson getrennt.
"Als der Verein auf mich zugekommen ist und mich gefragt hat, ob ich das machen möchte, da muss ich ganz ehrlich sagen, da habe ich nicht mit gerechnet", sagt Ziercke im Gespräch mit dem WDR: "Für mich war das keine Frage, dass ich das mache, weil der Verein mir viel zu sehr am Herzen liegt."
Ziercke war sechs Jahre Profi in Minden
Ziercke ist 1997 in den Mühlenkreis gekommen, hat von 1998 bis 2004 für Minden gespielt und bis 2014 für den Verein gearbeitet. In den letzten neun Jahren war der 52-Jährige viel unterwegs, darunter Trainingsstationen in Rostock, Lübbecke, Lettland und bei der zweiten Mannschaft der Füchse Berlin.
Zierckes Familie blieb in dieser Zeit in Ostwestfalen, er selber pendelte zwischen NRW und seinen Trainerstationen. "Ich bin jetzt die Hälfte meines Lebens im Mühlenkreis und kann auch sagen, dass mein Herz für GWD schlägt." Im Sommer 2023 kehrte Ziercke als Co-Trainer in seine Heimat zurück.
Umbruch im Sommer: Neue Spieler und neue Trainer
Mit dem Bundesliga-Absteiger hatte Ziercke und sein Trainerteam viel vor. Mit einem komplett neu umgebauten Kader wurde das Ziel Wiederaufstieg ausgerufen. "Wir waren der Meinung, dass die Mannschaft stark genug aufgestellt ist, auch oben mitzuspielen." Aber schon früh in der Saison musste sich GWD von den Aufstiegsträumen verabschieden. Aus den ersten vier Saisonspielen holte Minden nur einen Sieg, das Pokalaus in der zweiten Runde gegen den Rivalen TuS N-Lübbecke komplettierte den Fehlstart.
"Rückblickend ist es dann doch schwer gewesen. Der personelle Umbruch - und für viele der neuen Spieler war es die erste Station in Deutschland. Ein neuer Trainer, ein neues System und leider immer wieder kleinere Verletzungen, die uns zurückgeworfen haben", resümiert Ziercke.
Erst ein Sieg im "neuen" Jahr
Nach dem Sieg Anfang Dezember gegen die Eulen Ludwigshafen verlor sich Minden in einer Abwärtsspirale. Nach sieben Niederlagen in Folge fand sich der Bundesliga-Aufsteiger plötzlich tief im Tabellenkeller wieder. Aus Aufstiegshoffnungen wurde reale Abstiegsangst. "Wir mussten bis zum 17. Platz abrutschen, bis wir gesehen haben, dass wir auf einem Abstiegsplatz sind und uns wehren müssen."
Viele Spiele verlor Minden nur mit ein oder zwei Toren Unterschied, das positive Erlebnis blieb bis zum Jahresende aus. "Das Erlebnis, Spiele umzudrehen - das hat gefehlt. Das nagt natürlich an den Spielern, das Selbstbewusstsein ist dann nicht das Größte." Die Niederlagenserie erlebte Ziercke aufgrund einer Hüft-OP teilweise nur aus der Ferne, kurz nach dem Jahresbeginn übernahm er dann den Cheftrainer-Posten.
Derby am Samstag gegen Lübbecke
In der kurzen Zeit hat er versucht, eine Einheit zu formen und sich im Training auf das Wesentliche zu fokussieren: "Eine stabile Abwehr und weniger technische Fehler. Ich habe das Rad aber nicht neu erfunden, es bleibt halt immer noch Handball." Das erste Erfolgserlebnis holte Minden unter dem neuen Trainer Anfang März gegen TUSEM Essen. Im Kellerduell gegen TuS Vinnhorst folgte ein weiterer Punktgewinn. "Wir müssen den Weg zusammen weitergehen und wenn wir das schaffen, dann bin ich felsenfest davon überzeugt, dass wir den Klassenerhalt schaffen", sagt Ziercke.
Am Samstag (18 Uhr) hat GWD Minden im Derby gegen den TuS N-Lübbecke die nächste Chance, für einen Wendepunkt zu sorgen. "Das Derby ist immer etwas Besonderes hier im Mühlenkreis. Das habe ich oft genug als Spieler und Trainer beider Seiten bestritten. Von daher weiß ich, wie wichtig beiden Seiten und beiden Fanlagern dieses Spiel ist."
Auch wenn Ziercke Lübbecke aufgrund der stabilen Saison als klaren Favorit sieht, weiß er, dass bei so einem Spiel "Vorzeichen so gut wir gar nichts" zählen. Eine Woche später kommt es im Duell mit dem Tabellenschlusslicht EHV Aue zum nächsten richtungsweisenden Spiel. Aber für Ziercke liegt zunächst "der Fokus klar auf Samstag".