Enttäuscht: Lieke Anna van der Linden, Torhüterin von Bayer Leverkusen

Leverkusener Handballerinnen: Die Elfen brauchen Magie

Stand: 09.01.2025, 14:45 Uhr

In der Handball-Bundesliga ist Bayer Leverkusen bislang chancenlos. Dennoch geben die Elfen nicht auf, was auch am neuen Modus liegt.

Von Lukas Thiele

Es war wieder einmal nichts zu holen für die Handballerinnen vom TSV Bayer 04 Leverkusen in der Hanbdall-Bundesliga. Beim Europapokal-Teilnehmer Thüringer HC kassierten die Elfen am Mittwochabend eine deutliche 18:32-Niederlage. Nur eine Halbzeit konnte Leverkusen einigermaßen Paroli bieten und lag zur Pause nur mit vier Toren zurück (13:17), doch in der zweiten Halbzeit gelangen den Gästen nur noch fünf Tore und so zog der Favorit davon.

"Der Start in Halbzeit zwei war nicht verkehrt, aber wir lassen drei klare Möglichkeiten aus, die man trotz toller Torhüterinnen-Leistung beim THC einfach verwandeln muss. Anschließend bröckeln wir dann auseinander, sodass wir mit dem Rest der Partie nicht zufrieden sein können. Das war dann für meinen Geschmack doch zu dünn hinten raus", sagte Trainer Michael Biegler nach der Partie.

Elf Spiele, elf Niederlagen für die Werkselfen

Das Gefühl einer Niederlage kennen sie in Leverkusen aber bereits. Elf Mal gingen die Elfen in dieser HBL-Saison bereits als Verliererinnen vom Platz - in elf Spielen. Mit 0:22 Punkten steht Bayer am Ende der Tabelle.

Nur gegen Frisch Auf Göppingen (19:20) und die Sport-Union Neckarsulm (20:21) war Leverkusen dicht dran am ersten Punktgewinn. Ansonsten hagelte es mitunter deutliche Klatschen, etwa gegeg die HSG Bensheim/Auerbach (18:39), bei der HB Ludwigsburg (19:32) oder gegen den VfL Oldenburg (16:26). Kurzum: Bayer Leverkusen war über weite Strecken dieser Saison bislang chancenlos.

Erst drei Spiele mit mehr als 20 Toren

"Das Angriffsspiel ist unsere größte Baustelle", sagte Kapitänin Sophia Cormann dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Trainer Biegler hatte hierfür eine einfache Rechnung aufgestellt: "Das Ziel ist es, 23 oder 24 Tore zu erzielen und dann sind wir in der Lage, solche Spiele nicht abgeben zu müssen", sagte er Anfang Januar nach der knappen Niederlage gegen Neckarsulm. Das Problem: Bayer hat in dieser Saison erst in drei Spielen überhaupt mindestens 20 Tore erzielt.

Dabei ist diese Saison für Bayer Leverkusen eine besondere. Denn die Elfen spielen in diesem Jahr ihre 50. Bundesliga-Saison in Folge. Damit sind die Elfen der einzige Club, der seit Gründung der Handball-Bundesliga der Frauen immer erstklassig war. Mit zwölf Meistertitelns ist Leverkusen zudem Rekordmeister. Auch die neun Pokalsiege sind Rekord. Die letzte Meisterschaft liegt jedoch bereits 47 Jahre zurück, den letzten Pokalsieg holte Bayer 2010.

Personeller Umbruch im Sommer

Dass es eine schwere Saison wird, war jedoch von vornherein klar. Nachdem das Team die vergangene Saison noch souverän auf Rang acht beendete, gab es im Sommer einen großen Umbruch. Mit den Nationalspielerinnen Mareike Thomaier und Viola Leuchter, Mariana Ferreira Lopes und Torhüterin Miranda Nasser verließen gleich vier Leistungsträgerinnen den Verein. Thomaier, Leuchter und Lopes waren die drei besten Torschützinnen der Elfen, Nasser der sichere Rückhalt.

Adäquat ersetzt werden konnten die Abgänge nicht. Stattdessen setzt Bayer in dieser Saison vor allem auf junge Spielerinnen. Gleich mehrere Akteurinnen sind auch noch für die A-Jugend-Bundesliga spielberechtigt. Die U19 wird dabei ebenfalls von Michael Biegler betreut, der diese Saison in der Bundesliga zum Ausbildungsjahr erklärt hatte.

TSV Bayer 04 Leverkusen fehlt das Geld

Grund für den personellen Umbruch ist - wenig überraschend - das Geld. Denn während die in eine GmbH ausgegliederten Fußballer derzeit so erfolgreich sind wie noch nie, steckt der Stammverein in finanziellen Schwierigkeiten. Im Jahr 2023 vermeldete der TSV auf der Mitgliederversammlung ein Defizit von 884.000 Euro. Grund sollen die hohen Energie- und Instandhaltungskosten an der Sportanlage gewesen sein.

2024 betrug das Minus dann nur noch 197.000 Euro, doch das hatte seinen Preis. Die Beiträge der Mitglieder wurden erhöht, Personal wurde eingespart - und - der Sportetat wurde gekürzt. "Der Durchschnittsetat eines Frauen-Bundesligisten beträgt mittlerweile 1,3 Millionen Euro. Wir - sowohl die Werkselfen als auch die Jugend - haben nicht einmal die Hälfte davon", rechnete Andreas Thiel vor, deutscher Rekord-Torhüter und heute Abteilungsleiter Handball.

Dazu werde der Spielbetrieb durch die Vorgaben der Verbände immer teurer. "Das hat zum Beispiel die Auswirkung, dass wir uns im beginnenden Spieljahr zum ersten Mal in echter Abstiegsgefahr befinden", so Thiel. Zwar habe man in den vergangenen Jahren schon mehrmals gegen den Abstieg gespielt. In einer "derart prekären Lage" habe sich das Team aber noch nie befunden.

Neuer Bundesliga-Modus als Chance

Resignation oder Panik macht sich in Leverkusen aber nicht breit. Und das hat einen Grund. Denn in dieser Saison wird in der Handball-Bundesliga in einem anderen Modus. Gab es früher drei direkte Absteiger, steigt ab diesem Jahr nur ein Team in die 2. Bundesliga ab. Und das auch nicht direkt, sondern der Absteiger wird in sogenannten Play-Downs ermittelt. Die vier schwächsten Teams der Hauptrunde spielen in Best-of-three-Serien gegeneinander. Die Verlierer der ersten Runde spielen dann den einzigen Absteiger unter sich aus.

Das heißt im Umkehrschluss: Bayer kann theoretisch die Klasse halten, ohne in der Hauptrunde auch nur einen einzigen Punkt geholt zu haben. "Letztes Jahr war von Anfang an Brisanz drin, weil wir immer sehen mussten, dass wir genug Luft nach unten haben", sagte Biegler bereits vor der Saison. "Jetzt haben wir die Chance, das Team bis April zu entwickeln, weil erst dann die Entscheidungen fallen."

In den Play-Downs wird es dann aber auch auf das nötige Selbstvertrauen ankommen. Und das kommt vor allem durch Siege. Die nächste Chance haben die Bayer-Handballerinnen am kommenden Mittwoch (15.01.2025, 19 Uhr), wenn die HSG Blomberg-Lippe zum NRW-Duell nach Leverkusen kommt. Sonst hilft den Elfen nur noch Magie.

Unsere Quellen:

  • Website der Handballerinnen von Bayer Leverkusen
  • Website der Handball-Bundesliga der Frauen
  • Handball-Word
  • Kölner Stadt-Anzeiger