Zehn Tore und 15 Vorlagen in 33 Bundesligaspielen. Werte, auf die die meisten Offensivspieler stolz wären. In diesem Fall gehören sie aber einem nominellen Defensivmann, der in seiner ersten Spielzeit in Deutschland verzückt und begeistert hat: Alejandro Grimaldo.
Xabi Alonso überzeugte ihn zum Wechsel
Der 28 Jahre alte Spanier kam im vergangenen Sommer ablösefrei von Benfica Lissabon zu Bayer Leverkusen - zum Wechsel überzeugt von Bayers Meistertrainer und Grimaldos Landsmann Xabi Alonso.
"Wenn Xabi dich anruft und darauf besteht, dass du eine gute Mannschaft bilden wirst, dass er dir vertraut, dann ist das etwas Wichtiges", erklärte der beim FC Barcelona ausgebildete Linksfuß seine Entscheidung, an den Rhein zu wechseln. "Der Verein hat sehr viel auf mich gesetzt und mir gesagt, dass sie sehr gute Spieler holen werden. Und so war es dann auch. Ich bin sehr glücklich über die Entscheidung, die ich getroffen habe."
Denn in Leverkusen legte Grimaldo eine sensationelle Debütsaison, überzeugte als Vorlagengeber, Torschütze und Freistoßexperte. In der frühen Phase der Saison verwandelte er gleich zwei Freistöße direkt, einer davon gegen den FC Bayern München.
In den Fokus der Nationalmannschaft gespielt
"Wir haben mit ihm in den Punkten Stabilität, Sicherheit im Positionsspiel und Konstanz einen Riesenschritt gemacht", sagte Leverkusens Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes dem kicker und beschrieb den Spielertypen Grimalso so: "Alejandro ist nicht der vertikale Spieler. Als wir ihn verpflichtet haben, war klar, dass er keiner ist, der ständig auf Linksaußen ins Eins-gegen-eins geht, sondern ein extrem spielintelligenter und ballsicherer Spieler."
Grimaldo profitiert in Leverkusen auch vom System unter Xabi Alonso, in dem er als linker Schienenspieler viele Freiheiten hat und wie Jeremie Frimpong auf der rechten Seite vor allem in der Offensive Akzente setzen kann, während ihm die Dreierkette hinten den Rücken frei halten. Die dominante Spielweise mit viel Ballbesitz liegt dem starken Passspieler ebenfalls. "Spielkontrolle zu haben und das Spiel aufzuziehen – das passt zu uns als Mannschaft und zu ihm als Spielertyp", so Rolfes.
Seine starke Saison in Leverkusen verhalf Grimaldo Anfang des Jahres auch zu seiner ersten Nominierung für die spanische Nationalmannschaft, für die er im Testspiel gegen Kolumbien (0:1) im März sein Debüt feierte. Drei weitere Länderspiele und die Nominierung für den EM-Kader folgten.
Bei Spanien nur Ersatz
Bei der Europameisterschaft in seiner aktuellen beruflichen Heimat spielt Linksfuß aber bislang keine Rolle. Spaniens Nationaltrainer Luis de la Fuente lässt mit einer Viererkette spielen und gibt dort Marc Cucurella auf der Linksverteidiger-Position den Vorzug. Der 25-Jährige vom FC Chelsea spielt auch im Verein links in der Viererkette und hat seine Stärken eher in der Defensive, was ihn von Grimaldo unterscheidet.
Mit diesem Schicksal ist Grimaldo bei dieser EM nicht alleine. Auch Vereinskollege Frimpong ergeht es bei der niederländischen Auswahl ähnlich. Beide blicken auf erfolgreiche Spielzeiten als Schienenspieler zurück, müssen sich bei der EM in anderen Spielsystemen aber vorerst mit der Zuschauerrolle begnügen.