Als Bayers Trainer Xabi Alonso dieses tolle Fußballspiel noch einmal Revue passieren ließ, da vergaß er in seiner emotionalen Nachbetrachtung nicht, auch die unterlegenen Stuttgarter herauszuheben.
"Das war der beste Gegner, den wir in dieser Saison in unserer Arena hatten", sagte der Baske und zollte den Schwaben "großen Respekt und großes Lob."
Gute Mentalität in schwierigen Momenten
Natürlich hatte Alonso auch die passenden Worte für seine Mannschaft parat: "Ich freue mich, dass wir das Herz und die Seele haben, es bis zum letzten Moment zu versuchen. Dass wir auch in schwierigen Momenten gute Mentalität haben", so Alonso.
Es war ja wirklich ein Spiel, das alles in sich vereinte: Traumtore, dramatische Wendungen, umstrittene Szenen und einen großen, besonderen Schlussakt. Oder wie der unbeteiligte Nationalspieler Mats Hummels auf X in einem Satz schrieb: "Das ist so ein gutes Fußballspiel."
Schwachstellen im hinteren Bereich
Dieser spektakuläre 3:2-Sieg im Viertelfinale war sogleich auch eine stramme Kampfansage an den kommenden Gegner, den FC Bayern, der am Samstag (18.30 Uhr) in die Leverkusener Arena kommt. Das nächste große Spektakel kündigt sich also unmittelbar an, Leverkusen könnte für eine Vorentscheidung in der Meisterschaft sorgen.
"Herz und Seele", von denen Alonso sprach, sind auch dann wieder unbedingt Voraussetzung, aber das Werksteam muss sich gegenüber dem Pokalfight nochmals steigern und einige Schwachstellen beheben: der Spielaufbau war gegen die hochpressende Stuttgarter Elf phasenweise nicht gut strukturiert und zerfahren.
Kovar mit Licht und Schatten
Auch individuell gab es Defizite: Dem beim Afrika weilenden Edmond Tapsoba fehlte die Form aus dem alten Jahr, auch Torwart Matej Kovar, der in Pokalspielen stets den Vorzug vor Stammkeeper Lukas Hradecky erhält, sorgte mit riskantem Passspiel für Aufruhr. Im Verlauf des Spiels steigerte sich der Tscheche und rechtfertigte das Vertrauen des Trainers.
Jonathan Tah jubelt nach seinem Sieg-Tor gegen Stuttgart.
Es überwog am Ende aber ohne Frage die Euphorie in Leverkusen und der Glaube an die eigene Stärke. Bayer hat keines der 30 Pflichtspiele seit dem Saisonstart verloren. 26 Siege gelangen dem Team unfassbar.
Lockerer dank klarer Titel-Option
Jonathan Tahs Tor in der 90. Minute zum 3:2 war mit Blick auf das kommende Duell gleich in mehrfacher Hinsicht wichtig. Als eindeutiger Favorit auf den DFB-Pokal kann Bayer nach 31 Jahren ohne Trophäe mit einer klaren Titel-Option viel lockerer ins Spiel gehen. Und der Rausch des Sieges macht die zusätzliche Belastung der Englischen Woche möglicherweise wett, zumal Tahs Treffer die Verlängerung ersparte.
"Wir sollten daraus, wie die Saison bisher gelaufen ist, eigentlich schon genug Stärke ziehen", sagte Nationalspieler Robert Andrich: "Aber so ein emotionaler Mentalitäts-Sieg gibt sicher nochmal zusätzlichen Anschub. Deshalb freuen wir uns alle auf ein geiles Spiel." Das gilt sicher nicht nur für ihn.
Quelle: mit dpa