Xabi Alonso nach dem verlorenen EL-Finale

Warum Alonso und Leverkusen "nicht auf dem besten Level" waren

Stand: 23.05.2024, 08:19 Uhr

Im verlorenen Europa-League-Finale hat Bayer Leverkusen zum ersten Mal in dieser Saison die eigene Fehlbarkeit unter Beweis gestellt. Gegen Atalanta Bergamo versuchte es Trainer Xabi Alonso mit einem Plan, der ausnahmsweise mal nicht aufging.

Von Julian Tilders

Ademola Lookman vereinte im Prinzip alles, was Bayer Leverkusen an diesem Abend nach zuvor 51 Partien ohne Niederlage abging. Der ehemalige Leipziger entschied die Finalpartie der Europa League mit seinen drei Treffern (12., 26., 75.) für Atalanta Bergamo - er zeigte sein physisches Durchsetzungsvermögen, eine brillante Technik, Schnelligkeit ohne und mit Ball, Zielstrebigkeit und eine beeindruckende Abschlussstärke mit links und rechts.

Aggressives Bergamo-Pressing überfordert "Werkself"

Dass Lookman beim 0:3 (0:2) aus Leverkusener Sicht so schalten und walten konnte, lag zu einem geringen Teil aber auch daran, dass B04 selbst einen schlechten Abend hatte. In der Verteidigung stand Edmond Tapsoba neben sich - mal versprang ihm eine Ballannahme, mal stand er falsch. Piero Hincapié reihte sich da nahtlos ein. Abwehrchef Jonathan Tah versuchte mit Mühe, den Laden zusammenzuhalten.

Leverkusen verliert Europa-League-Finale - die Audio-Highlights

WDR 23.05.2024 02:52 Min. Verfügbar bis 23.05.2025 WDR


Auch im Mittelfeld fehlte der Zugriff: Auf der Sechserposition gab Trainer Xabi Alonso Exequiel Palacios den Vorzug vor Robert Andrich, beide zeigten zuletzt starke Leistungen. Doch Palacios wurde von den perfekt eingestellten Italienern abgekocht. Auch Granit Xhaka als Motor im Spielaufbau, an diesem Abend mit ungewöhnlich vielen Ballverlusten, wurde durch Bergamos aggressives Pressing genauso effektiv gestört wie Florian Wirtz weiter vorne.

Wirtz, der sich nach einer Prellung pünktlich zum Finale erstmals seit Anfang Mai in der Startelf zurückgemeldet hatte, bekam keinen Meter Raum. Trainer Alonso betonte zwar, dass der Ausnahmekönner wieder topfit gewesen sei. Vielleicht habe Wirtz aber die Spielpraxis gefehlt, gab der 42-Jährige zu.

Alonsos Plan ohne echten Mittelstürmer geht nicht auf

So haperte es an physischer Gegenwehr und Durchsetzungsvermögen, damit erlahmte zwangsläufig auch das kreative Zentrum der "Werkself". Alonso haderte mit seinem Coaching, übte Selbstkritik: "Wir waren nicht auf unserem besten Level, auch ich nicht. Wir müssen akzeptieren, dass Atalanta besser war. Und wir müssen daraus lernen." Seine Elf habe "vielleicht zu viele kurze Pässe" gespielt, meinte Alonso. "Wir wollten unseren Stil nicht ändern. Es hat nicht funktioniert."

Atalanta Bergamos Davide Zappacosta foult Bayer Leverkusens Amine Adli (r.)

Atalanta Bergamos Davide Zappacosta foult Bayer Leverkusens Amine Adli (r.).

Der Spanier hatte sich dafür entschieden, ohne klassischen Mittelstürmer zu agieren. Der flinke Amine Adli konnte sich gegen die Atalanta-Abwehr nicht behaupten, wurde teils (sehr) hart attackiert, verschuldete durch eine Kopfballrückgabe das 0:2 mit. Im Halbfinale gegen die AS Rom war der Plan mit Adli als Spitze noch aufgegangen. Victor Boniface wurde ihm im Finale zur zweiten Hälfte an die Seite gestellt, machte die Bälle besser fest - der wuchtige Mittelstürmer wäre womöglich die geeignetere Wahl für die Startelf gewesen.

Bayer Leverkusen richtet Fokus auf das Double

Alonso sprach jedenfalls von einem "schlechten Tag". Es schmerze, "dass das in einem wichtigen Spiel passiert. Diese Niederlagen in Finalspielen vergisst man nicht so schnell", sagte Alonso. Es gehe darum, vor dem DFB-Pokalfinale gegen Zweitligist Kaiserslautern (Samstag, 20 Uhr, live im Ersten und im Ticker bei sportschau.de) die Niederlage zügig aufzuarbeiten. "Wir müssen analysieren, was nicht gut war."

Allzu gründliche Aufarbeitung ist Geschäftsführer Fernando Carro indes nicht so wichtig. Er betonte: "Am wichtigsten ist es, dass wir den Schalter umlegen und auf Berlin gucken." Auch der niederländische Rechtsaußen Jeremie Frimpong forderte: "Dass wir am Samstag wieder ein Finale spielen, ist Fußball, ist Teil des Spiels. Das wollen wir unbedingt gewinnen."

Trotzig zeigte sich auch Xhaka: "Diese Niederlage wird uns nicht kaputt machen. Es ist einfacher, wenn alles schön läuft, füreinander da zu sein. Wir müssen jetzt noch mehr zueinander stehen, offen reden und akzeptieren, was passiert ist." Nun gehe "ab Freitag der Fokus auf das nächste Finale", unterstrich der Schweizer. "Wir werden alles dafür tun, wenn nicht das Triple, dann das Double nach Leverkusen zu holen."