Als der vierte Offizielle Alexander Sather die Tafel mit der Nachspielzeit hochhielt, war die Welt für den VfL Bochum noch in Ordnung. Die Bochumer führten durch ein Tor von Felix Passlack (53.) mit 1:0 beim 1. FC Köln und hatten zu diesem Zeitpunkt zehn Punkte Vorsprung auf den FC, der in der Fußball-Bundesliga einen direkten Abstiegsplatz belegt. Zwei Minuten später steckte der VfL wieder mittendrin im Abstiegskampf.
Denn Steffen Tigges (90.+1) und Luca Waldschmidt (90.+2) köpften den 1. FC Köln zu einem nicht mehr für möglich gehaltenen 2:1-Heimsieg. Und plötzlich stehen die Kölner nur noch vier statt zehn Punkte hinter dem VfL.
Letsch: "Nicht das erste Mal, dass uns das passiert"
"Es ist einfach eine Leere da", beschrieb VfL-Trainer Thomas Letsch nach dem Spiel gegenüber dem WDR seine Gefühlslage. "Das ist nicht das erste Mal, dass uns das passiert. Wir kontrollieren das, wir verteidigen unser Tor. Aber eben wieder nur bis zur 90. Minute. Dann kassierst du zwei Tore und stehst am Schluss ohne etwas da. Das tut weh."
Schon gegen den 1. FSV Mainz 05 (2:2), Werder Bremen (1:1), den FC Augsburg (1:1) und jetzt gegen Köln hat der VfL einen Sieg in der Nachspielzeit aus der Hand gegeben. Hätten die Bochumer diese Spiele alle gewonnen, hätten sie neun Punkte mehr auf dem Konto und mit dem Abstieg nichts zu tun.
Sportdirektor Fabian vermeidet Bekenntnis zu Letsch
"Man dachte, es geht nicht mehr schlimmer - aber das heute hat dem Ganzen die Krone aufgesetzt", sagte VfL-Sportgeschäftsführer Patrick Fabian nach dem Köln-Spiel. Die wiederkehrenden Gegentreffer in der Schlussphase seien "irgendwann kein Pech mehr, sondern dann steckt mehr dahinter". Man werde "das Ganze nun analysieren und dann die richtigen Schlüsse ziehen".
Was bedeutet das für den Job von Thomas Letsch? Ein klares Bekenntnis zum Trainer wollte Fabian am Samstag nicht abgeben: "Wir sind alle gefordert, da gehört das Trainerteam auch dazu", sagte er. "Wir werden mit ihm besprechen, was seine Lösungsansätze sind."
Letsch macht sich "keine Gedanken" über Entlassung
Sorgen vor einer Entlassung mache sich Letsch nicht, sagte er: "Darüber mache ich mir ehrlich gesagt gar keine Gedanken. Ich bin einfach nur enttäuscht, dass wir hier ein Spiel verloren haben, und alles andere interessiert mich gerade wenig."
Ob mit oder ohne Letsch: Fest steht, dass der VfL Bochum den aktuellen Negativtrend dringend stoppen muss. Seit dem Überraschungserfolg gegen den FC Bayern (3:2) Mitte Februar hat der VfL kein Spiel mehr gewonnen und nur noch einen Punkt geholt. Das war das 2:2 gegen den Tabellenletzten Darmstadt 98, bei dem der VfL eine 2:0-Führung noch aus der Hand gab.
Nur ein Punkt gegen Kellerkinder
Gerade die Bilanz gegen die drei Kellerkinder Darmstadt, Köln und Mainz ist katastrophal. Denn in den Spielen gegen die direkten Konkurrenten holte Bochum nur einen einzigen Punkt.
Am kommenden Spieltag könnte der VfL auf den Relegationsrang abrutschen, sollte Mainz gegen Hoffenheim gewinnen und Bochum gegen den 1. FC Heidenheim verlieren. Gegen den Aufsteiger braucht der VfL also dringend die Trendwende. Allerdings kommen die Heidenheimer mit einem Sieg gegen den FC Bayern im Gepäck nach Bochum. Dass das aber nicht unbedingt beflügelnd wirkt, wissen die Bochumer ja aus eigener Erfahrung.