Dortmund: Welche Strategie wählt Terzic gegen wankende Bayern?
Stand: 02.11.2023, 16:03 Uhr
Nach dem blamablen Pokal-Aus beim 1. FC Saarbrücken herrscht Krisenstimmung bei Bayern München. Mit einem Sieg im Topspiel könnte Borussia Dortmund den wankenden FCB direkt nochmal hart treffen. Spannend wird sein, mit welcher Herangehensweise der BVB dies versucht.
Von Julian Tilders
Der Rekordmeister und -pokalsieger wankt, das lässt sich durchaus so festhalten. Bayern München hat sich im DFB-Pokal beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken (1:2) blamiert, dabei auch noch Innenverteidiger Mathijs de Ligt (Teilriss des Innenbandes) verletzungsbedingt verloren. Und in der Liga ist der FCB (23 Punkte) "nur" Verfolger von Tabellenführer Bayer Leverkusen (25).
Im Spitzenspiel am Samstag (04.11.2023, 18.30 Uhr) hat Borussia Dortmund (21 Zähler) die Chance, mit einem Sieg am angeschlagenen Rivalen vorbeizuziehen. Das wäre aus BVB-Sicht auch das Ende einer schwarzen Serie. Die Bayern siegten in acht der letzten neun Duelle bei einem Remis. Fünf Jahre ist der letzte Dortmunder Bundesliga-Heimsieg über den FCB her.
Offensiv: Technisch starke Spieler überzeugten gegen TSG
Grund genug eigentlich für Trainer Edin Terzic, jetzt vor heimischer Kulisse gegen einen wankenden FC Bayern München, der den Dortmundern in den letzten 13 Duellen 44 Tore einschenkte und teils demütigte, eine offensive Herangehensweise zu wählen.
Dass der BVB in dieser Saison Rückschläge wegstecken kann und ergebnistechnisch stabil ist, ging hier und da bislang auf Kosten des "Zauberfaktors" im Spiel. Auch gegen Hoffenheim im Pokal war es ein knapper Sieg (1:0), Ex-Kapitän Marco Reus besorgte als hauptamtlicher Spiele-Entscheider den goldenen Treffer.
Allerdings überzeugte Dortmund spielerisch im offensiven 4-3-3-System gegen die TSG, nur die Chancenverwertung ließ zu wünschen übrig. In der Statistik standen am Mittwochabend 22:6 Torschüsse für den BVB, der auch das Ballbesitzübergewicht hatte und mehr Zweikämpfe gewann.
Trainer Terzic lobt BVB-Fortschritt in der Offensive
"Wir haben einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht", konstatierte auch Trainer Edin Terzic nach dem Einzug ins DFB-Pokal-Achtelfinale. "Auch im Bereich, wie wir in der Offensive kombiniert, uns positioniert haben." Er gab gegen Hoffenheim vielen technisch versierteren Spielern eine Chance in der Startelf. So wirbelten im offensiven Mittelfeld die kombinationsstarken, wenngleich auch routinierten Reus und Julian Brandt, weiter vorne die jungen Angreifer Jamie Bynoe-Gittens (19 Jahre), Youssoufa Moukoko (18) und Giovanni Reyna (20).
Bemerkenswert: Bei aller Spielfreude im Angriffsdrittel und den gelungenen Positionswechseln, die die TSG gut durcheinanderwirbelten, ging dem BVB dennoch nicht die nötige Abgeklärtheit und Disziplin in der Verteidigung ab.
Defensiv: Robuste Spieler überzeugten etwa in Newcastle
Stichwort Verteidigung - Terzic dürfte sich allerdings bewusst sein, dass Bayern München eben nochmal ein anderes Kaliber ist als die Hoffenheimer. Und deshalb sollte der BVB vielleicht bedachter agieren. Denn nur zwei Bundesliga-Teams erzielten mehr Kontertore als die Bayern (vier), die ohnehin die beste Torausbeute der Liga haben (34).
Studiogespräch: Holger Dahl, Sportreporter
Lokalzeit aus Dortmund. 02.11.2023. Verfügbar bis 02.11.2025. WDR.
Außerdem kehren gegen Dortmund wohl die noch in Saarbrücken geschonten Offensivstars wie Harry Kane, Jamal Musiala und Kingsley Coman zurück in die FCB-Startelf. Viele Chancen zulassen sollte Dortmund also gegen München nicht. Nur zwei Teams benötigten in der Liga durchschnittlich noch weniger Torschüsse für ein Tor als die Bayern (sechs).
Saarbrückens defensive 5-4-1-Ausrichtung - natürlich auch mangels Alternative - führte aber dazu, dass der Rekordmeister uninspiriert agierte. Der FCB verzweifelte, spielte sich trotz der Ballbesitzvorteile kaum gute Chancen heraus und wurde von den disziplinierten Saarbrückern zermürbt. So räumte Trainer Thomas Tuchel am ARD-Mikrofon ein. "Wir hatten Probleme, uns anzupassen an die aggressive Spielweise."
Denkbar ist damit auch, dass Terzic gegen Bayern ebenso auf eine Zermürbung der Münchner und körperlich eher robuste Profis in der Aufstellung setzt. So gelang auch der Coup in der Champions League bei Newcastle United (1:0) vor gut einer Woche. Da stürmte Niclas Füllkrug, flankiert von Reus und Donyell Malen. Das Mittelfeld bestückten Marcel Sabitzer, Felix Nmecha (der das goldene Tor erzielte) und Kapitän Emre Can.
Salih Özcan, der gegen Hoffenheim als Sechser glänzte, dürfte jedenfalls ohnehin spielen, weil Cans angeschlagenes Knie sich in den letzten Tagen "leider nicht so entwickelt [hat] wie erhofft", wie Terzic erklärte.