Bochum kann auf die Magie des Ruhrstadions vertrauen
Stand: 19.02.2024, 10:21 Uhr
Der Sieg des VfL Bochun gegen den FC Bayern München ist eine echte Überraschung. Dass das Team im heimischen Ruhrstadion allerdings nur äußerst schwer zu besiegen ist, mussten schon andere Bundesligisten schmerzvoll erfahren.
Von Jörg Strohschein
Es gibt diese Momente im Fußball, in denen es gelingt, das schier Unmögliche möglich zu machen. So einen besonderen und überaus seltenen Augenblick erlebte der VfL Bochum am Sonntagabend (18.2.2024). Der alljährliche Abstiegskandidat, die vermeintlich graue Maus der Bundesliga, hatte mit dem spektakulären 3:2-Erfolg gegen den eigentlich übermächtigen FC Bayern ein außergewöhnliches Erlebnis.
"Es ist immer etwas Besonderes, die Bayern zu besiegen", sagte VfL-Trainer Thomas Letsch unmittelbar nach dem Spiel. Die Anstrengung der vorangegangenen Minuten waren dem 55-Jährigen noch ins Gesicht geschrieben. Es war knapp, aber am Ende konnten sich die Bochumer knapp über die Ziellinie retten. "Insgesamt war es nicht unverdient, dass wir das Spiel gewonnen haben – mit leidenschaftlichem Kampf und einem Quäntchen Glück", so Letsch.
Die Heimstärke macht es
Aber war diese Ergebnis wirklich so eine Überraschung? "Mir war nicht klar, dass wir das Spiel gewinnen. Aber mir war klar, dass wir gegen jeden Gegner schlagen können, wenn wir an unser Limit kommen, und die Bayern nicht", sagte Letsch. Offenbar hatte der Fußballlehrer im Vorfeld schon eine Ahnung, dass eine Überraschung in der Luft liegen könnte.
Denn gerade die Heimstärke macht den Ruhrgebietsklub in dieser Saison aus. Vier Siege, sechs Unentschieden und lediglich eine Niederlage sind das (Punkte-) Fundament für das Letsch-Team. Die Herangehensweise: Mutiges Pressing, den Gegner dauerhaft unter Druck setzen. So gelang es den Bochumern die Partie nach einem Rückstand noch zu drehen. "Das ist die Magie des Ruhrstadions. Egal was passiert, wir können hier immer zurückkommen", sagte Torschütze und VfL-Verteidiger Keven Schlotterbeck.
Großes Engagement
Rund 50 Prozent der Zweikämpfe haben die Bochumer gegen die Bayern gewonnen, die Grundlage für ein erfolgreiches Fußballspiel. Immer wenn ein Münchner den Ball am Fuß hatte, waren zwei Bochumer zur Stelle und versuchten, Gegenwehr zu leisten.
Die Bochumer rannten schier um ihr Leben, scheuten keinen Zweikampf. Über 124 Kilometer sind die VfL-Profis in dieser Partie gelaufen (Bayern: 118 Kilometer), sprinteten deutlich mehr als die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel (238 zu 211 Sprints). Kein Weg war zu weit.
Verbesserte Defensive
Dass die Bochumer sich nach dem 0:7 im Hinspiel in München am 5. Spieltag dieser Saison konsolidieren konnten, hängt vor allem mit der erhöhten Stabilität und Wehrhaftigkeit der Defensive zusammen. Seit dem Hinspiel-Debakel hatte der VfL nur 23 Gegentore kassiert, damit weniger als Champions-League-Aspirant Leipzig (24).
"Unsere defensive Stabilität und das defensive Bewusstsein waren sehr ausgeprägt. Wir haben uns leidenschaftlich in jeden Ball geworfen und in jedem Zweikampf versucht, den Ball zu erobern", sagte VfL-Sportdirektor Marc Lettau.
Kampf gegen den Abstieg geht weiter
Dem Letsch-Team gelingt es zudem an manchen Tagen, auch in der Offensive eine Leichtigkeit zu entwickeln. Es war das dritte Mal, dass die Bochumer in einem Heimspiel drei Treffer erzielen konnten (13. Spieltag: 3:1 gegen Wolfsburg; 15. Spieltag: 3:0 gegen Union Berlin). "Wir haben eine Mannschaft mit einer tollen Mentalität", sagte Letsch. "Das ist es, was wir brauchen, das haben wir auch in jedem Training."
Das zahlt sich aus. In der Rückrundentabelle belegt der VfL Platz sechs, was ein ungewöhnlich starke Leistung für die Bochumer ist. Mit diesem Sieg ist das Team dem Saisonziel, den Klassenerhalt, näher gekommen. "Wir haben einen großen Schritt gemacht, müssen aber realistisch bleiben. Wir haben einen langen Kampf gegen den Abstieg vor uns. Ein, zwei Tage können wir jetzt etwas feiern. Dann fokussieren wir uns voll auf das nächste Spiel, das wird auch sehr wichtig", sagte VfL-Verteigider Bernardo.
Mit diesem Engagement und der nötigen Ruhe und Gelassenheit dürften die Bochumer nun auch die kommenden Aufgaben angehen.