Zumindest ist das der Eindruck, um den die Leverkusener am Samstagabend bemüht waren. Bereits kurz nach dem mageren torlosen Unentschieden gegen Borussia Mönchengladbach verbreitete Bayer-Coach Xabi Alonso selbstsicher Lockerheit. "Wenn ich jetzt schon nervös werden würde, wäre ich im Mai kaputt."
Leverkusener bleiben "ruhig und optimistisch"
Diese Lockerheit darf man dem 42-Jährigen, der als Spieler von Meisterfeiern bis zum WM-Triumph alles erreicht und erlebt hat, getrost abnehmen. Leverkusen mag seine erste große Trainerstation sein, aber der Fußball unterscheidet sich für Alonso an der Seitenlinie letztlich nur dadurch, dass er nicht mehr direkt ins Spiel eingreifen kann.
Leverkusens Trainer Alonso - "Wir bleiben positiv"
Sport. 28.01.2024. 00:58 Min.. Verfügbar bis 28.01.2025. WDR.
Dass die Bayern zwei Wochen vor dem Gastspiel in Leverkusen nun wieder ihre Titelchance wittern, ist Alonso bewusst. Der Spanier hat als Spieler genug Titel mit den Münchnern gefeiert, um genau zu wissen, wie sie ticken - und trotzdem: "Hier wird keiner nervös. Wir bleiben sehr ruhig und optimistisch." Diesen Appell richtete der frühere Welt- und Europameister in der Kabine nach dem Gladbach-Spiel direkt an die Mannschaft.
Für Enttäuschung über ein Spiel, in dem die Leverkusener sieben Mal so oft aufs Tor schossen wie ihr Gegner, aber immer wieder an deren gut aufgelegtem Keeper Moritz Nicolas scheiterten, ließ Alonso seinen Spielern wenig Raum. "Xabi hat gesagt: Wir werden in keinster Weise negativ", sagte Nationalspieler Jonas Hofmann: "Natürlich war das ein kleiner Dämpfer. Aber wir sind immer noch Erster, zwei Punkte vor den Bayern. Wir dürfen uns nicht verrückt machen oder aus der Bahn werfen lassen."
Bessere Ausgangsposition für Bayern München
Dass Bayer zum ersten Mal in dieser Saison ohne eigenen Treffer blieb und zum ersten Mal gegen eine Mannschaft Punkte abgab, die nicht zu den Top-Fünf der Liga gehört, wird man gleichwohl in Leverkusen wie in München registriert haben. Dass das Glück mit den meisterlichen Last-Minute-Treffer wie zuvor in Augsburg (1:0) oder Leipzig (3:2) irgendwann aufgebraucht ist, war auch zu erwarten. Leverkusen bleibt aber trotz des Dämpfers Spitzenreiter, wobei die Bayern als Jäger lediglich eine etwas bessere Ausgangsposition haben.
Sollten Bayer am kommenden Samstag in Darmstadt und die Bayern zeitgleich im Heimspiel gegen Gladbach gewinnen, ginge es am 10. Februar im Gipfeltreffen tatsächlich um die Tabellenführung. Nervenstärke haben die Leverkusener jedoch schon im Hinspiel in München bewiesen, als ihnen Exequiel Palacios beim 2:2 in der Nachspielzeit einen Punkte rettete.
Bayer verpflichtet Stürmer Iglesisa als Boniface-Ersatz
Bayer-Neuzugang Borja Iglesias
Die Punkteteilung mit Gladbach dürfte das Selbstbewusstsein der auch nach 28 Pflichtspielen ungeschlagenen Leverkusener kaum nachhaltig erschüttern. Sie haben gegen die Gladbacher in üblicher Manier dominiert, dabei lediglich erstmals kein Tor erzielt. Wichtiger als dieser Rückschlag ist die Frage, wann Bayer mit der Rückkehr seiner Afrika-Cup-Teilnehmer rechnen kann: Edmond Tapsoba (Burkina Faso), Odilon Kossounou (Elfenbeinküste) und Amine Adli (Marokko) stehen dort mit ihren Teams im Achtelfinale. Zudem hat Leverkusen vier Tage vor dem Gipfeltreffen mit München noch den DFB-Pokal vor der Brust. Im Viertelfinale trifft die Alonso-Elf auf den VfB Stuttgart. Eine dünne Personaldecke und ein kräftezehrendes Pokalspiel dürften Bayer gerade die größten Sorgen bereiten.
Aber abgesehen vom verletzten Victor Boniface könnten bis zum Bayern-Spiel alle zurück sein, weshalb solche Sorgen noch nicht in Nervosität gipfeln dürften. Zudem hat Bayer für den verletzten Torjäger Boniface am Samstagabend in Borja Iglesias einen Ersatz verpflichtet: "Ich kenne ihn sehr gut. Er könnte ein wichtiger Spieler werden", so Alonso über den 31-Jährigen, der bis zum Sommer von Betis Sevilla ausgeliehen ist. Gegen Gladbach saß der zweimalige spanische Nationalstürmer schon auf der Tribüne. Auf dem Platz kann er vielleicht bald dafür sorgen, dass in Leverkusen niemand nervös werden muss.