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12. November 1917 - Schließung des Bordellviertels Storyville in New Orleans

Das Rotlichtviertel Storyville in New Orleans gilt als eine der Wiegen des Jazz. In den Bordellen und Nachtklubs spielen hauptsächlich afroamerikanische Musiker den damals gängigen Jazz. Bis Storyville am 12. November 1917 geschlossen wird.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelt sich die Prostitution in New Orleans zu einem riesigen Geschäft. Überall in der Stadt gibt es billige Dance Halls, Bordelle, Kneipen, Spielhöllen, Hahnenkampfplätze, Stundenhotels.

Schließung des Bordellviertels Storyville (am 12.11.1917)

WDR Zeitzeichen 12.11.2022 14:43 Min. Verfügbar bis 12.11.2099 WDR 5


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"Verkommen und hemmungslos"

Ein Reporter der Zeitung "The Daily Picayune" bescheibt 1869 die typische Atmosphäre in einer Dance Hall als…

"versifft und schmutzig bis zu einem Maß, das jeder Beschreibung entbehrt… ein Klavier und ein oder zwei Posaunen als Orchester… Tänze so verkommen und hemmungslos, dass der Cancan im Vergleich dazu jungfräulich und wohlanständig erscheint… ein Zustand schrecklicher Nacktheit." Zeitung "The Daily Picayune" (1869)

Eine ungeliebte Namensgebung

Sidney Story, einer der Ratsherren in New Orleans, sieht sich in Deutschland und in den Niederlanden an, wie dort die Prostitution auf bestimmte Viertel in der Stadt begrenzt wird.

Er bringt eine Regelung ein, die das Gewerbe auf einen Block nördlich des French Quarters begrenzen soll. Neujahr 1889 tritt sie in Kraft. Wenig begeistert ist Sidney Story davon, dass das Viertel in Anlehnung an ihn Storyville genannt wird.

Kein Bordell ohne Musik

Die Musik ist im Storyville allgegenwärtig. In den billigeren Bordellen gibt es mechanische Klaviere, in die die Freier einen Vierteldollar einwerfen müssen, wenn sie Musik hören wollen.

In den besseren Etablissements gibt es einen Pianisten, den "Professor". Diese Pianisten beherrschen in der Regel ein breites Repertoire an populären Liedern, bekannten Operettenarien und den neuesten Ragtime-Stücken.

Karrierestart im Freudenhaus

Das luxuriöseste Bordell in Storyville ist die "Mahagony Hall" der Geschäftsfrau Lulu White. Sie stattet das Haus mit einem Spiegelsaal und fünfzehn Schlafzimmern aus, die alle ihr eigenes Bad mit warmem Wasser haben.

Jazz-Pianist Jelly Roll Morton

Jazz-Pianist Jelly Roll Morton (1925)

In Bordellen wie der Mahagony Hall beginnen viele Jazz-Pioniere wie Jelly Roll Morton (Klavier), Joseph King Oliver (Kornett) Freddie Keppard (Trompete) oder Edward Kid Ory (Posaune) ihre Karriere.

Storyville macht Prostitution kontrollierbar

Das Storyville-Viertel zeigt fast zwanzig Jahre lang eine praktikable Lösung, die Prostitution in New Orleans zu kontrollieren, die hygienischen Zustände sind deutlich besser als zuvor. Nach den Recherchen des Jazz-Historikers Al Rose geht die Zahl der Prostituierten in Storyville allein in den ersten zehn Jahren seit seiner Gründung von etwa 2.000 um mehr als die Hälfte zurück.

US-Marine als Sittenwächter

Mit dem Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg im April 1917 verfügt das amerikanische Militär dann aber, dass es im Umkreis von fünf Meilen Marinestützpunkte keine Bordelle geben darf.

Gegen den Widerstand der Stadtverwaltung wird das Storyville-Viertel am 12. November 1917 geschlossen. Mit dem Effekt, dass sich die Prostitution wieder unkontrolliert ausbreitet.

Mit den Bordellen verlieren viele Musiker ihre Spielstätten und ziehen nach New York oder vor allem Chicago, wie King Oliver, der später auch Louis Armstrong dorthin holt. Der Jazz tritt seinen Siegeszug durch das ganze Land an.

Autor des Hörfunkbeitrags: Thomas Mau
Redaktion: Matti Hesse

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 12. November 2022 an die Schließung des Storyville-Viertels in New Orleans. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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