Nikolaus wird in Patara an der lykischen Mittelmeerküste in der heutigen Türkei geboren. Mit etwa 19 Jahren wird er zum Priester geweiht und wenig später zum Bischof von Myra in der Region Lykien ernannt. Heute heißt der kleine Ort Demre und liegt etwa 100 Kilometer südwestlich von Antalya.
Teilnahme am ersten ökumenischen Konzil
Kurz nach Nikolaus' Ernennung zum Bischof beginnen in Myra die Christenverfolgungen unter dem römischen Kaiser Galerius Valerius Maximinus (305 bis 311).
Der Überlieferung nach gerät auch Nikolaus in Gefangenschaft und wird gefoltert. Zeitgenössischen Quellen zufolge nimmt Nikolaus im Jahr 325 am ersten ökumenischen Konzil der Kirchengeschichte teil.
Nikolaus bringt großzügige Geschenke
Fester Bestandteil des Brauchtums um den heiligen Nikolaus ist, dass er die Kinder beschenkt. Der Ursprung dieses Brauchs geht auf eine der zahlreichen Legenden zurück.
Nach dieser kommt der Bischof eines Nachts am Haus einer armen Familie vorbei. Die drei Töchter der Familie sollen als Prostituierte zum Lebensunterhalt beitragen. Um die jungen Frauen davor zu bewahren und ihnen die Heirat zu ermöglichen, wirft Nikolaus drei Goldklumpen als Mitgift durch ein Fenster des Hauses.
Vermischte Geschichten zweier Nikoläuse
In weiteren Überlieferungen erweckt Nikolaus Tote zum Leben und leitet Schiffe aus schwerer See in den sicheren Hafen. Drei zum Tode Verurteilte rettet er, indem er Kaiser Konstantin im Traum erscheint und dieser die Männer darauf begnadigt.
Viele Wunder, wenige Fakten. Heute ist bekannt, dass diese älteste Heiligenvita die Lebensbeschreibungen von mindestens zwei Nikoläusen zusammenfasst: die des Nikolaus aus Myra und die eines Abtes namens Nikolaus aus Sion. Darüber, wo dieses Sion liegt, streiten bis heute die Gelehrten.
Gestörter Frieden in der letzten Ruhe
Nach seinem Tod bleibt die Ruhe in Frieden dem heiligen Nikolaus nicht lange gewährt. Sein Grab in Demre zieht schon im frühen Mittelalter Menschen aus der gesamten christlichen Welt an. Und so kommen im Jahre 1087 auch italienische Händler.
Geschäftsleute brechen den Sarkophag auf
"Mit Gottes Hilfe besprachen sie miteinander, wie sie wohl aus der Stadt Myra den Leib des heiligen Nikolaus, des Bekenners Christi, mitnehmen könnten. Sie waren wie Verschworene und weihten sich und ihre Habe diesem sie verzehrenden Wunsch."
Schlussendlich brechen die Geschäftsleute den Sarkophag auf. Dabei erweist es sich als Problem, "die Knochen aus der sie bedeckenden Flüssigkeit herauszunehmen."
Gebeine werden nach Italien gebracht
Dieses Manna oder Myron "wurde damals auf eine seltsame Art gewonnen. Der Sarkophagdeckel des Nikolaus hatte nämlich Einfüllstutzen. Dort hinein wurde Öl gegossen, rann durch die Gebeine und konnte unten wieder aufgefangen und teuer verkauft werden." Zwei Ampullen Manna und die Überreste Nikolaus' nehmen die Kaufleute mit nach Bari in Süditalien.
Neue Rätsel um die letzte Ruhestätte
Vor der Nikolaus-Statue in Bari wird eine Kerze entzündet.
Dort werden die Reliquien bis heute in der Krypta der Basilika San Nicola von zahllosen Pilgern verehrt. Die Geschichte des heiligen Nikolaus ist damit aber noch nicht beendet. Anfang Oktober 2017 glauben Forscher, unterhalb einer antiken Kirche in Demre das wahre Grab des Heiligen entdeckt zu haben. Die Untersuchungen dauern an.
Autoren des Hörfunkbeitrags: Marko Rösseler und Martin Herzog
Redaktion: Hildegard Schulte
Programmtipps:
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 29. Juli 2021 an den heiligen Nikolaus. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.
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