Ekstase statt Askese - Bhagwan in Köln
Stand: 22.05.2021, 13:30 Uhr
1976: Im fernen Indien beauftragt der Guru Bhagwan den Kölner Studenten Robert Doetsch, daheim einen Aschram zu errichten. Bald darauf meditieren und feiern Hunderte fröhliche, orange gekleidete Jugendliche mitten in der Domstadt. "Jeder Jeck ist anders“, kommentieren die meisten Anwohner, doch dann wird der Guru verhaftet … .
Von Achim Nuhr
WDR 5, Samstag, 22. Mai bis 5. Juni 2021, 13.30 – 14.00 Uhr
WDR 5, Sonntag, 23. Mai bis 6. Juni 2021, 18.30 – 19.00 Uhr
Vor 50 Jahren empfing der indische Guru Bhagwan, später Osho, in Bombay seine ersten Anhänger aus dem Westen und schickte sie gleich zurück, um zu Hause Kommunen aufzubauen. Den größten deutschen Aschram gründete Robert Doetsch in Köln: Bald wohnten auf wenigen Straßen im Belgischen Viertel über 400 "Sannyasins“ – gekleidet in orangefarbene Kutten – wüste, "dynamische“ Meditationen feiernd. Wie kam das? Stimmten die Gerüchte von wildem Sex und Hirnwäsche? Und was ist heute geblieben von der exotischen Gemeinschaft rund um das Osho UTA Institut am Friesenplatz?
Folge 1: Ekstase: „Lebe deinen Traum!“
In den 70er Jahren sehen viele junge Menschen den "Kampf gegen das System“ als gescheitert an. Neue Ideen kommen auf, stattdessen das eigene Innere zu erforschen: die Kernidee des "New Age“. Deutsche Jugendliche reisen ins indische Poona, um dort den Guru Bhagwan zu treffen, der seine Lehren über die Welt verbreiten möchte. Bald errichtet der Kölner Robert Doetsch mit vielen anderen jungen Menschen eine riesige Kommune, die zeitweise die einträglichste der Welt gewesen sein soll. In Bhagwan-eigenen Diskotheken feiern die Jünger fast täglich mit Tausenden anderen Jugendlichen wilde Partys – mitten im Erzbistum Köln.
Folge 2: Schock: Vertreibung aus dem Paradies
Anfang der 80er Jahre haben sich die "Sannyasins“ des Gurus Bhagwan in Köln fest etabliert: Im Belgischen Viertel, wo über 400 Anhänger in 30 Wohnungen wohnen, gehören die orangenen Kutten zum Straßenbild. Viele arbeiten in einschlägigen Restaurants, Diskos, Werkstätten. Immer wieder brechen Gruppen in die USA auf, um dem inzwischen dort residierenden Guru beim Aufbau einer gigantischen Weltkommune zu helfen. Allerdings kämpfen in Oregon bald bewaffnete Bhagwan-Milizen gegen einheimische Rednecks, die die "Eindringlinge“ verjagen wollen. Als das FBI die Kommune stürmt, Bhagwan verhaftet, dann ausweist, müssen die Kölner lernen, auf eigenen Füssen zu stehen. Was wird aus ihrem eigenen Imperium?
Folge 3: Alltag: Willkommen im Mainstream
Robert Doetsch und seine Freunde müssen entscheiden, wie es mit ihrer Kölner Kommune weitergeht. Die Gruppe verdammt Bhagwans engste Mitarbeiter, die inzwischen wegen Mordversuchen und Verschwörung gesucht werden, bleibt dem Guru aber treu. Lukrative Kölner Objekte wie die prächtig laufenden Diskotheken werden aufgeteilt, das bestehende Osho UTA Institut Cologne entsteht: Bis heute bieten die Jahreskataloge neben "Erdung“ und "De-Hypnose“ auch "Raucherentwöhnung“ und "Geldaufstellung: vom Mangel zum Überfluss“ an. Inzwischen scheinen die Kölner Sannyasins in der bürgerlichen Welt angekommen zu sein, und die übrigen Kölner in Oshos Welt: Gleich nebenan bieten andere Veranstalter vergleichbare Meditations- und Therapieangebote – ganz ohne Bhagwan.
Ausstrahlung am Samstag, 22. Mai bis 5. Juni 2021, 13.30 – 14.00 Uhr
Wiederholung am Sonntag, 23. Mai bis 6. Juni 2021, 18.30 – 19.00 Uhr
Von: Achim Nuhr
Redaktion: Imke Wallefeld
Produktion: WDR 2021