Sollte Fleisch teurer werden?
Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Fleisch soll Geld einbringen, das in das Tierwohl investiert werden könnte – der Preisanstieg könnte auch zu weniger Fleischkonsum führen. Das ist ein Vorschlag der von der Bundesregierung eingesetzten "Zukunftskommission Landwirtschaft". Was halten Sie davon? Diskutieren Sie mit im WDR 5 Tagesgespräch!
Es gibt viele Gründe, sich fleischlos oder -arm zu ernähren: Tierwohl, Gesundheit und Klimaschutz gehören dazu. Steuern sparen hingegen wohl kaum. Denn pflanzliche Ersatzprodukte werden mit dem normalen Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent belegt, während das beim Original, also Fleisch, nur sieben Prozent sind. Weil aber weniger Fleischkonsum Teil der Ernährungsstrategie der Bundesregierung ist und die Bauern gleichzeitig mehr Geld für den Umbau einer stärker am Tierwohl ausgerichteten Landwirtschaft brauchen, sprechen gleich zwei Gründe für eine Steuererhöhung an der Fleischtheke.
Der Vorschlag stammt von einer Kommission, die der Bundesregierung Ideen für die Zukunft der Landwirtschaft liefern soll. Bauernvertreter klagen seit langem über immer neue Vorgaben und Anforderungen. Die Steuererhöhung wäre ein Vorschlag zur Gegenfinanzierung von zusätzlichen Hilfen für die Landwirte.
Landwirtschaftschaftsminister Cem Özdemir zeigt sich offen für den Vorschlag der Kommission, während Bauernvertreter eine Zustimmung rasch ausschlossen. Statt die Verbraucher mehr zu belasten, solle nach ihren Vorstellung Geld aus dem Bundeshaushalt für die Umstellung der Landwirtschaft verwendet werden.
Auf der anderen Seite ließe sich mit der Steuererhöhung ein Anreiz für die Verbraucher schaffen, öfter auf Fleisch zu verzichten. Denn wenngleich der Konsum beständig sinkt, in Deutschland von 2018 bis 2023 um mehr als 15 Prozent, essen die Menschen in Industrienationen immer noch viel Fleisch – mit Folgen für Gesundheit, Tier und Klima. Die Ernährungsstrategie, über die der Bundestag aktuell diskutiert, sieht deshalb vor, den Fleischverbrauch zu reduzieren. Über eine höhere Mehrwertststeuer ließe sich das auch effektiv erreichen.
Für den Verbraucher hieße das dann: entweder tiefer in die Tasche greifen oder weniger Fleisch essen. Wer auf seinen Sonntagsbraten nicht verzichten kann oder an sommerlichen Wochenenden (wie dem bevorstehenden) oft den Grill anwirft, dürfte von beiden Optionen kaum begeistert sein.
Was halten Sie von dem Vorschlag? Sollte Fleisch teurer werden? Oder ist das ungerecht, vor allem ärmeren Menschen gegenüber, die einen größeren Anteil ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben müssen? Ist es wichtig, dass die Regierung auf diese Weise eingreift, um eine ökologischere Landwirtschaft zu erreichen? Wie wertvoll ist Ihnen Ihr eigener Fleischkonsum? Wann greifen Sie zum Discounter-Schnitzel, wann zum vegetarischen Ersatz? Welche Auswirkungen hätten Mehrkosten für Fleisch für Kantinen in Schulen, Kitas oder Seniorenheimen?
Rufen Sie uns während der Sendung an (WDR 5 Hotline 0800 5678 555).
Gast: Professor Achim Spiller, Agrarwissenschaftler und Vorsitzender der "Zukunftskommission Landwirtschaft"
Redaktion: Thomas Vehling und Jessica Eisermann
