Proteste beim ESC: Falsche Zeit, falscher Ort, falscher Anlass?

Demonstrationen und Boykottaufrufe – das Finale des Eurovision Song Contest könnte anders verlaufen als in den Jahren zuvor. Mehr als 10.000 Menschen haben gestern in Malmö vor dem ESC-Halbfinale gegen Israel protestiert. Die israelischen Teilnehmer des Wettbewerbs müssen massiv geschützt werden. Ist der Pop-Wettbewerb der richtige Ort für politischen Kampf? Diskutieren Sie mit im WDR 5 Tagesgespräch!

Über 100.000 Besucher aus mehr als 80 Ländern werden am Samstag zum Finale des ESC in Malmö erwartet. Bunt, weltoffen und unpolitisch will das Musikspektakel sein. Das betont auch die Europäische Rundfunkunion (EBU), Veranstalterin des ESC. Trotzdem reden fast alle nur über Sicherheit und Politik.

Bei den Protesten am Donnerstag forderten die Demonstrierenden einen Ausschluss der israelischen Sängerin Eden Golan, die sich mit ihrem Song unter Jubel, aber auch Pfiffen für das Finale qualifiziert hatte. Die Veranstalter lehnen den Ausschluss ab, aber der israelische Song-Text musste verändert werden, damit keine Bezüge zum Hamas-Terror hergestellt werden können. Teilnehmer anderer Länder werden von Aktivisten zum Boykott des ESC aufgerufen. So etwa der irische Künstler Bambie Thug. Mehrere 100 irische Künstler hatten Ihn in einem offenen Brief aufgefordert, der Veranstaltung fern zu bleiben, weil Israel teilnimmt.

Rund um das Finale sind mehrere große Demonstrationen angemeldet – für und gegen Israel. Israels Regierung hat eine Reisewarnung für Malmö ausgesprochen. Aus Sicherheitsgründen ist die israelische Delegation an einem geheimen Ort untergebracht. Und die schwedische Polizei ist mit einem Großaufgebot vor Ort. Es kommt Verstärkung aus Dänemark und Norwegen.

Ist der ESC der richtige Ort, um einen politischen Kampf auszutragen? Hat Politik auf Musikwettbewerben wie diesem nichts zu suchen? Wird der friedliche Musikwettstreit, der eigentlich der Völkerverständigung dienen soll, durch den öffentlichen Konflikt beschädigt? Oder gibt er dem ESC mehr Relevanz? Interessieren Sie sich für die Musik? Oder verfolgen Sie den ESC nur wegen des kontroversen Drumherums?

Rufen Sie uns während der Sendung an (WDR 5 Hotline 0800 5678 555).

Gast: Mike Litt, WDR 2 Musikmoderator

Redaktion: Willi Schlichting und Jessica Eisermann