"Aura" hat die Abstimmung zum Jugendwort des Jahres 2024 vom Langenscheidt-Verlag gewonnen. Für viele junge Menschen ist der Begriff wahrscheinlich selbsterklärend und könnte sich in ihrem alltäglichen Sprachgebrauch wiederfinden. Ältere könnte er etwas irritieren, denn ursprünglich kommt es aus dem esoterischen Sprachgebrauch. Junge Menschen nutzen das Wort eher scherzhaft, um über die Ausstrahlung, das Charisma oder den Status einer Person zu sprechen. Ist einem etwas peinliches oder unangenehmes passiert, verliert man Aura – hat man etwas gutes gemacht, gewinnt man sie.
Jugendsprache ist immer auch Produkt ihrer Zeit: Was in den Siebzigerjahren mal "knorke" war, wurde in den Achzigerjahren zu "geil". Schon damals fanden viele Ältere diese Wörter nicht angemessen. Aber auch die Zunahme an Anglizismen oder die Frage nach dem Gendern spaltet. Sprache verändert sich und darüber wird gerne gestritten. Die einen fühlen sich von der neuen Sprache ausgegrenzt, den anderen geht das Bisherige nicht weit genug.
Dabei kann Sprache auch verbinden: Dialekte oder bestimmte Worte werden auch genutzt, um Zugehörigkeit, Verbundenheit oder Geschichte zu zeigen. So steht "Kumpel" im Bergbau für den Bergmann, umgangssprachlich wird "Kumpel" für einen guten Freund verwendet – ein sprachliches Erfolgsmodell!
Verstehen Sie die Jugendsprache? Reden wir aneinander vorbei? Nutzen Sie selbst Begriffe, die ältere oder jüngere Menschen vielleicht nicht verstehen? Wann und wie passen Sie Ihre Sprache an? Ist Sprache für Sie Abgrenzung – oder Identifikation?
Rufen Sie uns während der Sendung an (WDR 5 Hotline 0800 5678 555).
Redaktion: Willi Schlichting und Lars Schweinhage
Gast: Nils Uwe Bahlo, Sprachwissenschaftler von der Universität Münster