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ARD Infonacht
23.03 - 07.00 Uhr ARD Infonacht
Obdachloser; Rechte: dpa/pa/Burg

Haben Sie mal… Geben Sie?

Bettelnde sind in den Innenstädten allgegenwärtig. Ein Verbot wurde in Krefeld jetzt gekippt. Was ist der richtige Umgang mit dem Betteln? Wie verhalten Sie sich? Diskutieren Sie mit im WDR 5 Tagesgespräch!

"Hätten Sie etwas Kleingeld?" Diese Frage hört man überall: in der Straßenbahn, vor Supermärkten oder in Cafés. In den meisten größeren Städten wird gebettelt. Häufig sind es Obdachlose, oft auch Menschen, die in Sozialwohnungen leben. Ihre Gründe sind so unterschiedlich wie die Reaktionen, die ihnen entgegenschlagen. Betteln kann aber auch eine organisierte Einnahmequelle eines Netzwerks sein – oder so auf uns wirken.

Wie viele Menschen betteln, wird nirgends erfasst. Mehr als 260.000 Menschen in Deutschland haben keine eigene Wohnung. Einige von Ihnen betteln. Dabei muss zumindest theoretisch in Deutschland niemand hungern oder auf der Straße leben. Zahlreiche Schicksale zeichnen aber ein anderes Bild. Trotz eines Sozialsystems haben manche Menschen zu wenig Geld zum Leben. Sie halten sich mit Straßenkunst über Wasser oder pflegen das sogenannte „stille Betteln“ oder verkaufen Obdachlosenzeitungen.

Die Stadt Krefeld wollte gegen zu aggressives Betteln vorgehen. In den letzten Jahren hätte es immer wieder Beschwerden gegeben. Jetzt sollte "aktives Betteln" verboten werden. Die Schilder hingen schon. Die Klage eines obdachlosen Mannes hat die Verfügung aber gekippt: Dem Verwaltungsgericht Düsseldorf war das Verbot zu schlecht begründet. Unklar war, wo die Grenze zwischen erlaubtem "stillem Betteln" und verbotenem "aktivem Betteln" liegen soll.

Aber ob aktiv oder still: Sollte man Bettelnden etwas geben? Einige sagen: Nein, man unterstütze damit Banden oder Drogen- und Alkoholkonsum. Die Caritas Deutschland hält dagegen: Die meisten Bettelnden seien darauf angewiesen und wüssten selbst am besten was sie bräuchten. Für organisierte Banden oder gar eine "Bettelmafia" gebe es in Deutschland hingegen keine polizeilichen Belege.

Trotzdem haben Menschen schlechte Erfahrungen mit zudringlichen Bettelnden gemacht. Dabei kommt es zu unangenehmen Situationen. Auch für Bettelnde, auf die aggressiv und gewalttätig reagiert wird, ist das Betteln dann ein massives Problem.

Wie verhalten Sie sich gegenüber Bettelnden? Geben Sie was oder lieber nicht? Warum? "Filtern" Sie, wer nach dem ersten Eindruck eine Spende "verdient" hat? Gehört das Betteln zum Straßenbild einer Wohlstandsgesellschaft? Müssen Menschen Ihrer Einschätzung nach in einem Sozialstaat betteln? Darf man wissen wollen, was Bettelnde mit dem Geld machen? Haben Sie Verständnis für deren Not? Kennen Sie Menschen, die betteln, oder waren Sie selbst schon in einer solchen Situation? Was halten Sie von dem Verbot?

Rufen Sie uns während der Sendung an (WDR 5 Hotline 0800 5678 555).

Gast: Oliver Ongaro, Sozialarbeiter und Streetworker beim Düsseldorfer Straßenmagazin "Fiftyfifty"

Redaktion: Willi Schlichting und Barbara Geschwinde