WDR 5 Tagesgespräch
Abtreibungen: Brauchen wir eine Neuregelung?
Abtreibungen sind in Deutschland strafbar, werden aber meist nicht bestraft. Der Bundestag berät heute über eine Reform des Abtreibungsparagrafen 218. Was halten Sie davon? Welche Regelung wäre sinnvoll? Diskutieren Sie mit im WDR 5 Tagesgespräch!
Schwangerschaftsabbrüche sind in Deutschland laut Paragraf 218 des Strafgesetzbuchs strafbar. Allerdings wird der Abbruch nicht bestraft, wenn er in den ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft stattfindet und die Frau sich vorher beraten lässt. Ein Reforminitiative vor allem von den Grünen und der SPD will das mit einem Gesetzesentwurf ändern: Abtreibungen sollen demnach künftig aus dem Strafgesetz gestrichen und über das "Schwangerschaftskonfliktgesetz" geregelt werden. Das neue Gesetz will, das Schwangerschaftsabbrüche erlaubt sind. Das soll für alle Schwangerschaften bis zur zwölften Woche, aus medizinischen Gründen oder nach einer Vergewaltigung gelten. Die Kosten dafür sollen die Krankenkassen tragen. Bisher müssen Frauen die Kosten für den Abbruch selbst bezahlen, es sei denn sie treiben aus medizinischen Gründen oder nach einer Vergewaltigung ab. Eine Pflicht zur Beratung soll auch bei dem geplanten Gesetz bleiben, jedoch ohne die anschließende dreitätige Wartezeit bis zum Schwangerschaftsabbruch.
Über diesen Vorschlag berät heute der Bundestag. Ob die Abgeordneten noch vor den Neuwahlen im Februar darüber abstimmen können, ist unklar – und auch, ob es eine Mehrheit dafür geben wird: Laut den Initiatorinnen haben 327 Abgeordnete den Antrag schon unterzeichnet – damit fehlen noch 40 Stimmen. Kritik kommt aus der Opposition von Union und AfD und auch von der FDP-Spitze: FDP-Generalsekretär Marco Buschmann will die ethische Frage nicht zwischen "Tür und Angel" abhandeln; CDU-Chef Friedrich Merz warnt vor einem "gesellschaftspolitischen Großkonflikt".
Zumindest nach einer aktuellen Forsa-Umfrage scheint das aber nicht der Fall zu sein: Eine Mehrheit der Bevölkerung (72 Prozent) sei aktuell demnach für eine Legalisierung von Abtreibungen in den ersten zwölf Wochen. Die aktuelle gesetzliche Regelung von Schwangerschaftsabbrüchen von 1995 wird seit ihrer Einführung kontrovers diskutiert. Die Kritik: Betroffene Frauen würden dadurch in einer ohnehin schon schwierigen Situation zusätzlich belastet. Die verpflichtende Wartezeit zwischen Beratung und Abbruch sei außerdem bevormundend. Hinzu kommen die hohen Kosten des Eingriffs von ungefähr 350-600 Euro laut pro familia. Diese Kosten verhindern einen sicheren Zugang zu Abtreibungen für alle Betroffenen. Vor allem konservative und auch kirchliche Vertreter:innen wollen aber keine vollständige Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen und begründen diese Haltung vor allem mit dem Schutz des ungeborenen Lebens.
Wie sollen Abtreibungen künftig geregelt sein? Sollte die aktuelle Regelung zu Schwangerschaftsabbrüchen reformiert werden? Oder fänden Sie es besser, wenn an der bestehenden Regelung nichts geändert wird? Wie stehen Sie zu Schwangerschaftsabbrüchen? Würde eine Entkriminalisierung die Bedingungen für die Betroffenen verbessern? Wie kann Betroffenen geholfen werden? Welche Erfahrungen haben Sie mit ungewollten Schwangerschaften gemacht?
Rufen Sie uns während der Sendung an (WDR 5 Hotline 0800 5678 555).
Gast: Dr. Dagmar Schmitz, Ärztin und Beraterin bei pro familia Aachen
Redaktion: Chris Hulin und Julia Lührs