Das philosophische Radio ... über Schweigen

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold? Das kann man so eindeutig nicht sagen. Denn das Schweigen hat verschiedene Funktionen und Wirkungen, die unterschiedliche moralische Fragestellungen aufwerfen. Wann das Schweigen Gold ist – und wann nicht.

"Reden ist Silber, Schweigen ist Gold" - dieser Sinnspruch mäandert seit der Antike mit kleinen Variationen durch die Welt. Der Philosoph Johann Gottfried Herder ist wohl derjenige, der es im 19. Jahrhundert im Deutschen einführte: "Lerne zu schweigen, oh Freund. Dem Silber gleichet die Rede, aber zu rechter Zeit schweigen ist lauteres Gold."

Auf den ersten Blick scheint das Sprichwort ja ganz einfach. Genauer betrachtet, sieht das allerdings anders aus. Ob es mehr Sinn macht zu schweigen als zu reden, das hängt vom Kontext der Situation ab. “Schweigen kann sehr kostbar sein“, sagt die Philosophin Susanne Boshammer. "Aber es ist sicher nicht grundsätzlich besser oder wertvoller als Reden. Und oft ist es nicht einmal gut." Was also spricht für das Schweigen und was dagegen?

Schweigen ist nicht nur eine Unterlassung, sondern eine eigene Handlungsweise. Es ist auch Form einer nonverbalen Kommunikation. Und zugleich ein Zustand oder Ereignis. Das Schweigen kann wohltuend sein – oder bleiern lasten. "Unter bestimmten Umständen gereicht es jemandem zu Ehre, dass seine Lippen versiegelt sind; in anderen Situationen kann die mangelnde Bereitschaft, sich zu äußern, zu Empörung führen." Wovon hängt das ab?

Hinzu kommt, dass es in der Moral und auch im Recht Schweigerechte gibt und sogar Schweigepflichten. Und wir lernen ja schon von Kindheit an, dass man Geheimnisse nicht ausplaudern soll, was eine schwere Prüfung sein kann, denn man will sein Wissen ja meist grundsätzlich gern teilen. Welche Geheimnisse sollten bewahrt werden – und bei welchen gebietet die Moral, sie ans Licht zu bringen?

Die Philosophin Susanne Boshammer und Moderator Jürgen Wiebicke laden ein zu einem Austausch über das Schweigen.

Redaktion: Gundi Große