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Portrait du chanteur Charles Aznavour

Revolutionär des Chansons: Am 22. Mai wäre Charles Aznavour 100 geworden

Stand: 08.05.2024, 13:14 Uhr

Eine Annäherung an den populären Chansonnier französisch-armenischer Herkunft, der bereits zu Lebzeiten eine Legende war. Der 1,61 Meter kleine Sänger war aber nicht nur in Frankreich ein Star, sondern feierte international Erfolge.

Von Ariane Jacobi

Revolutionär des Chansons: Charles Aznavour zum 100.

WDR 5 Musikbonus 18.05.2024 56:21 Min. Verfügbar bis 18.05.2025 WDR 5 Von Ariane Jacobi


Schießen Sie auf den Pianisten

Der Sänger, Liedtexter, Komponist und Schauspieler listet in seiner Autobiografie etliche vermeintliche Unzulänglichkeiten auf: "Meine Gesten. Meine geringe Bildung. Meine Offenheit. Meine fehlende Persönlichkeit". Später korrigiert sich der 1,61 Meter kleine Künstler mit den großen melancholischen Augen: "Ich glaube, in einem Punkt lag ich falsch. Eine Persönlichkeit, auch wenn ich das nicht wusste, die hatte ich." So Aznavour, der mit Stücken wie "La Bohème" oder "Tu t´laisses aller" zum Weltstar des französischen Chansons aufsteigt. In seiner mehr als siebzigjährigen Karriere verkauft er über 180 Millionen Platten, komponiert rund 1.000 Lieder und wirkt in über 60 Filmen mit, darunter Truffauts "Schießen sie auf den Pianisten."      

1924 wird Charles Aznavour im Pariser Studentenviertel Quartier Latin als Shahnourh Vaghinag Aznavourian in arme Verhältnisse hineingeboren. Der Sohn eines geflüchteten armenischen Künstlerpaares singt bereits als Neunjähriger im Restaurant seiner Eltern. Einen Karriereschub verschafft ihm die Begegnung mit Edith Piaf, über die er sagt "Sie ist die einzige Person, die mein Leben und meine Karriere beeinflusst hat. Von Edith habe ich alles gelernt". Die Piaf, der "Spatz von Paris" entdeckt den jungen Charles 1946 und nimmt ihn mit auf eine Tournee durch Frankreich und die Vereinigten Staaten.

Zunächst aber schreibt der scheu wirkende Aznavour anderen Künstlern und Künstlerinnen Stücke auf den Leib, so Juliette Gréco, Gilbert Bécaud, Sylvie Vartan oder Johnny Hallyday. Erst allmählich kommt die eigene Gesangskarriere des Geschichtenerzählers in Gang. Ab den 1960ern landet er diverse Hits, wie "La Bohème", "Hier encore" oder "La Mamma". Der "kleine, hässliche" "Zwerg mit der Krächzstimme", wie so manch ein Kritiker mäkelt, erobert sein Publikum zuerst in Frankreich, dann in Europa, bevor er schließlich weltweit gefeiert wird und sich mit amerikanischen Top Stars, wie Frank Sinatra oder Liza Minelli die Bühne teilt. Bei seinen Tourneen interpretiert er seine Chansons oft in mehreren Sprachen. Als Aznavour 2017 mit einem Stern auf dem Walk of Fame in Hollywood geehrt wird, sagt er "Ich will nicht, dass mein Name bleibt, ich will, dass mein Werk bleibt."

Gespielte Titel:

Aznavour, Charles, 22.5.1924 - 1.10.2018

Charles Aznavour - Les deux gitarres
Charles Aznavour - Emmenez-moi
Charles Aznavour - Paris au mois d´aout
Charles Aznavour/Pierre Roche - Poker
Charles Aznavour/Edith Piaf - Plus bleu que tes yeux
Charles Aznavour - Je m´voyais déjà
Charles Aznavour - Tu t´laisses aller
Charles Aznavour - La mamma
Charles Aznavour - La Bohème
Charles Aznavour - Comme ils dissent
Charles Aznavour - Mes emmerdes
Charles Aznavour/Frank Sinatra - You make me feel so young
Charles Aznavour/Elton John - Yesterday, when I was young
Charles Aznavour/ZAZ: J´aime - Paris au mois de mai
Charles Aznavour - Du lässt dich geh´n

Buchempfehlung:

Charles Aznavour: Le temps des avants (dt. Der einzige Zufall in meinem Leben bin ich) - Die Autobiografie