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Auf einem Hof hängt an einer Backsteinwand ein Schild mit der Aufschrift "Fremde haben keinen Zutritt".

Das Eigene und das Fremde

Stand: 19.12.2019, 17:29 Uhr

Fremdes macht vielen Menschen Angst. Die Folge: Fremdenfeindlichkeit oder der Wunsch nach Integration. Doch die Auseinandersetzung mit dem Fremden birgt auch Chancen zur Entwicklung – persönlich und gesellschaftlich.

Von Caroline Nokel

Fremde sollen abgewehrt, abgeschoben oder aber integriert und assimiliert werden, so die vorherrschende Sichtweise. Doch man kann es auch anders sehen: "Fremdes macht zwar Angst, übt aber immer auch eine Faszination aus", so die Psychologin und Psychotherapeutin Verena Kast. Denn alles was uns nicht vertraut ist, fordert uns zur Entwicklung heraus. "Das Fremde ist immer schon da und kommt nicht erst mit den Fremden zu uns." Wenn wir den Mut aufbringen, uns mit den Eigenschaften auseinandersetzen, die nicht unserem Ich-Ideal entsprechen, birgt das Fremde in uns die Chance zur Entwicklung.

Der Sozialpsychologe Rolf Pohl erklärt, dass jeder Säugling einen Trick anwendet, um alle auf ihn einwirkenden Reize zu verarbeiten. Dieser archaische Mechanismus kann in Krisenzeiten zur eigenen Entlastung aktiviert werden: Die Welt wird in gut und böse aufgeteilt - alles Eigene ist gut, alles Fremde schlecht. Daher sind wir alle fähig, fremdenfeindlich zu sein. Lernen wir jedoch, mit Brüchen und Widersprüchen umzugehen, können wir eine gefestigte Identität erlangen, so der Schriftsteller Zafer Şenocak. Persönlich und gesellschaftlich.

Redaktion: Christina-Maria Purkert

Das Lebenszeichen läuft immer sonn- und feiertags um 08.30 Uhr auf WDR 3 und sonntags um 08.04 Uhr auf WDR 5.