Kolumbiens erster linker Präsident - An der Regierung, aber nicht an der Macht?
Vor einem Jahr wurde in Kolumbien der Ex-Guerillero Gustavo Petro zum Präsidenten gewählt. Doch die großen Hoffnungen auf soziale Gerechtigkeit, inneren Frieden und eine ökologischere Wirtschaftspolitik drohen zu scheitern.
Von Raul Zelik
Gustavo Petro, ehemaliger Bürgermeister von Bogotá und seine Vizepräsidentin, die afrokolumbianische Umweltschützerin Francia Márquez, haben sich viel vorgenommen. Die Ungleichheit bekämpfen, das öffentliche Gesundheitswesen ausbauen, die Gleichstellung von Frauen, Schwarzen und Indigenen stärken und ein Friedenspakt der alle bewaffneten Gruppen im Land einschließt. Vor allem aber strebt die Regierung eine ökologische Kehrtwende an. Die Abhängigkeit von den Erdöl-, Steinkohl- und Agrarexporten soll reduziert, grüne Technologien und die kleinbäuerliche Landwirtschaft sollen gefördert werden. Doch die Widerstände gegen diese Reformvorhaben sind groß. Unternehmerverbände, Viehzüchter und Teile des Justiz- und Militärapparats machen mobil gegen die erste Linksregierung in der Geschichte des Landes. Schon nach wenigen Monaten scheinen die zentralen Reformen gestoppt. Dass jüngst einer seiner Söhne wegen des Verdachts von Geldwäsche im Wahlkampf verhaftet wurde, erhöht den Druck auf den Präsidenten- auch wenn Petro beteuert, er befürworte den Kampf gegen Korruption und werde die Unabhängigkeit der Richter achten. Klar ist : ohne tiefgreifende soziale und politische Veränderungen droht das Land zurückfallen in jenen Teufelskreis der Gewalt, der Kolumbien seit bald einem Jahrhundert prägt.
Ausstrahlung am Sonntag, den 13. August 2023 um 13.04 Uhr
Wiederholung am Sonntag, den 13. August 2023 um 20.04 Uhr
Von: Raul Zelik
Redaktion: Thomas Nachtigall
Produktion: WDR 2023