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Buchcover: "Die Bonner Republik. Vier Jahrzehnte Westdeutschland" von Heribert Prantl

Buch der Woche

"Die Bonner Republik" von Heribert Prantl

Stand: 27.12.2024, 13:15 Uhr

Andere verzetteln sich gerade in kleinteiligen Rückblicken auf 2024, ein prominenter Journalist holt weiter aus. Schaut auf diese Republik, als sie noch ganz jung war.

Heribert Prantl, leidenschaftlicher Autor und Jurist, der das politische Leben mit seinen Kommentaren und Leitartikeln in der Süddeutschen Zeitung gefühlt seit ewigen Zeiten begleitet, schaut auf die Bonner Republik. Ausgerechnet Bonn, mittelgroß und gegen Paris oder London eben tiefe Provinz. Aber man wächst mit seinen Aufgaben. Heute, heißt es, im Klappentext, wissen wir, dass Bonn der Ausgangspunkt einer beispiellosen Erfolgsgeschichte ist.

Wie das Leben in der Bonner Republik aussah, das zeigen beeindruckende Fotografien aus diesen vier Jahrzehnten, viele von ihnen bislang unveröffentlicht. Man muss nicht zu Beginn der Bonner Republik geboren sein, um unmittelbar an den Bildern hängenzubleiben, sich in den Gesichter der Menschen zu verlieren. Es sind Bilder dabei von berühmten Fotografen wie Herlinde Koelbl oder Jupp Darchinger.

Alles drin in diesem Bildband, Wiederaufbau und Wirtschaftswunder, Vergangenheitsbewältigung und Studentenunruhen. Terrorismus und Wiedervereinigung. Zwischen den Bildern literarische Texte unter anderem von Wolfgang Neuss, Martin Walser, John le Carré, Günter Grass, Erica Jong, Günter Wallraff.

Am meisten Eindruck aber hinterlassen die Bilder aus dem Alltag der Bundesdeutschen. Viele der Fotos sind schwarz-weiß, Heribert Prantl begleitet die Zeitreise mit seinen klugen, sanft empathischen Texten.

Eine Rezension von Christine Westermann

Literaturangaben:
Heribert Prantl, Reinhard Matz, Wolfgang Vollmer: Die Bonner Republik. Vier Jahrzehnte Westdeutschland. 1949-1990
Greven Verlag, 2024
335 Seiten, 338 Fotos, 50 Euro