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Buchcover: "Das Totenschiff" von B. Traven

Buch der Woche

"Das Totenschiff" von B. Traven

Stand: 14.12.2023, 12:54 Uhr

Die Geschichte des US-Amerikanischen Seemanns Gales, der sich in den 1920ern in Europa ohne Papiere herumschlagen muss, überzeugt durch einen herrlich schnodderigen Ton und eine pointierte Erzählweise. Ein Klassiker in einer Neuauflage.

Fast 100 Jahre nach seinem ersten Erscheinen und nach vielen, vielen vergriffenen Auflagen, erscheint nun im Diogenes Verlag "Das Totenschiff" von B. Traven erneut. Sprachlich an den Zeitgeist angepasst, indem etwa das N*Wort ersetzt wurde, und mit einem Nachwort von Volker Kutscher versehen.

"Das Totenschiff" ist ein fesselnder Abenteuerroman. Der junge Seemann Gales bleibt in Antwerpen hängen, weil sein Schiff früher ausläuft, als er gedacht hatte, und möchte sich nun in die USA und damit nachhause durchkämpfen. Leider waren alle seine Papiere und vor allem sein Seemannsbuch an Bord. So kann er sich nicht ausweisen und auch auf keinem neuen Schiff anheuern.

Gales Konflikte mit der Bürokratie und den Konsularen in den verschiedenen Ländern wirken dabei teils kafkaesk und zeugen von einer guten Portion Humor. Es beginnt eine absurde Odyssee durch Europa, die ihn schließlich auf ein Schiff führt, das Waffen schmuggelt.

Der schnodderige Ton dieser Rollenprosa zieht einen gleich von Beginn an in den Roman hinein. Es ist so, als würde einem Gales abends in der Kneipe seine atemberaubende Geschichte erzählen. Wobei er natürlich kein Blatt vor den Mund nimmt und seine Sprache mit vielen Begriffen aus der Seefahrt spickt. Das macht diesen Helden so authentisch und den Lesespaß so groß.

Die Yorrike, so heißt das Schiff, auf dem er schließlich anheuern kann. Es handelt sich um einen Kahn, auf dem nur Seeleute ohne Papiere arbeiten. Sie sind "lebende Tote". Daher der Romantitel "Das Totenschiff".

Der Roman erzählt so auch davon, wie nach dem Ersten Weltkrieg Grenzen willkürlich verschoben wurden, Nationen andere Gebiete erhielten und teilweise die Bürger durch das Raster fielen und so staatenlos wurden. Schutz- und rechtelos sind sie nun einem brutalen kapitalistischen System ausgeliefert. In der Hölle eines Maschinenraums, deren Motoren noch mit Kohle betrieben werden.

B. Traven war ein sehr erfolgreicher Autor, dessen Romane auch verfilmt wurden. Doch bis heute kann niemand mit letzter Sicherheit sagen, wer sich hinter dem Pseudonym versteckt.

Neben der Lektüre des Romans macht es so auch Spaß, sich mit diesem Rätsel zu beschäftigen und in einer ruhigen Stunde im Internet einmal den verschiedenen Theorien zu überprüfen.

Eine Rezension von Christoph Ohrem

Literaturangaben:
B. Traven: Das Totenschiff
Mit einem Nachwort von Volker Kutscher
Diogenes Verlag, 2023
416 Seiten, 26 Euro