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Mythos Bude: Das Ruhrgebiet feiert die Trinkhalle

Büdchen, Buden, Kioske, Trinkhallen: Wie auch immer man die kleinen Lädchen nennt, sie gehören fest zum Stadtbild in NRW – und das schon seit über 100 Jahren. Zum "Tag der Trinkhallen" am 17. August verwandeln sich viele von ihnen wieder in lauschige Eventlocations mit buntem Bühnenprogramm.

Kiosk in Wattenscheid

Ein Büdchen gibt es im Ruhrgebiet fast bei jedem "umme Ecke", es ist fester Bestandteil des Lebens im Revier. Oft ist die Bude der Treffpunkt im Stadtteil: Hier trifft man sich, kauft ein und ist unter Bekannten.

Ein Büdchen gibt es im Ruhrgebiet fast bei jedem "umme Ecke", es ist fester Bestandteil des Lebens im Revier. Oft ist die Bude der Treffpunkt im Stadtteil: Hier trifft man sich, kauft ein und ist unter Bekannten.

Am "Tag der Trinkhallen", der in diesem Jahr zum vierten Mal stattfindet, werden Buden im ganzen Revier als Begegnungsort der Kultur(en) gefeiert. Mehr als 100 Kioske sind am 17. August dabei – darunter auch 40 "Programmbuden" mit Livemusik, Kleinkunst und Mitmach-Aktionen.

Im "Bredeneyer Treff" an der Endhaltestelle der Ruhrbahn stärken sich die Essener schon seit mehr als drei Jahrzehnten mit Brötchen, Snacks & Getränken. Garip Acar hat den beliebten Treffpunkt 2022 übernommen – und freut sich am "Tag der Trinkhallen" gleich auf zwei Bands, die vor ihrem Kiosk auftreten werden.

Im Zentrum der Castroper Altstadt befindet sich seit 2015 der "Markt-Kiosk". Hier werden am 17. August der walisische Bluesgitarrist Dean Newman und die "Blue Bros." zu Gast sein.

Eine Bude unter Denkmalschutz: den Kiosk am Kurt-Edelhagen-Platz in Herne-Sodingen gibt es schon seit über 100 Jahren! Die "Bedürfnisanstalt nebst Trinkhalle" wurde im November 1922 eröffnet – Schankerlaubnis inklusive. Und auch Betreiberin Heike Chudra (rechts im Bild), nach der der Kiosk heute benannt ist, ist schon viele Jahre dabei.

Naciye Karabulut ist Inhaberin der "Ballerbude" in Oer-Erkenschwick. Der Kiosk ist ein beliebter Treffpunkt im Ort, sie selbst hat hier einst ihren Mann kennengelernt. Zum "Tag der Trinkhallen" gibt's neben Livemusik und Retro-Computerspielen auch Bratwurst, Döner und Slush-Eis.

Früher gehörte Lola Meiers "Büdchen am Stadtgarten" in Wattenscheid zur angrenzenden Villa: Die Besitzer haben sich hier zum Tee getroffen. Heute gibt es stattdessen Kaffee, Zeitschriften, Briefmarken – und ein besonderes Süßigkeiten-Sortiment.

Bundesweit gibt es ca. 22.000 Büdchen, schätzt der Handelsverband Deutschland (HDE) – doch die Zahlen sinken stetig. Auch im Ruhrgebiet grassiert seit Jahren ein "Kiosksterben". Dieser Entwicklung soll der "Tag der Trinkhallen" entgegenwirken.

"Trinkhalle" heißen die Büdchen übrigens deshalb, weil sie ursprünglich zur Versorgung der Arbeiter mit Mineralwasser gedacht waren. Entwickelt haben sich daraus kleine Verkaufsläden, in denen auch viele Alltagsartikel angeboten werden. Oft gibt es auch belegte Brötchen und Kaffee. Und immer noch kaufen Kinder dort gerne ihre "gemischten Tütchen" für 20 oder 50 Cent nach der Schule. Viel Platz brauchen die Trinkhallen nicht, auch auf engstem Raum bieten sie alles, was ihre Kunden brauchen: vom "Bömmsken" bis zum "Bierchen".

Noch ein Eis oder eine Tüte Chips für den gemütlichen Fernsehabend? Schnell noch ein Sektchen oder eine Tiefkühlpizza? Die Trinkhallen sind auch offen, wenn andere Geschäfte schon längst geschlossen sind. Und das meist rund um die Uhr, sieben Tage die Woche.

Stand: 12.08.2024, 09:07 Uhr