Blaues Rauschen in Gelsenkirchen: Antye Greie-Ripatti

Die Kunst von Dichterin, Klangbildhauerin und Soundaktivistin Antye Greie-Ripatti bewegt sich im Echoraum von intersektionalem Feminismus, radikaler Ökologie und Poesie. Im HIER IST NICHT DA traf Dada’esque Poesie auf elektronische Soundfragmente.

Antye Greie-Ripatti (AGF, poemproducer) ist Klangbildhauerin, Komponistin, Kuratorin, Vermittlerin von Klangkunst und intersektionale feministische Netzwerkerin. Ihre künstlerische Praxis begann in den frühen 90ern. Seitdem hat sie neben ihrer Soloarbeit mit großen Figuren der elektronischen Musik gearbeitet. Dazu gehören die beiden deutschen Clublegenden Gudrun Gut und Ellen Allien, die französische Pionierin Eliane Radigue und die britische Avantgardistin Kaffe Matthews (zusammen bei The Lappetites), der schottische klassische Komponist Craig Armstrong und der finnische IDM-Schatz Sasu Ripatti aka. Vladislav Delay.
Mit Ripatti lebt Antye Greie schon seit vielen Jahren auf der kleinen Insel Hailuoto im Norden von Finnland - einer Umgebung, die großen Einfluss auf ihren Begriff von Musik genommen hat. Aktuell setzt sie sich u.a. in einer hybriden Form aus Wissenschaft, Spekulation, Fiktion und Poesie mit der Auffassung von Liedern als Technologie auseinander. Sie erforscht die Eigenschaften und das (historische) Potential von Lied und Gesang als Wissensspeicher innerhalb indigener Kulturen, aber auch im Kontext revolutionärer Bewegungen. Auf der von ihr kuratierten Online Plattform rec-on.org präsentiert sie eigene Arbeiten, die auf dieser Perspektive fußen, aber auch Stücke anderer internationaler Künstler:innen, die mit Sound politische Positionen hörbar werden lassen.

Vergangenes Jahr war Antye Greie bei der fünften Ausgabe vom Festival Blaues Rauschen im HIER IST NICHT DA in Gelsenkirchen zu Gast. Ihre Soloperformance besteht aus dadaistisch anmutenden Reflexionen über das (Zu-)Hören und (Aus-)Sprechen, bei denen durch das Aufbrechen von Wörtern in ihre kleinsten Sinn tragenden Einheiten Bedeutung dekonstruiert und dadurch intensiviert wird. Dazu setzt sie elektronisch generierte Soundakzente, die beklemmende Atmosphären aber auch den Eindruck transzendierender Weite schaffen.

Um die Festtage und zur Begrüßung des Jahres 2024 senden WDR 3 open Multitrack und das Studio Akustische Kunst ausgewählte Konzertmitschnitte vom Festival Blaues Rauschen, das jährlich in verschiedenen Städten des Ruhrgebiets stattfindet.