Live hören
Jetzt läuft: Édouard Lalo - Cellokonzert d-Moll
Eliades Ochoas Albumcover mit dem Titel Guajiro.

Das Album der Woche

Jede Woche empfiehlt die Resonanzen-Redaktion ein neues Album. Hier sind die Musik-Empfehlungen der letzten Wochen im Überblick.

30. Mai bis 02. Juni: Eliades Ochoa "Guajiro"

Eliades Ochoa lässt sich Zeit: Erst im Alter von 50 Jahren gelang dem Kubaner der internationale Durchbruch als Gründungsmitglied des „Buena Vista Social Club“ aus Wim Wenders gleichnamigen Film. Der Gitarrist und Sänger konnte schon damals auf eine dreißigjährige Karriere im eigenen Land zurückblicken.

Und auch sein erstes Album mit überwiegend eigenen Songs und selbst verfassten Texten kommt spät, Eliades Ochoa wird im Juni 77 Jahre alt. Denn der Musiker, der schon mit sechs Jahren Gitarre spielte, hat sich in der Vergangenheit eher mit der traditionellen Musik Kubas, dem „Son Cubano“, befasst. Auf „Guajiro“ erzählt und besingt Elias Ochoa seine persönliche und abwechslungsreiche Lebensgeschichte, die 1946 in einer Familie von Bauern und Musikern im Osten Kubas begann.

Ein Musiktipp von Jörg Heyd

Eliades Ochoa.

Gespielte Titel:
Dienstag: Vamos a Alegrar El Mundo
Mittwoch: Canto Para Ti Guajira
Donnerstag: Pajarito Volo (feat. Ruben Blades)
Freitag: Se Solto Un Leon

CD-Angaben:
Label: World Circuit Records/BMG

Das Albumcover "Beit" der Band Masaa zeigt spielende Kinder auf einer Wiese in schwarz-weiß.

22. Mai bis 26. Mai: Masaa "Beit"

Unser Album der Woche kommt diesmal von einer Band, deren Musik und Sound auf weiter Flur einzigartig ist. Es ist das Album „Beit“ von Masaa. 

„Beit“ ist das arabische Wort für „Haus“ oder „Zuhause“. Und darum geht es auch auf dem Album. Es kreist um die Frage, was ein Zuhause ist. Ist es ein Ort oder vielmehr ein Gefühl? Ein Gefühl, das wir durch andere Menschen, deren Offenheit entwickeln. Um genau diese Offenheit geht es dem Quartett rund um den Sänger Rabih Lahoud. Sie machen weltoffene Musik, die sowohl im Jazz als auch in der klassischen arabischen Moderne beheimatet ist. Und diese Mischung spricht an, zieht einen in ihren Bann. Jeder der 14 Titel auf dem Album ist überaus intensiv, berühren und rühren, auch wenn man die Sprache nicht versteht.

Ein Musiktipp von Julia Spyker

Schwarz-weiß Aufnahme der Mitglieder der Band "Masaa".

Gespielte Titel:
Montag: Nabad
Dienstag: Zeryab
Mittwoch: Racines
Donnerstag: La Resistance
Freitag: Lotus

CD-Angaben:
Label: Traumton Records
Vö: 28. April 2023

Albumcover von Samuel Blasers "Routes".

15. Mai bis 19. Mai: Samuel Blaser "Routes"

Der Schweizer Posaunist Samuel Blaser wuchs mit Klassik und Volksmusik sowie mit Jazz auf. Bei der Jazzmusik ist er schließlich gelandet, er geht aber stets mit offenen Ohren durch das Leben und schlägt immer wieder neue musikalische Brücken. Als Posaunist feilt er akribisch an Technik und Ausdruck und in seinen Projekten widmet sich Blaser vielen unterschiedlichen Dingen. Er hat sich u.a. mit mittelalterlicher Musik, mit Swing und Blues oder mit frei improvisierter Musik befasst.

Und jetzt macht er einen Abstecher in Richtung Jamaika: Sein neues Album „Routes“ hat Samuel Blaser dem Reggae-Urgestein Don Drummond gewidmet. Dazu hat der musikalische Kosmopolit eine Reihe namhafter Musikerinnen und Musiker um sich versammelt, mit denen er die treibenden jamaikanischen Rhythmen in ganz neue jazzige Farben und Formen hüllt.

Ein Musiktipp von Jörg Heyd

Samuel Blaser posiert mit Posaune.

Gespielte Titel:
Montag: Silver Dollar
Dienstag: Rainy Days
Mittwoch: Thoroughfare
Freitag: Green Island

CD-Angaben:
Label: Yellowbird Records

Das Albumcover Bonfire der Band Hazmat Modine zeigt ein loderndes Lagerfeuer am Strand.

08. Mai bis 12. Mai: Hazmat Modine "Bonfire"

Es ist ungefähr 25 Jahre her: der Sänger und Mundharmonikaspieler Wade Schumann zog nach New York. Eigentlich wollte er als Kunstdozent an der New York Academy of Art unterrichten – und nebenher eine Idee verwirklichen, der er schon lange verfallen war: eine Band mit vier Mundharmonikas zu gründen. Zum Glück hat es nicht lange gedauert, bis er merkte, dass so eine Besetzung nicht besonders gut funktioniert.

Dennoch: Mit diesem gescheiterten Versuch legte er den Grundstein für das mittlerweile 8-köpfige Ensemble Hazmat Modine. Mit ihrer ungewöhnlichen Besetzung von Tuba über Geige bis Balafon erschaffen sie Weltmusik im besten Sinne. Dabei dient ihnen der Blues als Grundlage um Stile wie Calypso, Klezmer, afrikanische Klänge und rumänischen Brass-Band-Sound zu entwickeln. Kraftvoll und energetisch haben sie sämtliche musikalische Scheuklappen abgelegt.

Ein Musiktipp von Ulrike Kukula.

Die Band Hazmat Modine während eines Auftrittes.

Gespielte Titel:
Montag: Give it all away
Dienstag: Sharpening knives
Mittwoch: Delilah’s Lament
Donnerstag: Late at night
Freitag: Walk it off

CD-Angaben:
Label: Jaro Records
VÖ: 05.05.2023
LC 08648

Cover des Albums "Ferlinghetti" von Paolo Fresu

02. Mai bis 05. Mai: Fresu/Rubino/Di Bonaventura/Bardoscia "Ferlinghetti"

Seit fast vier Jahrzehnten ist der sardische Trompeter Paolo Fresu als Jazzmusiker unterwegs, anfangs in seinem Heimatland, ziemlich schnell war er aber auch auf internationalen Bühnen präsent. Seine Diskographie ist sehr umfangreich, er war an rund 500 Aufnahmen beteiligt, ebenso an zahllosen Multimedia-Projekten mit Schauspiel, Tanz und Malerei. Und auch mit der Begegnung von Film und Jazz hat sich Fresu schon immer befasst. Sein neues Album "Ferlinghetti" ist der Soundtrack zu einem Dokumentarfilm des 2021 verstorbenen Dichters Lawrence Ferlinghetti. Hier spielt Paolo Fresu mit einem schlagzeuglosen Quartett, in dem er sich nicht als poetischer Geschichtenerzähler auf der Trompete präsentiert, sondern auch als feinfühliger Komponist und Bandleader überzeugt.

Ein Musiktipp von Jörg Heyd.

Trompeter Paolo Fresu als Jazzmusiker

Gespielte Titel:
Dienstag: I Was An American Boy
Mittwoch: Too Young To Die
Donnerstag: The Macaronia Scene
Freitag: Where Books Were Trees

CD-Angaben:
Fresu/Rubino/Di Bonaventura/Bardoscia: "Ferlinghetti"
(Tuk Music 055)

Auf ihrem Albumcover liegt Camille Bertault im Dunkeln und ein Sonnenstrahl fällt auf ihren Kopf.

24. April bis 28. April: Camille Bertault „Bonjour mon Amour“

Unser Album der Woche kommt von der französischen Sängerin Camille Bertault und heißt „Bonjour mon Amour“. Dass sie eine ausgezeichnete Sängerin ist, hat sie in vier sehr unterschiedlichen Alben mehr als bewiesen. Und nun kommt Nummer Fünf.

Bertault lässt sich nicht in eine Schublade stecken, vielmehr nimmt sie die Möglichkeiten ihrer Stimme und experimentiert. Das braucht Freiheit und diese hat sich die Französin jetzt genommen. Mit ihrem neuen Album „Bonjour mon Amour“. Das hat sie ohne eine Plattenfirma produziert und herausgebracht. Die Freiheit ist absolut zu hören. Ob Chanson, Jazz oder eine Prise Elektronik. Dazu kommen ihre fantasiereichen Texte, mal melancholisch, mal sehr keck. Eine weitere Premiere: Zum ersten Mal versammelt sie  ausschließlich die Musiker auf dem Album, mit denen sie seit mehreren Jahren tourt. Und diese Musiker sind nicht nur zur Begleitung dabei, sie kommen selbst zum Zuge. Denn Camille Bertault kann sich auch zurücknehmen und ihre Band einfach machen lassen. Wenn eine fantastische Sängerin und obendrein Komponistin ein Album veröffentlicht, kann man nicht mehr sagen als: Formidable!

Ein Musiktipp von Julia Spyker

Portrait der französischen Sängerin Camille Bertault.

Gespielte Titel:
Montag: Acrécran
Dienstag: Un grain de sable
Mittwoch: Voir la mer
Donnerstag: À cette chanson
Freitag: Has been

CD-Angaben:
Label: Vita Productions
VÖ : 31.03.2023

Album Cover: The Tallest Man on Earth “Henry ST”

17. April bis 21. April: The Tallest Man on Earth “Henry ST”

The Tallest Man on Earth, mit bürgerlichem Namen Kristian Matsson, lebt wieder zuhause auf seinem Bauernhof in Schweden. Nach ein paar Jahren in New York zog es den Singer-Songwriter zu Beginn der Corona-Pandemie zurück zu seiner Familie. Durch die Lockdowns und Kontaktbeschränkungen seiner Fantasie und Kreativität beraubt, verbrachte er die Zeit statt mit Musik mit dem Anbau von Gemüse.

Das ist glücklicherweise vorbei und mit den ersten Konzert- und Tourmöglichkeiten Ende 2021 kamen auch die Inspirationen für neue Songs zurück.

„Henry ST“ heißt Matssons neues Album und ist das erste, das er mit einer Band aufgenommen hat. Dafür musste der selbsternannte Do-it-yourself-Musiker zwar streckenweise die Zügel aus der Hand geben, aber das Bedürfnis nach echter zwischenmenschlicher Interaktion war größer als sein Ego und das Resultat überzeugte ihn: „Es ist mein persönlichstes Album bis jetzt.“ Luftiger Folk, psychedelischer Pop, akustische Ambientsounds und ein Ausflug in Bluegrassgefilde – „Henry ST“ ist ein vielseitiges Album geworden. The Tallest Man on Earth ist wieder zuhause.

Ein Musiktipp von Sebastian von Haugwitz

Ein Porträt des Musikers "Tallest Man on Earth", mit bürgerlichem Namen Kristian Matsson.

Gespielte Titel:
Montag: Bless you
Dienstag: Major League
Mittwoch: Every Little Heart
Donnerstag: In Your Garden Still
Freitag: Looking For Love

CD-Angaben:
Label: ANTI- Records
Katalog-Nr.: 87952

"Multitudes" von Feist

10. April bis 14. April: Feist "Multitudes"

Die kanadische Musikerin Leslie Feist lässt sich vom Tempo des Musikbetriebs nicht hetzen. Schon mehrfach hat sie in der Vergangenheit die Reißleine gezogen, wenn ihre Karriere und damit auch ihr Leben zu schnell geworden waren. Und auch diesmal sind seit ihrem letzten Album sechs Jahre  vergangen, bis  Feist ein neues Album veröffentlicht.
"Multitudes" ist von einschneidenden Erlebnissen geprägt: es gab die beklemmende Zeit der Pandemie, zudem starb ihr Vater kurz nachdem ihre Tochter geboren wurde. So ist es nicht erstaunlich, dass die Songs auf der neuen Platte ziemlich gegensätzlich klingen: mal laut, mit viel Getöse und Lärm – aber dann auch wieder zart und heiter, fast schon lieblich.

Ein Musiktipp von Ulrike Kukula.

Gespielte Titel:
Dienstag: Hiding out in the open
Mittwoch:  Love who we are meant to
Donnerstag: In lightning
Freitag: Become the earth

CD-Angaben:
Album: "Multitudes" vonFeist
Label: UMI/ Polydor – LC 00309

Albumcover von "Rollin" von Erik Truffaz

03. April bis 06. April: Erik Truffaz "Rollin`"

Um eine spannende Geschichte zu erzählen, braucht Erik Truffaz weder Worte oder Stimme noch ausdrucksstarke Bilder. Einzig und allein seine Trompete reicht ihm, um das Publikum in eine ganz eigene (Klang-)Welt mitzunehmen. Für sein neues Album "Rollin`" hat sich der gebürtige Schweizer eine Reihe an Filmklassikern aus vergangenen Jahrzehnten ausgesucht, die der Jazzmusiker zusammen mit seinem Quintett neu interpretiert. Mit seinem tiefgründigen Spiel, das nicht selten an den Sound des großen Miles Davis erinnert, kreiert Erik Truffaz stimmungsvolle Bilder, die durch sein klagendes und krächziges Spiel den Film-Soundtracks einen ganz besonderen atmosphärischen Anstrich verleihen.

Ein Musiktipp von Jörg Heyd.

Porträt des Jazzmusikers Erik Truffaz mit Trompete

Gespielte Titel:
Montag: Ascenseur pour l’échafaud
Dienstag: One Silver Dollar
Mittwoch: Thème de Fantômas
Donnerstag: Quel temps fait-il à Paris?

CD-Angaben:
Album: "Rollin`" von Erik Truffaz
Label: Blue Note France

Albumcover von "Phoenix" von Natalia Kiës

27. März bis 31. März: Natalia Kiës "Phoenix"

Natalia Kiës ist Pianistin, Sängerin und Songwriterin. Geboren in Oberschlesien, aufgewachsen in Köln.Ihre Liebe zur Musik entdeckte sie früh, doch sie wurde jäh unterbrochen.

Natalia Kiës entdeckte bereits mit 5 ihre Liebe zum Klavier. Doch als der eiserne Vorhang fällt, zieht ihre Familie nach Köln. Das heißgeliebte Klavier musste zurückbleiben und die damals Achtjährige hatte viel mehr mit den Eindrücken des neuen Zuhauses zu tun. Doch die Musik kam zurück. Natalia Kiës studierte zunächst klassisches Klavier, dann Jazzgesang. All das, ihren Lebensweg, die polnische Sprache, den Gesang und das Klavier vereint sie nun auf ihrem Debütalbum "Phoenix". Alles Songs werden von einer speziellen Aura umgeben, erschaffen eigene Welten, die Kiës durch ihre filigranen Kompositionen langsam entstehen, aber auch wieder zerfallen lässt. Dazu kommt eine hochpoetische Sprache. "Phoenix" ist ein Vocal-Jazz-Album der ganz besonderen Art. Es macht gespannt auf das, was noch von dieser außergewöhnlichen Künstlerin kommen mag. 

Ein Musiktipp von Julia Spyker.

Natalia Kiës, Pianistin, Sängerin und Songwriterin, steht mit großen Kopfhörern auf einer belebten Straße.

Gespielte Titel:
Montag: Crystallin
Dienstag: Traces
Mittwoch: Piksel i Pigment
Donnerstag: Kropelka
Freitag: Snowtrain

CD-Angaben:
Album: "Phoenix" von Natalia Kiës
Label: Jazzsick Records
Vö: 24.03.2023 

Das Album-Cover zeigt das Seitenprofil einer afroamerikanischen Frau, die die Zunge rausstreckt.

20. März bis 24. März: Cecile McLorin Salvant “Mélusine”

Der europäische Mythos von Melusine, einem sagenhaften Mischwesen aus Frau und Schlange, taucht schriftlich erstmals im 12. Jahrhundert auf. Bis in die Gegenwart ist er ein wiederkehrendes Thema in Literatur, Poesie, Musik und Film.

Aktuell hat sich die amerikanische Sängerin Cecile McLorin Salvant mit dem Stoff auseinandergesetzt. Auf ihrem Album „Mélusine“ verarbeitet sie neben eigenen Kompositionen neun Stücke aus verschiedenen Epochen, in denen sie mit ihrer eigenen Interpretation der Geschichte Parallelen zwischen Sage und Realität herausarbeitet. Zu Texten auf Französisch, Englisch und Haitianisch-Kreolisch, der Sprache ihres Vaters, kombiniert McLorin Salvant französischen Chanson und akustischen Jazz mit elektronischen und klassischen Elementen.

„Mélusine“ ist eine faszinierende musikalische und lyrische Reise in die Welt der Mythologie und ein weiteres Beispiel für die enorme künstlerische Bandbreite von McLorin Salvant, die in diesem Jahr für den Deutschen Jazzpreis nominiert ist.

Portrait von Cecile McLorin Salvant.

Ein Musiktipp von Sebastian von Haugwitz

Gespielte Titel:
Montag: Doudou
Dienstag: Fenestra
Mittwoch: D’un feu secret
Donnerstag: La route enchantée
Freitag:Il m’a vue nue

CD-Angaben:
Album: Cecile McLorin Salvant "Mélusine"
Label: Nonesuch Records
EAN: 075597906400
VÖ: 24.03.2023

CD-Cover: Daniel Stelter "Pocket Full of Tales"

06. März bis 10. März: Daniel Stelter "Pocket Full of Tales"

Daniel Stelter ist ein Gitarrist der jüngeren Generation, der schon früh zu seinem eigenen Sound gefunden hat. In seiner Musik dreht sich vieles um Transparenz, und das nicht nur, wenn er zur akustischen Gitarre greift. Auch mit der E-Gitarre vermeidet er jegliche Form von Effekthascherei, sondern konzentriert sich ganz und gar auf klare Strukturen und stimmige Melodien, selbst Synthesizer und Vocoder-Sounds setzt er sparsam ein. „Pocket Full of Tales” ist Stelters Album Nummer sechs, eine Sammlung unterschiedlicher musikalischer Kurzgeschichten, die er zusammen mit seinem Trio und einigen Gästen weitestgehend wortlos, aber eben nicht takt- und tonlos zum Besten gibt.

Daniel Stelter "Pocket Full of Tales"

Ein Musiktipp von Jörg Heyd.

Gespielte Titel:
Montag: Comic
Dienstag: Smoothie
Mittwoch: Pocket Full of Tales Suite Movement 1
Donnerstag: Trakker
Freitag: Tiny Solei

CD-Angaben:
Album: “Pocket Full of Tales" von Daniel Stelter
Label: Q-RIOUS
EAN: 0764137576035
VÖ: 24.02.2023

Cover "Oskar Haag - Teenage Lullabies"

27. Februar bis 03. März: Oskar Haag "Teenage Lullabies”

Mit seinem Auftritt beim Wiener Popfest 2021 wurde Oskar Haag schlagartig bekannt. Seitdem startet der Singer-Songwriter richtig durch. Diese Woche erscheint sein Debütalbum: „Teenage Lullabies“ – unser Album der Woche.

Das alles klingt erstmal wenig extraordinär. Ist es aber, denn Oskar Haag ist erst 17 Jahre alt, er hat für das Album sein eigenes Label gegründet, hat alle Songs selbst komponiert und produziert. Dafür hat er die Schule geschmissen und das nicht einmal gegen den Willen seiner Eltern, denn der Vater ist selbst Musiker und unterstützte seinen Sohn bei seinem Vorhaben. Und es hat sich gelohnt, kaum zu glauben wie facettenreich das Album geworden ist. Mal reduziert, einfach nur seine ausdrucksstarke Stimme und Gitarre, mal gesellen sich Percussion und elektronische Sounds dazu. Mal hören wir melancholischen Indie-Pop, mal ein Chanson oder wir werden in den Sound der 50er Jahre verfrachtet. Die „Teeange Lullabies“, sprich Schlaflieder, wiegen uns in ganz verschiedene Träume. Ein spannendes Debüt, das auf alles, was da noch kommen mag, neugierig macht.

Oskar Haag

Ein Musiktipp von Julia Spyker.


CD-Angaben:
Album: “Teenage Lullabies” von Oskar Haag
Label: Lullaby Records/Sony
VÖ: 02.03.2023

Gespielte Titel:
Montag: Hold Me Tight
Dienstag: Love Me For Tonight
Mittwoch: Black Dress
Donnerstag: Stargazing
Freitag: In Your Eyes

Das Cover von Ron Sexsmiths Album The Vivian Line.

20. Februar bis 24. Februar: Ron Sexsmith “The Vivian Line”

Einerseits ist Ron Sexsmith ein Melancholiker, der viel über die Liebe, über Trauer und Verlust sinniert. Gleichzeitig ist der kanadische Singer-Songwriter aber auch ein Melodiker, der diese Themen in wunderschön harmonische Songs verpacken kann. Das macht er seit Mitte der 80er Jahre auf mittlerweile 16 Alben.

Veröffentlichung Nummer 17 hat Sexsmith einer Landstraße gewidmet. Die „Vivian Line“ führt aus seinem Wohnort Stratford heraus Richtung Toronto, wo er viele Jahre gelebt hat. Die Straße symbolisiert für ihn den Wegzug aus der Großstadt in eine neue Lebensphase und gleichzeitig eine Verbindung zu seinem alten Leben. Dreizehn Songs zwischen diesen Welten hat Sexsmith gemeinsam mit seinem ehemaligen Bassisten Brad Jones in Nashville aufgenommen. Das Resultat sind teils mit Streichern und Holzbläsern üppig arrangierte Stücke, die Sexsmith selbst als Barock-Pop bezeichnet und mit denen er sich wieder als Meister der raffinierten Einfachheit beweist.

Eine Aufnahme von Ron Sexsmith.

Ein Musiktipp von Sebastian von Haugwitz

CD-Angaben:
Album: “The Vivian Line”
Interpreten: Ron Sexsmith
Label: Cooking Vinyl
Bestellnr.: COOKCD856

Gespielte Titel:
Montag: One Bird Calling
Dienstag: Ever Wonder
Mittwoch: A Barn Conversion
Donnerstag: Outdated and Antiquated
Freitag: This, That, The Other Thing

Album-Cover "After the Flattery", eine Frau und ein Mann blicken auf einen See, im Hintergrund eine Baumlandschaft.

13. Februar bis 17. Februar: Kliffs - "After the Flattery"

Eigentlich wollten sie nur ein Jahr bleiben. Doch dann sind sie irgendwie hängengeblieben. Mittlerweile leben die beiden kanadischen Musiker Mark Bérubé und Kristina Koropecki seit acht Jahren in Berlin und bereichern die Musikszene. Zunächst getrennt voneinander – aber seit 2018 auch gemeinsam im Duo-Projekt Kliffs.

Man kann nur hoffen, dass ihr neues Album zu einem bald aussterbenden Genre gehört: dem Pandemiealbum. So haben sie für ihre 10 Indie-Folksongs nur Instrumente verwendet, die sie selbst spielen können – das macht einen reduzierten, kammermusikalischen Sound mit Gitarre, Cello, Synthesizer, Stimme und einfachen Schlagzeugbeats. Melancholisch und verträumt haben sie Briefe vertont: an die Schwester, an einen verstorbenen Freund oder an den Chef. Das klingt herrlich entspannt, reduziert und lässig.

Musik-Duo "Kliffs": Mark Bérubé und Kristina Koropecki stehen nebeneinander, Verzerrung durch bewusst verpixeltes Foto.

Ein Musiktipp von Ulrike Kukula

CD-Angaben:
Album: "After the Flattery"
Interpreten: Kliffs
Label: Backseat - VÖ: 10.02.2023

Gespielte Titel:
Montag: Dear Jane
Dienstag: Running
Mittwoch: Alibi
Donnerstag: Believer
Freitag: Helmets

Auf dem Cover, schwimmt ein Mann oberkörperfrei in Lautsprechern.

06. Februar bis 10. Februar: Dhafer Youssef - "Street of Minarets"

Musik und vor allem Gesang begleiten Dhafer Youssef schon sein Leben lang. Er wuchs in einem tunesischen Fischerdorf auf und nicht wenige seiner Vorfahren waren Muezzine. Auch Dhafer Youssef befasste sich intensiv mit den vielen Facetten der menschlichen Stimme, machte aber die arabische Laute Oud zu seinem Hauptinstrument. Sein Spiel begleitet er manchmal mit Gesang, sein Schwerpunkt liegt jedoch in der Verschmelzung der Musik seiner Heimat mit Jazz und anderen Musikformen. Von dieser grenzenlosen Experimentierfreude angetrieben ist auch Dhafer Youssefs neues Album „Street of Minarets“ entstanden, für dessen Aufnahmen er prominente Unterstützung u.a. von Herbie Hancock und Marcus Miller erhielt.

Der Musiker Dhafe Youssef sitzt in einem blau-weißen Anzug mit seiner Oud neben ihm in der Hocke.

Ein Musiktipp von Jörg Heyd

CD-Angaben:
Album: Streets of Minarets
Interpreten: Dhafer Youssef
Label: Back Beat Edition

Gespielte Titel:
Montag: Spinning Hermit
Dienstag: SharQ Suite I: Serenade
Mittwoch: Ondes of Chakras
Donnerstag: Herbie’s Dance
Freitag: Sudra Funk

Das rosa Cover des Album von Amber & The Moon "Things we've got in Common" mit einer Vinylschallplatte

30. Januar bis 3. Februar: Amber & The Moon – "Things we've got in Common"

Ein Debütalbum ist doch immer besonders spannend. Wer kommt denn da um die Ecke? In diesem Fall ist es die Hamburger Sängerin und Gitarristin Ronja Pöhlmann. Sie gründete Amber & The Moon zunächst als Soloprojekt. Doch irgendwie wurde die Lust auf gemeinsames Musikmachen größer. 

Ronja lernte den Bassisten, Gitarristen und Sänger Jonathan Riedel kennen – die Chemie stimmte und mit dem Schlagzeuger Torben Sdunek war die Band komplett. Wer bei Amber & The Moon an Bernstein am Strand denkt, ist auf der richtigen Spur, denn das Album "Things we've got in common" entstand an der Nordsee und am portugiesischen Atlantik. Und genau diese beiden Orte spiegeln sich auch in der Musik wider. Aufwühlend, sanft, ruppig und ruhig. Und genau wie der Blick auf das Meer, lädt das Album von Amber & The Moon dazu ein, sich ein wenig wegzuträumen. Adieu Februar-Tristesse. Willkommen am Meer.

Die Band Amber & The Moon haben das Album "Things we've got in Common" vorgestellt.

Ein Musiktipp von Julia Spyker

CD-Angaben:
Album: Things we've got in Common
Interpreten: Amber & The Moon
Label: Popup-Records 

Gespielte Titel:
Montag: The Ghost
Dienstag: Morpheus 
Mittwoch: There is a Place 
Donnerstag: Howling
Freitag: While everything else was quiet


Album-Cover "Where You Wish You Were", tiefrote Sandwüste unter blassgelber Sonne.

23. bis 27. Januar: Bill Laurance & Michael League - “Where You Wish You Were

Wenn Bassist Michael League und Pianist Bill Laurance im Musikerkollektiv Snarky Puppy spielen, steht der Groove im Vordergrund: die Band präsentiert in wechselnder Besetzung seit fast zwanzig Jahren ein furioses Amalgam aus Jazz, Rock und Funk mit raffinierten Kompositionen und vertrackten Beats.

Ihr erstes gemeinsames Duoalbum „Where You Wish You Were“ klingt da wie ein Gegenpol. Laurance lässt die sonst häufiger eingesetzten Synthesizer weg und konzentriert sich ganz auf den akustischen Klang seines Flügels, während League sich als versierter Spieler verschiedener Saiteninstrumente, allen voran der arabischen Oud, zeigt.

Das Motto der Stücke, die die beiden Musiker während der Corona-Pandemie in Leagues Wahlheimat Spanien aufnahmen, war die Reduzierung auf das Essenzielle, erklärt Laurance: „Es gab keine Rhythmusgruppe, hinter der man sich verstecken konnte, es ging wirklich nur um Melodie und Harmonie.“ Entstanden ist ein feinsinniges Album mit mal wehmütigen, mal heiteren musikalischen Miniaturen und weitläufigen Improvisationsflächen.

Der Bassist Michael League und der Pianist Bill Laurance musizieren gemeinsam.

Ein Musiktipp von Sebastian von Haugwitz

CD-Angaben:
Album: "Where You Wish You Were"
Interpreten: Bill Laurance, Michael League
Label: ACT Music + Vision
Bestellnr.: ACT 9961-2

Gespielte Titel:
Montag: La Marinada
Dienstag: Round House
Mittwoch: Sant Esteve
Donnerstag: Bricks
Freitag: Tricks

Auf dem Albumcover von "The Great White Sea Eagle" ist ein Adler mit einer Gitarre in den Klauen abgebildet.

16. bis 20. Januar 2023: James Yorkston, Nina Persson and The Second Hand Orchestra - "The Great White Sea Eagle"

Seine musikalischen Wurzeln liegen in der Folkmusik Großbritanniens aber auch seiner Heimat Schottland. Dennoch ist der Singer-Songwriter James Yorkston seit jeher aufgeschlossen für andere Einflüsse: er verbindet schon mal indische Musik mit Jazz, Pop und Folk.

Nun hat James Yorkston ein neues Album zusammen mit der ehemaligen Sängerin der Indie-Pop-Band „Cardigans“ – der Schwedin Nina Persson aufgenommen. Begleitet werden sie vom schwedischen „Second Hand Orchestra“, das ganz frei ohne Arrangements oder Noten über Yorkstons Songs improvisiert. Dabei heraus kam Folkmusik, die gerade deshalb charmant unperfekt klingt: mal heiter, mal schwer – aber immer heimelig.

Auf dem Bild sind James Yorkston, Nina Persson und The Second Hand Orchestra bei einer Probe abgebildet.

Ein Musiktipp von Ulrike Kukula

CD-Angaben:
Album: "The Great White Sea Eagle"
Interpret: James Yorkston, Nina Persson and The Second Hand Orchestra
Label: Domino Records

Gespielte Titel:
Montag: Keeping up with the grandchildren, yeah
Dienstag: An Upturned Crab
Mittwoch: Sam and Jeanie McGregor
Donnerstag: A Sweetness in You
Freitag: Hold Out For Love

Albumcover von "Wild Port of Europe" von Eric Vloeimans

9. bis 13. Januar 2023: Eric Vloeimans - "Wild Port of Europe"

Die Aufgabenstellung, den Hafen Rotterdam und die dort lebende Tierwelt zu vertonen, stellt auch für einen erfahrenen Jazzmusiker eine große Herausforderung dar. Zumal die Natur an diesem riesigen Seehafen kaum sichtbar ist. Der Trompeter Eric Vloeimans hat sich aber auf dieses Wagnis eingelassen, und hat insgesamt 39 Miniaturen in ganz unterschiedlichen Stimmungen in Töne gegossen. So einzigartig dieser Soundtrack zum Dokumentarfilm "Wild Port of Europe" ist, so ungewöhnlich ist auch die Besetzung. Denn der niederländische Musiker Vloeimans hat sich für diese klingende Hafenrundfahrt ein Trio aus Trompete, Cello und Schlagzeug zusammengestellt.

Der niederländische Jazztrompeter Eric Vloeimans

Ein Musiktipp von Jörg Heyd

CD-Angaben:
Album: "Wild Port of Europe"
Interpret: Eric Vloeimans
Label: V-Flow Records

Gespielte Titel:
Montag: De Haven - Proloog
Dienstag: In de vroege Zomer
Mittwoch: HOP
Donnerstag: Duizend Krabbenpootjes
Freitag: De Haven - Epiloog

Albumcover "This is pop" von Shitney Beers.

2. bis 6. Januar 2023: Shitney Beers - "This is pop"

Mit ihrem bürgerlichen Namen Maxi Haug, hätte sie wohl eher eine Schlagerkarriere einschlagen können, ein „fetziger“ Name musste also her und es wurde: Shitney Beers. Aber was hier nach krachiger Punkband klingt, ist vielmehr feines Singer-Songwriting.

Die Musikerin Shitney Beers.

Die Halbkanadierin Shitney Beers veröffentliche nun ihr zweites Album "This is pop“. Musikerin wollte sie eigentlich nie werden, hat nicht ganz geklappt. Und da wären wir schon beim Thema des Albums, es geht ums kleine und große Scheitern. Davon singt Beers mit einer großen Portion Galgenhumor, da wird Laktoseintoleranz gestanden oder es geht um Liebeskummer im Peaches-Style. Ein bisschen Punk ist aber doch in Shitney Beers, denn die Texte sind frivol auf eine gute Art, getarnt durch sanfte Gitarrenklänge oder schwebende Klangkompositionen. Macht jetzt schon neugierig darauf, wie wohl das dritte Album klingen mag.

Ein Musiktipp Julia Spyker

CD-Angaben:
Album: "This is pop"
Interpret: Shitney Beers
Label: Grand Hotel van Cleef
Vö: 12.12.2022

Gespielte Titel:
Montag: Movements
Dienstag: Long Distance
Mittwoch: Pop Queen
Donnerstag: Peaches Style
Freitag: Callisto

26. bis 30. Dezember 2022: Yotam Silberstein - "Universo"

Schon auf seiner letzten Veröffentlichung "Future Memories“ stellte der in New York lebende israelische Jazzgitarrist Yotam Silberstein seine Liebe für südamerikanische Folklore in den Fokus. Auf dem aktuellen Album "Universo" knüpft er nahtlos daran an:

Der Jazzgitarrist Yotam SIlberstein.

Lateinamerikanische Rhythmen, die ihn auf seinen Reisen durch u.a. Brasilien, Argentinien, Uruguay und Venezuela inspiriert haben, kombiniert er mit Jazz und Blues und israelischer und arabischer Musik, was zusammen einen vielschichtigen und weltoffenen Sound ergibt.
Dabei verbindet Silberstein Leichtigkeit mit Virtuosität und zeigt außerdem noch ein exzellentes Gespür für Melodien.

Ein Musiktipp von Sebastian von Haugwitz.

19. bis 23. Dezember 2022: Louis Armstrong - "Louis Wishes You a Cool Yule"

Es ist wirklich überraschend: bisher gab es kein Weihnachtsalbum des legendären Trompeters und Sängers Louis Armstrong. Im Gegensatz zu Kollegen wie Bing Crosby, Frank Sinatra oder Ella Fitzgerald nahm er in seiner Karriere zwar einzelne Weihnachtslieder auf – aber nie mit der Absicht, ein ganzes Album herauszubringen.

Nun hat das Label Verve seine Weihnachtssongs – darunter Klassiker wie „White Christmas“ oder „Winter Wonderland“ – zusammengetragen und auf einem Album veröffentlicht. Darunter auch Duette mit Velma Middleton und Ella Fitzgerald. Und als Sahnehäubchen obendrauf eine bisher unveröffentlichte Aufnahme des von Armstrong gelesenen Gedichts „A Visit from St. Nicholas“.  Klassischer Sound, der einem die Seele wärmt.

Ein Musiktipp von Ulrike Kukula

Eine Schwarz-Weiße Aufnahme von dem amerikanischen Jazztrompeter Louis Armstrong in Prag.

CD-Angaben:
Album: "Louis Wishes You a Cool Yule"
Interpret: Louis Armstrong
Label: Verve

Gespielte Titel:
Montag: Cool Yule
Dienstag: Zat You, Santa Claus?
Mittwoch: I've got my love to keep me warm
Donnerstag: Christmas in New Orleans
Freitag: Winter Wonderland

Cover des Albums World.Wide.Wig: Eine Illustration der vier Musiker:innen

12. bis 16. Dezember 2022: World.Wide.Wig – World.Wide.Wig

Flöte, Trompete, Posaune, Marimba, Laute, Oud und jede Menge Percussion-Instrumente und Trommeln: Über 30 unterschiedliche Instrumente aus aller Welt sind auf der neuen CD von Ludwig Himpsl vertreten. Himpsl ist zwar diplomierter Hornist, hat jedoch schon immer ein Faible für brasilianische und arabische Rhythmen.

Aber auch die Musik Osteuropas, Jazz und Klänge seiner bayerischen Heimat finden auf seinem ersten Album, das mit "World.Wide.Wig" denselben Namen trägt wie das Bandprojekt, ihren Platz. Und damit erweitert "World.Wide.Wig" das ohnehin schon satte Farbspektrum der benannten Musikkulturen um neue Schattierungen und ausdrucksstarke Zwischentöne.

Ein Musiktipp von Jörg Heyd

World.Wide.Wig: Drei Musiker und eine Musikerin

CD-Angaben:
Album: World.Wide.Wig
Interpret: World.Wide.Wig
Label: Himpsl Records
HPS2201

Gespielte Titel:
Montag: Cumin & Coriander
Dienstag: Falin al Bulut
Mittwoch: Valentinos Dance
Donnerstag: Sereia
Freitag: Run Through The Forest

CD-Cover "Home" von Ganna

05. Dezember bis 09. Dezember 2022: GANNA - "Home"

Hinter GANNA steckt das Ensemble der ukrainischen Sängerin Ganna Gryniva. Sie ist 2002 im Alter vom 13 Jahren mit ihren Eltern nach Deutschland gekommen. Doch ihrer Heimat ist sie nach wie vor verbunden. So bereiste sie für drei Wochen die Ukraine, um dort Folklorelieder und Melodien zu sammeln. Das war allerdings noch vor dem Überfall Russlands. Aus der Reise und den gesammelten Melodien ist nun das Album „Home“ entstanden.

Jeder Song auf dem Album „Home“ hat eine Geschichte. Eine Geschichte, die dem Song zugrunde liegt, aber auch eine Geschichte, wie Ganna Gryniva ihn gefunden hat. So traf sie beispielsweise in der Nähe von Kiew auf die Mitglieder des Barvinok-Chors. Frauen im Alter zwischen 70 und 80 Jahren. Dort nahm Gryniva den Gesang zum Stück „Halochka“ auf. „Es ist der Name eines Mädchens – der Kosename von Halyna. Ihre Geschichte hat mich tief berührt“, schreibt die Sängerin. Oder der Song „Kolyskova“. Ein Wiegenlied, das Ganny Gryniva unerweigerlich an das Baby erinnerte, das während des Bombenangriffs in Odessa getötet wurde. Die Emotionen der Erinnerung lässt sie spüren. Ihre Stimme ist sanft, voller Traurigkeit; aber auch voller Wut – dem kann man sich kaum enziehen. Überhaupt wird das Album „Home“ so hörenswert durch die kongeniale Kombination aus Ganna Grynivas ausdrucksstarker Stimme, der besondere Anmut der uralten Melodien gebettet in aktuellen Jazzsound.

Ein Musiktipp von Julia Spyker.

Ganna Gryniva "Home"

CD-Angaben:
Interpret: GANNA
Album: Home
Label: Berthold records

Gespielte Titel:
Montag: Vesna
Dienstag: Halochka
Mittwoch: Plyve Kacha
Donnerstag: Spivanka
Freitag: Kolyskova

Das Cover des Albums DanSando der Sängerin Luisa Sobral

29. November bis 2. Dezember 2022: 2022 Luisa Sobral – "DanSando"

Wenige Musikerinnen prägen aktuell so sehr die portugiesische Musikszene wie Luisa Sobral. Die 35-jährige Singer/Songwriterin aus Lissabon wurde hierzulande bekannt als Komponistin des Gewinnersongs des Eurovision Song Contest 2017, „Amar Pelos Dois“, den sie für ihren Bruder Salvador Sobral geschrieben hat.

Vor gut zehn Jahren erschien Luisa Sobrals Debütalbum, das in ihrer Heimat ein großer Erfolg wurde. Sie schreibt Songs für Künstlerinnen wie Ana Moura und Mayra Andrade, produziert einen Podcast, in dem sie mit berühmten portugiesischen Musikern über die Kunst des Songschreibens redet und veröffentlicht alle paar Jahre ein Album, mit dem sie international auf Tour geht.

„DanSando“ heißt Sobrals neue Platte, die sie in Portugal und Brasilien aufgenommen hat. Auf ihr schaut die Sängerin und Multiinstrumentalistin mit bewusst positivem Blick auf den nicht immer positiven Alltag und präsentiert elf Songs in einer luftigen Mischung aus Pop und Jazz.

Ein Musiktipp von Sebastian von Haugwitz

Portrait von Luisa Sobral. Die portugiesische Sängerin hat ein neues Album "DanSando"

CD-Angaben:
Interpret: Luisa Sobral
Album: DanSano
Label: : o-tone music
EAN: 9705274193892

Gespielte Titel:
Montag: Gosto de ti
Dienstag: Nao foste tu
Mittwoch: Amo Como Eu Sei
Donnerstag: As Maes de Hoje em Dia
Freitag: O Quadro Que Pintei

CD-Cover "Villingsberg" von Helge Lien und Knut Hem

21. November bis 25. November 2022: Helge Lien & Knut Hem - "Villingsberg"

Dass norwegischer Jazz und amerikanischer Bluegrass sehr gut zusammengehen, haben der Pianist Helge Lien und der Gitarrist Knut Hem eindrucksvoll auf ihrem gemeinsamen Album "Hummingbird" vor vier Jahren bewiesen. Das Duo erzeugt mit einer Kombination aus melancholisch-lyrischen Klaviermelodien und lebhaften Gitarrenläufen einen cineastischen Sound, der Bilder von weiten Landschaften vor dem geistigen Auge entstehen lässt.

Auch auf ihrem zweiten Album "Villingsberg" verbinden Lien und Hem klanglich nordamerikanische Wüste und Canyons mit norwegischen Wäldern und Fjorden. Und wieder gelingt ihnen das Kunststück, die atmosphärisch dichten Instrumentalstücke trotz ihrer Emotionalität und wehmütiger Schönheit nicht ins Kitschige abrutschen zu lassen.

Ein Musiktipp von Sebastian von Haugwitz

Portrait Helge Lien und Knut Hem

CD-Angaben:
Interpret: Helge Lien & Knut Hem
Album: "Villingsberg"
Label: Ozella
Bestellnr.: OZ100CD

Gespielte Titel:
Montag: Ephemera Danica
Dienstag: Big Country
Mittwoch: Two Good Friends
Donnerstag: Sildrebekken
Freitag: Peaceful Journey

Albumcover von Ron Carter: "Finding the right notes"

14. November bis 18. November 2022: Ron Carter - "Finding The Right Notes"

Der Jazzbassist Ron Carter spielte seine ersten Platten Anfang der 1960er Jahre ein, danach folgten die großen Jahre an der Seite von Miles Davis, Wayne Shorter und Herbie Hancock. Mit weit über 2.000 Alben ist Ron Carter ohne Zweifel der meistaufgenommene Bassist der Jazzgeschichte, sein elegantes Bassspiel prägt bis heute Generationen von Musikerinnen und Musikern. Carter ist ein Stück lebendige Jazz-Geschichte, entsprechend viele Geschichten kann er als Zeitzeuge und damit aus erster Hand erzählen. Das tut er auch im neuen Dokumentarfilm mit dem Titel "Finding The Right Notes". Parallel zum Film ist jetzt der passende und gleichnamige Soundtrack erschienen, der die letzten zehn Jahre von Carters langer Biographie Revue passieren lässt: ein Wiederhören mit alten Freunden wie dem Gitarristen Bill Frisell oder dem Bassisten Christian McBride. Und auch die WDR Big Band ist auf diesem Album mit gleich drei Titeln vertreten, denn Ron Carter und die WDR Big Band haben in den vergangenen Jahren mehrfach auf der Bühne und im Tonstudio zusammengearbeitet.

Ein Musiktipp von Jörg Heyd

Der Jazzbassist Ron Carter betrachtet, neben seinem Instrument sitzend, ein Notenbuch.

CD-Angaben:
Interpret: Ron Carter
Album: "Finding The Right Notes"
Label: In + Out Records

Gespielte Titel:
Montag: Receipt Please
Dienstag: A Nice Song
Mittwoch: Flamenco Sketches
Donnerstag: Blues for D.P.
Freitag: Sweet Lorraine

CD-Cover: "Sentimental Fool" von Lee Fields

07. November bis 11. November 2022: Lee Fields – "Sentimental Fool"

Unser Album der Woche kommt von Lee Fields, einer wahren Soul-Legende. Er war von Beginn an dabei, doch der Durchbruch mochte nicht so recht gelingen. Vielleicht aber jetzt, mit 72 Jahren.

Seit 1969 steht Lee Fields fast ununterbrochen in Studios oder auf der Bühne. Seinen Spitznamen erhielt er früh, als er noch im Gospelchor gesungen hat, er lautet „Little JB“, also Little James Brown. Und wenn man genau hinhört, kann die Art, wie Lee zu singen vermag, durchaus an den großen James Brown erinnern. Doch da ist noch so viel mehr. Eine Zerbrechlichkeit, die mitschwingt, die bei aller Fulminanz des Soul manchmal etwas überhört wird. Lee Fields beamt uns mit seinem Album „Sentimental Fool“ in die Zeit des Soul, doch bleibt er mit seinem Album auch im Jetzt, denn die Jahre haben Spuren hinterlassen und die lässt er uns hören.

CD-Angaben:
Interpret Lee Fields
Album: “Sentimental Fool”
Label: Daptone Records
Vö: 28.10.2022

Gespielte Titel:
Montag: Forever
Dienstag: Sentimental Fool
Mittwoch: Two Jobs
Donnerstag: Without a Heart
Freitag: The Door

31. Oktober bis 04. November 2022: Moka Efti Orchestra - "Telegramm"

Am Anfang stand Tom Tykwers TV-Serie "Babylon Berlin" und der Wunsch, für die Szenenmusik den Swing der wilden 1920er Jahre authentisch und gleichzeitig frisch abzubilden. Die beauftragten Komponisten Nikko Weidemann und Mario Kamien setzten sich mit dem Arrangeur und Saxophonisten Sebastian Borkowski zusammen. Gemeinsam schrieben sie Stücke im Stile der Zeit und stellten für die Dreharbeiten eine 14-köpfige Bigband zusammen: das Moka Efti Orchestra. Aus dem Auftragsfilmprojekt entwickelte sich in kürzester Zeit eine eigenständige Combo, die seitdem bundesweit die Konzerthäuser füllt.

Nach dem Erfolg seines Debütsalbums vor zwei Jahren legt das Moka Efti Orchestra jetzt mit "Telegramm" seine zweite Veröffentlichung vor. Seit den Dreharbeiten für die Serie sei die Band musikhistorisch "bis zu zwei oder drei Jahrzehnte aufgerückt" erklärt Nikko Weidemann.
Auf "Telegramm" kombiniert das Moka Efti Orchestra seine mitreißende Mischung aus Hot Jazz und Swing mit afro-kubanischen Rhythmen, mal deutsch, mal englisch gesungenen Chansons und cineastischem Bigband-Jazz.

Ein Musiktipp von Sebastian von Haugwitz

Die Mitglieder der Bigband Moka Efti Orchestra, aufgereiht vor schwarzer Leinwand und unter Scheinwerferlicht.

CD-Angaben:
Interpret: Moka Efti Orchestra
Album: Telegramm
Label: Rent-A-Record Company
EAN: 4260620834973

Gespielte Titel:
Montag: Last Chance Sweet Valentine
Mittwoch: Eilmeldung
Donnerstag: Dog Gone Love
Freitag: Bedeutend