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Album-Cover: "Tur att jag kan skratta (It’s Lucky I Can Laugh" von Amanda Ginsburg

Das Album der Woche

Jede Woche empfiehlt die Resonanzen-Redaktion ein neues Album. Hier sind die Musik-Empfehlungen der letzten Wochen im Überblick.

22. April bis 26. April: "Tur att jag kan skratta (It’s Lucky I Can Laugh)" von Amanda Ginsburg

Jazz kann mondän sein, überladen oder verkopft. Und manchmal kommt er einfach nur klar, schlicht und raffiniert daher. Genau so ist das Album der schwedischen Sängerin Amanda Ginsburg.

„Tur att jag kan skratta“ heißt das dritte Album der schwedischen Jazzsängerin Amanda Ginsburg. Übersetzt „Ein Glück, dass ich lachen kann“. Allein der Titel verspricht eine Leichtigkeit, die die Musik absolut einlöst. Thematisch kreist das Album tatsächlich ums Lachen, wie entwaffnend es sein, kann, wie ein kurzes Lächeln des fremden Gegenübers den Tag verschönert und wie gut es tut, auch über sich selbst zu lachen. Amanda Ginsburg singt auf Schwedisch, das klingt für unsere Ohren zunächst ungewohnt, obendrein aber höchst charmant, vor allem, weil es so klingt als habe Amanda Ginsburg beim Singen ein Lächeln im Gesicht. Das beeindruckt vor allem bei den virtuosen Scat-Improvisationen, die sie wohl dosiert in einigen Songs platziert. Ein Album also, das beim Hören ein Lächeln erzeugt.

Ein Musiktipp von Julia Spyker

Amanda Ginsburg

Gespielte Songs
Montag: Jag borde inte måste vilja (I Shouldn’t Have to Want To)
Dienstag: Var det mot mig du log? (Were You Smiling at Me?)
Mittwoch: Romans på distans (Romance at Distance)
Donnerstag: Hip skit (Hip Shit)
Freitag: Inte bara du (Not Just You)

CD-Angaben
Album: Amanda Ginsburg: Tur att jag kan skratta
Label: Ladybird Productions

Andre Matov

15. April bis 19. April: „Zappelito’s Bathroom Dance Event“

Das Plattencover lässt nicht im Ansatz erahnen, was den Hörer auf dem neuen Album des Berliner Gitarristen André Matov erwartet. Zu sehen ist eine halbgefüllte Wanne in einem bonbonrosagefliesten Badezimmer, darüber prangt ein kyrillischer Buchstabe, der sich auch im Namen der Band wiederfindet: Matovs Garaж – sprich Matovs Garage.

Erst der Albumtitel „Zappelito’s Bathroom Dance Event“ lässt vermuten, dass es quirlig zugehen könnte. Und genau so ist es. In waghalsiger Geschwindigkeit springt das Quintett von Polka über Jazz zu Rock, kombiniert unterwegs Klezmer mit Punk und Rumba mit Surfmusik. Das ganze eignet sich ebenso als Sondtrack für einen Balkanroadmovie wie auch als Playlist für eine ausgelassene feucht-fröhliche Party – vielleicht im Badezimmer?

Ein Musiktipp von Sebastian von Haugwitz

Albumcover:  “Zappelito’s Bathroom Dance Event” von Matovs Garaж

Gespielte Songs
Montag: Zappelito’s Bathroom Dance Event
Dienstag: Il Ritorno Del Pazzo Matofino
Mittwoch: Izzy’s Boogaloo
Donnerstag: The Girl From Saloniki
Freitag: Adieu l’Amie

CD-Angaben:
Label: Hey!Blau Rec.
Bestellnr.: HBL 023173

Album-Cover "Bright Future" von der US-amerikanischen Songwriterin Adrianne Lenker.

08. April bis 12. April: "Bright Future" von Adrianne Lenker

Seit zehn Jahren singt sie als Frontfrau der Band Big Thief – ziemlich erfolgreich: sogar einen Grammy haben sie schon gewonnen. Doch zwischendurch sehnt sie sich manchmal danach, alleine zu sein, sich zurückzuziehen. Ihr eigenes Ding zu machen.

Dafür hat die US-Amerikanische Songwriterin Adrianne Lenker sich mal wieder in eine Waldhütte im Nordosten der USA zurückgezogen. Ausnahmsweise durften diesmal ein paar Freunde mitkommen: mit Klavier, Banjo und Fiddel. Mit einem Achtspurgerät haben sie Lenkers Songs eingespielt – und im Hintergrund zwitschern die Vögel, rauschen die Bäume und knarzen die Dielen.

In 12 Liedern lässt Adrianne Lenker die Hörer so nah an sich heran, dass es manchmal fast schon wehtut: Ob ihre Mutter sie je lieben können wird, ob die Geliebte sich endlich entscheiden wird – solche existentiellen Fragen verwandelt Lenker in minimalistische und inbrünstige Folksongs mit einem Hauch von Country.

Ein Musiktipp von Ulrike Kukula

US-Amerikanische Songwriterin Adrianne Lenker

Gespielte Songs:
Montag: Fool.
Dienstag: Cell Phone
Mittwoch: Already lost
Donnerstag: Free treasure
Freitag: Sadness as a gift

CD-Angaben:
Album: Adrianne Lenker "Bright Future"
Label: 4AD LTd.
Vö: 22.03.2024

Das Cover von Sarah Amiels neuem Album "Par le hublot"

02. April bis 05. April: "Par le hublot" von Sarah Amiel

Manche Alben kommen wie ein Frühlingslüftchen daher, so leicht und unbeschwert, tänzelnd, wie ein Schmetterling im Wind. Genau so ist das Debütalbum „Par le hublot“ von Sarah Amiel.

Sarah Amiel kommt aus Paris, aufgewachsen ist sie zwischen Büchern und Jazzmusik, genau das verbindet sie nun in ihrer Musik. Sie liebt es damit zu jonglieren, mit Musik und Worten. Sie spielt Flöte, Gitarre und Cello und mit ihrem Gesang balanciert sie die Worte. All das mit einer enormen Leichtigkeit. Sie erschafft einen zauberhaften Kosmos und durch „le hublot“, also das Bullauge gewährt sie uns einen Blick in ihren seltsam-schönen Garten aus Bildern und Geschichten. „Par le hublot“ ist ein Album für Chanson-Liebharber:innen, ein perfekter Soundtrack für den Frühling. Musik, die es auch vermag in manchen tristen Apriltag ein paar Lichtreflexionen zum tanzen zu bringen.

Ein Musiktipp von Julia Spyker

Die Musikerin Sarah Amiel steht neben ihrem Cello und schaut zur Seite.

Gespielte Songs:
Dienstag: Des refrains
Mittwoch: La buée sur le carreau
Donnerstag: Rendez-vous
Freitag: J'voudrais qu'tu veux

CD-Angaben:
Album: Sarah Amiel "Par le hublot"
Label: L'oreille tendre
Vö: 15.03.2024

Albumcover "The Girl with No Skin" von Ella Ronen: Ella Ronen mit schwarzem Kleid inklusive Schleier und verbundenen Augen, rosa und blaue Blumen in den Händen haltend.

25. März bis 28. März: "The Girl With No Skin" von Ella Ronen

Unser Album der Woche kommt von der israelischen wahl-schweizerischen Songwriterin, Poetin und Aktivistin Ella Ronen. Es ist ihr 4. Album und heißt "The Girl With No Skin".

Der kurios anmutende Songtitel und Namensgeber des Albums ist tatsächlich bei einem Songwriter-Treffen entstanden, als Ella ihre eigene Mythologie erfinden sollte. Sie kam auf das Bild von dem Mädchen ohne Haut, das seinen Platz in der Welt schon alleine deshalb nicht einnehmen kann, weil man ja durch sie hindurchsehen kann. Ella Ronen macht sich mit ihrer Musik erneut auf die Suche nach Identität und Heimat. Diese Suche klingt mal voller Tatnedrang und Wut, wie in "The Mall";  mal lieblich und zerbrechlich in "Truth" oder leichtfüßig in "Feel It Rising". Man wünscht ihr eigentlich fündig zu werden, doch andererseits hätten wir sonst diese Musik nicht.

Ein Musiktipp von Julia Spyker

Die Musikerin Ella Ronen.

Gespielte Songs:
Montag: The Girl With No Skin
Dienstag: Undercover
Mittwoch: Truth
Donnerstag: Feel it Rising

CD-Angaben:
Album: Ella Ronen - The Girl With No Skin
Label: BB*ISLAND
Vö: 08.03.2024

Albumcover: “Orbit Kid Society” von Orbit Kid

18. März bis 22. März: "Orbit Kid Society" von Orbit Kid

Der Kopf hinter dem Bandprojekt "Orbit Kid" ist die Berliner Musikerin Sophie Lindmüller, die sich für das erste Album in ausgesuchte Gesellschaft begeben hat – daher der Titel der Platte "Orbit Kid Society".

Die zwölf Stücke, die die Sängerin und Komponistin dafür geschrieben und für verschiedene Instrumentierungen arrangiert hat, entziehen sich geschickt einer  Einordnung. Es sind Songs, die ohne klassische Songstruktur auskommen, ohne einengendes Genrekorsett, bei denen jeder für sich selbst steht und gleichzeitig alle zusammen ein stimmiges Gesamtwerk bilden. Wenn man die Musik dennoch beschreiben will, dann vielleicht als faszinierenden Mix aus Jazz, Pop und Elektro.

"Orbit Kid Society" ist trotz seiner Zugänglichkeit kein Album zum Nebenbeihören – das würde den detailreichen Kompositionen nicht gerecht.

Wer sich aber auf die Musik einlässt, den holt Lindmüller mit ihrer wandlungsfähigen Altstimme ab zu einer stimmungsvollen und fantastischen Soundreise in ihre Umlaufbahn.

Ein Musiktipp von Sebastian von Haugwitz

Potrait der Künstlerin Orbit Kid.

Gespielte Songs:
Montag: Euphoria
Dienstag: Navigation
Mittwoch: Scorched Earth
Donnerstag: Dark Matter
Freitag: Walk On the Moon

CD-Angaben:
Label: Berthold Records
EAN: 4250647324038

Albumcover von "Future Ghosts" von Dekker

11. März bis 15. März: "Future Ghosts" von Dekker

Er liebt die Widersprüche: der amerikanische Singer-Songwriter Dekker trägt auf der Bühne und in seinen Videos immer einen übergroßen Strohhut. Er trägt ihn tief nach unten gezogen, so dass sein Gesicht ganz verdeckt wird – das schafft einerseits eine ziemliche Distanz zum Publikum.
Ganz im Gegensatz zu seinen Texten: Durch sie lässt er die Zuhörer ganz dicht an sich ran. Er besingt seine ganz persönlichen Ängste, Sorgen und andere schwermütige Befindlichkeiten. Und da kommt schon der nächste Widerspruch um die Ecke: Mit seinen schwebenden Indiefolk-Songs verbreitet Dekkers Sound trotz der schwermütigen Themen eine Gelassenheit, die ganz zufrieden, gemütlich und manchmal fast schon heiter daher kommt.

Ein Musiktipp von Ulrike Kukula

Gespielte Songs:
Montag: I know, I know
Dienstag: Hero myth
Mittwoch: Future Ghosts
Donnerstag: Popped to the top
Freitag: I won’t

CD-Angaben:
"Future Ghosts" von Dekker
Label: Useful Fictions

Album-Cover "BRSB" von Bacao Rhythm and Steel Band

04. März bis 08. März: "BRSB" von Bacao Rhythm & Steel Band

Die Bacao Rhythm & Steel Band aus Hamburg ist eine in mehrfacher Hinsicht einzigartige Band, angefangen beim Instrumentarium: im Mittelpunkt steht der metallisch-wabernde Sound der Steelpan (auch Steeldrum genannt), einem Instrument, das ursprünglich aus ausrangierten Ölfässern gefertigt wurde. Und auch das musikalische Ergebnis klingt eindeutig nach Karibik und weniger nach Norddeutschland. Wobei die Band um den Musiker Björn Wagner das karibische Klangspektrum deutlich erweitert und seine Sounds noch mit Elementen aus Funk, Jazz, Hip Hop und Soul anreichert.

Jetzt erscheint mit „BRSB“ Album Nummer vier von der Bacao Rhythm & Steel Band. Doch ganz egal ob Coverversion oder Eigenkomposition: auch diesmal animiert die clubtaugliche Musik zum Tanzen, so dass sich die ohnehin schon große internationale Fangemeinde noch einmal vergrößern dürfte.

Ein Musiktipp von Jörg Heyd

Bacao Rhythm and Steel Band

Gespielte Titel:
Montag: How We Do
Dienstag: Love$ick
Mittwoch: Hotline Bling
Donnerstag: Love For The Sake Of Dub
Freitag: The Champion’s Walk

CD-Angaben:
Album: Bacao Rhythm & Steel Band "BRSB"
Label: bei Big Crown Records BC 155

Rosie Frater-Taylor posiert auf dem Cover zu ihrem neuen Album Featherweight.

26. Februar bis 01. März: “Featherweight” von Rosie Frater-Taylor

Unser Album der Woche kommt von der britischen Musikerin Rosie Frater-Taylor. Sie ist erst Mitte 20 und bringt mit „Featherweight“ schon ihr drittes Album heraus.

Rosie ist in einem Musikerhaushalt aufgewachsen. Ihr Vater Schlagzeuger, also spielte sie zunächst auch erstmal das Schlagzeug. Das wurde von der Gitarre abgelöst. Doch das Schlagzeug hat seine Spuren hinterlassen. Rosie Frater-Taylor überzeugt mir einer unfassbaren rhythmische Genauigkeit und einem Groove, der sich bei ihren Songs einfach nach wenigen Tönen einstellt. Aber es ist nicht nur Frater-Taylors kunstvolles Gitarrenspiel, die ihre Musik so faszinierend macht, es ist auch ihr Gesang und ihr Songwriting.

Ihre Stimme federleicht, sphärisch, manchmal im Duett mit der Gitarre. Alle Songs vollziehen eine Entwicklung. Wendungen, die man so nicht voraussehen würde, die faszinieren und denen man gerne mit den Ohren folgt. „Featherweight“ ist weder Folk, Jazz noch Pop und irgendwie doch alles zusammen.

Ein Musiktipp von Julia Spyker.

Die Musikerin Rosie Frater-Taylor spielt Gitarre.

Gespielte Titel:
Montag: Falling Fast
Dienstag: No Scrubs
Mittwoch: Skin Deep
Donnerstag: Hold the Weight
Freitag: Twenties

CD-Angaben:
Album: Rosie Frater-Taylor „Featherweight"
Label: Cooling Vinyl Limited
Vö: 9.02.2024

Das Albumcover von Timo Lassys & Jukka Eskolas “Nordic Stew” zeigt eine Meeres-Fotografie..

19. Februar bis 23. Februar: “Nordic Stew” von Timo Lassy & Jukka Eskola

Eine musikalische Verbindung zwischen Finnland und New Orleans ist nicht unmittelbar offensichtlich aber doch vorhanden – sowohl historisch als auch ganz aktuell auf dem Album „Nordic Stew“ von Saxophonist Timo Lassy und Trompeter Jukka Eskola.

Die beiden finnischen Musiker spielen solo und in verschiedenen Gemeinschaftsprojekten einen stark vom Soul geprägten Jazz. Im vergangenen Jahr reisten sie nach New Orleans, in die Geburtsstadt des Jazz, und arbeiteten dort drei Tage lang im Studio an neuem Material.

Damit schlossen sie einen Kreis, der vor 100 Jahren mit finnischen Einwanderern in der Stadt begann. Über die fanden Jazzplatten ihren Weg in Europas hohen Norden und prägten dort die improvisierte Musik, die Lassy und Eskola jetzt wieder zurück zu ihrem Ursprung bringen und sie dort weiter entwickeln.

Zahlreiche Musikgrößen aus New Orleans sind an diesem interkontinentalen „Nordic Stew“ beteiligt, in dem Südstaaten-Groove und nordische Coolness perfekt harmonieren.

Ein Musiktipp von Sebastian von Haugwitz

Potrait von Saxophonist Timo Lassy und Trompeter Jukka Eskola.

Gespielte Titel:
Montag: The Duke of Bayou
Dienstag: King Cake
Mittwoch: Long Walk
Donnerstag: Return of the Andania
Freitag: Sweet Holler

CD-Angaben:
Label: Dox Records
VÖ: 23.02.2024
Bestellnr.: DOX664CD

The Miserable Rich: "Overcome"

12. Februar bis 16. Februar: "Overcome" von The Miserable Rich

Sie kommen aus Brighton – und es war ziemlich lange still um sie: die Musiker der Band "The Miserable Rich". Vor etwas mehr als 10 Jahren hatten sie das Ende der Streicher-Indie-Pop-Band verkündet. Doch nun sind sie überraschend mit einem neuen Album zurück.
Wie nicht anders zu erwarten, erschafft das Quintett einmal mehr Folk-Popmusik, die durch den Streichersound eine ganz eigene Klangfarbe bekommt. Ihre Kompositionen sind raffiniert und komplex – und doch klingen ihre Songs geschmeidig, überraschend und vielfältig. Verschiedene Gastmusiker haben sie eingeladen – sie machen den Sound noch abwechslungsreicher: mal klingen Blechbläser nach New Orleans, mal singen Chöre opulente Balladen, mal klagt eine traurige Melodie über das Leid in der Welt, mal rumpelt der Folk fast schon tanzbar.

Ein Musiktipp von Ulrike Kukula.

Gespielte Titel:
Montag: Ballad of Young Fynn
Dienstag: Penny For
Mittwoch: Glue
Donnerstag: FHS
Freitag: Quietly

CD-Angaben:
The Miserable Rich: "Overcome"
Rags To Ruin/ Rough Trade

Cover des Albums "Reading the Air" von Jan Bang

05. Februar bis 09. Feburar: "Reading the Air" von Jan Bang

Als Produzent, Musiker und Festivalgründer ist Jan Bang in seiner Heimat Norwegen schon lange erfolgreich und auch einflussreich. Er gilt als Innovator und Brückenbauer, vor allem wenn es darum geht, Elektronika und Improvisation nicht nur im Tonstudio, sondern auch live auf der Bühne zusammenzuführen. Jan Bang hat als vielbeschäftigter Künstler viel zu tun, so dass die eigenen Projekte manchmal etwa zurückgestellt werden müssen. Doch jetzt erscheint mit "Reading the Air" mal wieder etwas Eigenes, die CD ist sogar das erste gesangsbasierte Soloalbum von Jan Bang seit über 25 Jahren. Für die Aufnahmen hat er sich eine ganze Reihe an Sängerinnen und Gastmusikern eingeladen. Dabei entstand ein lyrisches und fast schon meditatives Songbook voller gedämpfter Schönheit.

Jan Bang

Gespielte Titel:
Montag: Nameless
Dienstag: The Cards
Mittwoch: Reading the Air
Donnerstag: War Paint
Freitag: Cycle

CD-Angaben:
Jan Bang: "Reading the Air"
(erschienen bei Punkt Editions)

Das Albumcover „Elles“ von Youn Sun Nah zeigt Aquarellzeichnungen von Blüten.

29. Januar bis 02. Februar: „Elles“ von Youn Sun Nah

Warum sich nicht mal seinen Lieblingsinterpretinnen widmen, das dachte sich die koreanische Jazzsängerin Youn Sun Nah und veröffentliche jetzt ihr neues Album „Elles“, unser Album der Woche.

Auf dem Album versammelt Youn Sun Nah Künstlerinnen, die ihre eigene musikalische Laufbahn mit ganz bestimmten Songs begleitet haben. Mit dabei sind Songs von Björk, Grace Jones, Nina Simone oder Edith Piaf. Eine ziemlich bunte Mischung. Allerdings wirken sie durch die Interpretation von Youn Sun Nah wie aus einem Guss. Sie verleiht jedem Titel eine ganz eigene Note. Der Jazzstandard „My Funny Valentine“ bekommt eine unglaubliche Leichtigkeit, die man nur selten bei dem Titel hört. Bei „Coisas Da Terra“ von Maria João zeigt Youn Sun Nah ihre Skat-Virtuosität, man kommt aus dem Staunen kaum heraus. An der Seite der Sängerin ist der Pianist Jon Cowherds, der durch seine absolut geschmackvolle Zurückhaltung überzeugt. Ein minimalistisches Album, das vielleicht erst aufs zweite Durchhören seinen wahren Glanz entfaltet.

Portrait der koreanischen Jazzsängerin Youn Sun Nah

Gespielte Titel:
Montag: I've Seen That Face Before (Libertango)
Dienstag: Sometimes I Feel Lik a Motherless Chirld
Mittwoch: My Funny Valentine
Donnerstag: La Foule
Freitag: Feeling Good

CD-Angaben:
Label: Warner Music Group Germany
VÖ: 26.01.2024

Albumcover von "Technically Acceptable" von Ethan Iverson

22. Januar bis 26. Januar: "Technically Acceptable" von Ethan Iverson

Im Jahr 2017 verließ der US-amerikanische Pianist Ethan Iverson nach zwölf Veröffentlichungen das 2000 von ihm mitgegründete Avantgarde-Trio The Bad Plus und startete eine äußerst umtriebige Solokarriere. Nach zwei Platten für die Münchner Plattenfirma ECM ist Iverson mittlerweile bei Blue Note gelandet.
Auf seinem zweiten Soloalbum für das renommierte Label setzt Iverson einen hohen Standard, was musikalische Vielseitigkeit anbelangt. Mit verschiedenen Triobesetzungen streift er in Eigenkompositionen durch die Jazzgeschichte, verpasst einem Standard eine ungehörte Instrumentierung, wagt sich an einen Popklassiker und präsentiert obendrein noch seine erste Klaviersonate.
"Technically Acceptable" heißt das Album, wobei der Titel keine kokette Untertreibung ist. Vielmehr schätzt Iverson augenzwinkernd so seinen momentanen künstlerischen Entwicklungsstand ein: "Mein erstes Album hieß 'School Work'; vielleicht mache ich in zehn Jahren das Album 'Flawless Masterpiece'. Jetzt gerade bin ich 'Technically Acceptable'."

Ein Musiktipp von Sebastian von Haugwitz.

Der US-amerikanische Pianist Ethan Iverson blickt mit Sonnenbrille in die Kamera.

Gespielte Titel:
Montag: Technically Acceptable
Dienstag: ‘Round Midnight
Mittwoch: The Feeling Is Mutual
Donnerstag: Victory is Assured (Alla Breve)
Freitag: The Way Things Are

CD-Angaben:
Label:  Blue Note Records
VÖ: 19.01.2024

Antiguas neues Albumcover Trovador.

15. Januar bis 19. Januar: "Trovador" von antigua

Sie lebt in Köln – doch ihr Herz schlägt für die Musik der Welt, vor allem für die Musik Brasiliens. Die Sängerin und Komponistin Elsa Johanna Mohr ist umtriebig: auf ihrem Debutalbum nahm sie zusammen mit dem Gitarristen Flavio Nunes brasilianische Klassiker und eigene Songs auf. Mit ihrem Vokaltrio Luah gewann sie letztes Jahr den Deutschen Jazzpreis.

Nun erscheint ein neues Album mit ihrem Köln-Bonner Quartett Antigua. Auf "Trovador" verschmelzen die Musiker die Genres: von europäischem Gypsy-Jazz über lateinamerikanische Songs bis hin zu deutschem Chanson reicht die Palette. Viele der Songs haben sie selbst komponiert, aber auch Coversongs sind dabei, z.B von der US-Band Queens of the Stone Age oder alte brasilianische Klassiker.

Ein Musiktipp von Ulrike Kukula

Ein Gruppenfoto des Quartetts Antigua

Gespielte Titel:
Montag: Ser Mulher
Dienstag: Trovador
Mittwoch: Bei dir war es immer so schön
Donnerstag: A vizinha do lado
Freitag: Sueños de ayer

CD-Angaben:
Label: Lady Bäm Records
VÖ 19.01.2024

Das Albumcover der Band Inventionis Mater.

08. Januar bis 12. Januar: "Dimention(i)s Mat(t)er" von Inventionis Mater

Bereits 2011 schlossen sich der Klarinettist Pierpaolo Romani und der Gitarrist Andrea Pennati zum Duo namens „Inventionis Mater“ zusammen, um sich intensiv der Musik von Frank Zappa zu widmen. Seitdem versuchen die beiden Italiener, die extravaganten und teils anarchischen Songs des amerikanischen Rockmusikers in die Sprache des Jazz zu übertragen.

Für ihr neues Album „Dimention(i)s Mat(t)er“ haben sie ihr Duo zum Septett aufgestockt, unter den Gastmusikern ist mit dem Saxofonisten und Sänger Napoleon Murphy Brock auch ein ehemaliger Weggefährte Zappas. Doch trotz großer Besetzung samt Klarinette, Saxofon, Mandoline, Gitarre, Geige und Percussion wird alles andere als dick aufgetragen, ganz im Gegenteil: "Inventionis Mater" entwirren und reduzieren Zappas Songs und rücken sie in ein ganz eigenes sparsames aber helles Licht.

Ein Musiktipp von Jörg Heyd

Klarinettist Pierpaolo Romani und der Gitarrist Andrea Pennati gemeinsam als Duo namens „Inventionis Mater".

Gespielte Titel:
Montag: Cosmic Debris
Dienstag: Holiday in Berlin
Mittwoch: What’s New in Baltimore
Donnerstag: We are not alone
Freitag: More Trouble Everyday

CD-Angaben:
Label: Visage Music

Albumcover "Cantorias" der niederländischen Band Cantorias.

01. Januar bis 05. Januar: "Cantorias" von Cantorias

Mit warmen brasilianischen Klängen starten wir mit unserem Album der Woche in das neue Jahr. Dabei kommen die brasilianischen Klänge gar nicht aus Brasilien, sondern aus den Niederlanden.

„Cantorias“ heißt das Album und die Band. Das sind 4 Sängerinnen und 4 Musiker, die sich dem Sound der 70er und 80er Jahre Brasiliens verschrieben haben. Wenn Sie den Sound von Sérgio Mendes & Brasil ’77 mögen, sind Sie hier genau richtig aufgehoben. Denn die Wurzeln von Cantorias liegen in der Olaiá-Musik, die brasilianischen Harmonien mit einem Retro-Sound verbindet. Im Vordergrund stehen die vier Stimmen der Frauen, sie singen gemeinsam, nie ganz perfekt – und das gibt dem ganzen auch seinen Charme, gehört dazu. Denn Cantorias ist neben dem Bandnamen auch ein ausgelassenes Fest, bei dem Menschen zusammenkommen, um zu singen. Cantorias gelingt es, dass man sich über das ganze Album hinweg so fühlt, als wäre man auf einer wunderbaren Retro-Brasil Party.

Ein Musiktipp von Julia Spyker.

Die vier Sängerinnen der niederländischen Band Cantorias sind in einem Spiegel zu sehen.

Gespielte Titel:
Dienstag: Quadras de Roda
Mittwoch: Ma Deixa Em Paz
Donnerstag: Apesar de Voce
Freitag: Feminina

CD-Angaben:
Label: Zennez Records
Vö:15.12.2023

Das Album Cover der Band Pure Desmond.

25. Dezember bis 29. Dezember: "100" von Pure Desmond

„Pure Desmond“ – der Name des Bandprojektes um Lorenz Hargassner ist Versprechen und Herausforderung zugleich. Gemeinsam mit Gitarrist Johann Weiss, Bassist Christian Flohr und Schlagzeuger Sebastian Deufel spielt der Altsaxophonist seit gut 20 Jahren Musik im Geiste von Paul Desmond, dem  Saxophonisten mit dem unverkennbaren Sound, der auch in Dave Brubecks Quartett spielte und 1959 den Klassiker „Take Five“ schrieb.

Anlässlich des Ende nächsten Jahres anstehenden 100. Geburtstages von Desmond hat es sich „Pure Desmond“ nicht nehmen lassen, ihrem Namensgeber ein besonderes Geburtstagsgeschenk zu machen. Auf dem Album „100“ nehmen sie sich bekannte und unbekannte Stücke des Meisters vor, lassen aber auch andere Kompositionen im Stile Desmonds erklingen.

Der hörbare Respekt vor den Originalen kombiniert mit musikalischer Brillanz und einer erfrischenden klanglichen Eigenständigkeit des Quartetts machen die Cool Jazz-, Bossa- und Swingnummern zu einer gelungenen Hommage an den Mann, der wollte, dass seine Musik „wie ein trockener Martini klingt“.

Ein Musiktipp von Sebastian von Haugwitz

Ein Band Porträt von Pure Desmond

Gespielte Titel:
Mitwoch: Take Five
Donnerstag: Camptown Races
Freitag: Mrs. Robinson

CD-Angaben:
Label: Major Music
Bestellnr.: 2991425MJO

Alela Diane & The Hackles Album Cover: It’s always Christmas somewhere

18. Dezember bis 22. Dezember: "It’s always Christmas somewhere" von Alela Diane & The Hackles

Manche sind einfach nur genervt von ihnen – andere hören ab Dezember nichts anderes mehr: Weihnachtslieder in allen Ausprägungen. Auch viele Musiker machen einen großen Bogen um dieses Thema – und doch erwischt es die meisten irgendwann. So auch die US-Amerikanische Singer-Songwriterin Alela Diane.

Nach rund 20 Jahren um Musikgeschäft hat sie zusammen mit dem Folktrio „The Hackles“ ein Weihnachtsalbum mit überwiegend altbewährten Klassikern aufgenommen. Ganz ohne großes Pathos, Glöckchen oder großem Orchester. Dafür mit Fiddle, Slide-Gitarre und Mandoline. In kleiner Besetzung mit sparsamen, schlichten Arrangements werden die altbekannten Lieder zu amerikanischen Folksongs irgendwo zwischen Bluegrass und Gospel und fast ohne Kitsch.

Ein Musiktipp von Ulrike Kukula

Gespielte Titel:
Montag: Blue Christmas
Dienstag: The Santa’s Gospel
Mittwoch: River
Donnerstag: Good King Wencesclas
Freitag: Silent Night

CD-Angaben:
Label: Rusted Blue

Illustration auf dem ersten CD-Cover des Doppel-Albums "Cinematic Double Bass" von Renaud Garcia-Fons

11. Dezember bis 16. Dezember: "Cinematic Double Bass" von Renaud Garcia-Fons

Renaud Garcia-Fons hat den Kontrabass aus seinem Schattendasein als Begleitinstrument am Bühnenrand befreit.

Ob gezupft oder gestrichen - dank seiner virtuosen, innovativen und kreativen Spielweise hat Garcia-Fons dem Tieftöner zu neuem Glanz verholfen. Und auch auf seiner neuen Doppelalbum dreht sich fast alles um den Bass: „Cinematic Double Bass“ ist ein imaginärer Soundtrack zu einem Film, der erst noch gedreht werden muss. Garcia-Fons hat sich dabei am französischen „Film noir“ der 1950er und 1960er Jahre orientiert und setzt auf seine bewährten Mixtur aus Jazz, Klassik und Weltmusik, lässt europäische, mediterrane und afrikanische Elemente einfließen. Trotz Kleinstbesetzung zieht Renaud Garcia-Fons dabei sämtliche Klangregister und geizt in diesem 44-teiligen Kopfkino weder mit Farben, noch mit Gefühlslagen, Effekten und Stimmungen.

Ein Musiktipp von Jörg Heyd

Illustration auf dem zweiten Cover des Doppelalbums "Cinematic Double Bass" von Renaud Garcia-Fons.

Gespielte Titel:
Montag: Like a Déjà Vu
Dienstag: Film Noir Blues
Mittwoch: City of Embers
Donnerstag: Nowruz Celebration
Freitag: Narita Express

CD-Angaben:
"Cinematic Double Bass" von Renaud Garcia-Fons
Label: RGF Records

Albumcover von "Rizdvo" von Leléka

04. Dezember bis 08. Dezember: "Rizdvo" von Leléka

In die Vorweihnachtszeit gehört natürlich auch ein Weihnachtsalbum. Die üblichen Verdächtigen kann jeder, bei uns bekommen Sie uralte Weihnachts- und Wintermusik aus der Ukraine, allerdings im Jazz-Gewandt.

Seit der Gründung von "Leléka" im Jahr 2016, widmet sich die Band um die ukrainische Sängerin Viktoria Leléka ukrainischer Volksmusik. Natürlich musste endlich auch ein Weihnachtsalbum her, denn die Tradition ukrainischer Weihnachtsmusik ist unglaublich vielseitig. Auf "Rizdvo", zu Deutsch Weihnachten, kann man dieser Musik nachspüren. Die  Lieder haben eine wunderbare Tiefe, sie laden zum Träumen ein und lassen Bilder entstehen. Unberührte, schneebedeckte Landschaften, ein tiefblauer zugefrorener See, Bilder die von Ruhe zeugen und Zuversicht schenken. Dazu kommt der Flötist Maksym Berezhniuk, der mit Duduk, Maultrommel oder Panflöte die Lieder auf ganz besondere Art schimmern lässt. Ein wunderbares Weihnachtsalbum, für alle, die neben den übrlichen Verdächtigen auch mal etwas ganz anderes hören wollen.

Gespielte Titel:
Montag: Radujsja
Dienstag: Oj v Lisku Lisku
Mittwoch: Bil'
Donnerstag: Syz Orel
Freitag: Khto Konja Kupyv

CD-Angaben:
"Rizdvo" von Leléka
Label: Fine Music
VÖ: 24.11

Albumcover "Ibadet Ramadani" der Sängern Ibadet Ramadani.

27. November bis 01. Dezember: "Ibadet Ramadani" von Ibadet Ramadani

Anfang der 2000er Jahre war die in Berlin lebende Sängerin und Songwriterin Ibadet Ramadani erfolgreich mit der Indie-Pop-Band "Super700" unterwegs. Nach Auflösung der Band begann sie solo zu arbeiten, schrieb Songs für Filme und spielte Theater.

Irgendwann zog sie sich mit einer Akustikgitarre zurück in eine Waldhütte und wartete - auf Songs. Die ließen nicht lange auf sich warten und bilden die Grundlage für ihr gerade erschienenes Solodebüt „Ibadet Ramadani“.

"Ich versuche, die Dinge, die ich erfahren habe, ungenau-genau zu beschreiben."

Ramadani singt intime und leise Songs über Liebe, Tod und Hoffnung. Ihre Geschichten handeln von ihrer Familie und von ihr selbst, sind dabei gleichzeitig universell zu verstehen. Die schweren Themen kontert sie musikalisch mit melancholischer Leichtigkeit und der schlichten und fesselnden Schönheit der Songs.

Ein feinsinniges Folkalbum hat Ibadet Ramadani aus dem Wald mitgebracht.

Ein Musiktipp von Sebastian von Haugwitz.

Porträt der Sängerin Ibadet Ramadani.

Gespielte Titel:
Montag: Miss My Daddy
Dienstag: Mockingbird
Mittwoch: Pink Balloon
Donnerstag: Forest
Freitag: Sharrad

CD-Angaben:
Album: Ibadet Ramadani "Ibadet Ramadani"
Label: Jeta Records (Broken Silence)
Bestellnr.: CD 31011

Das Albumcover des Künstlers Beirut

20. November bis 24. November: "Hadsel" von Beirut

Was tun, wenn man als Sänger eine Tournee abbrechen musste wegen Stimmbeschwerden? Wenn der Körper wegen Erschöpfung dringend eine Auszeit braucht? Sich irgendwo erholen, wo es warm ist und man draußen viel Licht und Wärme tanken kann?

Zach Condon, Sänger und Kopf des Projekts "Beirut" machte genau das Gegenteil: Anfang 2020 fuhr er nach Hadsel, eine Gemeinde im Nordosten von Norwegen, die aus verschiedenen Inseln besteht. Dort war es eiskalt und überwiegend dunkel. Und genau das liebte er schon als Kind, es gab ihm schon immer ein Gefühl der Geborgenheit.

Auf der alten Kirchenorgel im Dorf nahm er in dieser Stimmung das Grundgerüst für sein sechstes Studioalbum auf. Zwölf Songs mit einer gehörigen Portion Pathos - auf der einen Seite besinnlich, fast schon sakral mit Orgel und Trompeten - auf der anderen Seite zuversichtlich-hymnisch und kuschlig-warm.

Ein Musiktipp von Ulrike Kukula.

Ein Porträt des Sängers Zach Condon.

Gespielte Titel:
Montag: Baion
Dienstag: Hadsel
Mittwoch: January 18th
Donnerstag: Sueddeutsches Ton-Bild-Studio
Freitag: So many plans

CD-Angaben:
Album: Beirut "Hadsel"
Label: Pompeii Records
Vö: 10.11.2023

Das Albumcover von Chris Dahlgrens neuem Album 'Got-Milk' zeigt dem Musiker im Jacket vor einem alten Fenster stehen

13. November bis 17. November: "Got Milk" von Dhalgren

Chris Dahlgren ist in Denver aufgewachsen, musikalisch gewachsen ist er in New York, seit 20 Jahren lebt er in Berlin. Bekannt geworden ist er als Jazzbassist an der Seite von Größen wie Anthony Braxton oder Joe Lovano. In den letzten Jahren hat er aber auch den Gesang samt Songwriting für sich entdeckt, jetzt ist das dritte Album seines Projekts "Dhalgren" erschienen.

Auf der neuen CD "Got Milk" lässt er noch einmal die letzten zwei Jahre Revue passieren. Die Pandemie hat bei Dahlgren Spuren hinterlassen, so dass sich dieses Thema auch in seinen Songs widerspiegelt.

Doch neben viel düsterer Melancholie klingt auch immer ein Stück weit Zuversicht mit. Denn gerade für dieses poetische Album war es in erster Linie die Natur, vor allem die faszinierende Bergwelt, von der er sich inspirieren ließ. Dahlgren nennt das respekt- und liebevoll "Mountain Music", ohne damit gleich ein neues Genre kreieren zu wollen.

Ein Musiktipp von Jörg Heyd.

Portrait des Musikers Chris Dahlgren

Gespielte Titel:
Montag: Got Milk
Dienstag: Waiting for Siddharta
Mittwoch: With Eric Satie
Donnerstag: Corona no. 25
Freitag: Cherry Blossoms in January

CD-Angaben:
Album: Dhalgren "Got Milk"
(erschienen bei Boomslang Records)

Oriane Lacaille Albumcover „iViV"

06. November bis 10. November: "iViV" von Oriane Lacaille

Unser Album der Woche kommt von der französisch-kreolischen Musikerin Oriane Lacaille und heißt "iViV".

Kreolisch ist auch das Stichwort für Orianes Musik, denn sie baut die Rhythmen und Instrumente ihrer Heimat, der kreolischen Insel La Réunion einfach in ihre Musik ein und macht sie so für unsere westlichen Ohren verständlich.

Und auch in ihren Texten vermischt sie die beiden Sprachen zu einer Art Fantasiesprache. Das ganze klingt in manchen Titeln wie eine Art Trance oder Beschwörung. In der Familie Lacaille war Musik an der Tagesordnung, Orianes Vater - der Akkordeonist René - war quasi einer der Erneuerer der traditionellen Musik der Insel La Réunion.

Oriane wächst zwar in Frankreich auf, steht aber bereits mit 13 Jahren mit ihrem Vater auf der Bühne und kennt die besonderen Rhythmen der kreolischen Musik. Für Oriane ist das Musikmachen aber noch von größerer Bedeutung, denn lange war es Frauen auf La Réunion verboten Musik zu machen, doch die Frauen aus Oriane Lacailles Familie haben sich dagegen erhoben. Viel Kraft steckt also in der Musik von Oriane Lacaille, aber auch Leichtigkeit und Verspieltheit.

Ein Musiktipp von Julia Spyker.

Ein Porträt der Musikerin Oriane Lacaille.

Gespielte Titel:
Montag: Je suis la fleur qui ne poussera jamais
Dienstag: Iviv
Mittwoch: Ride
Donnerstag: Mi pans aou
Freitag: L’unique mot

CD-Angaben:
Album: Oriane Lacaille "iViv"
Label: Ignatub
Vö: 6.10.2023

Julio Resende Fado Jazz, Sons of Revolution Albumcover

30. Oktober bis 02. November: "Sons of the Revolution" von Julio Resende

Das Cover von "Sons of Revolution", der neuen CD des Jazzpianisten Julio Resende, ziert eine Nelke in den Farben der portugiesischen Nationalflagge rot, grün und gelb - das Album ist der Nelkenrevolution gewidmet.

Als 1974 ein friedlicher Putsch die Diktatur von Marcelo Caetano beendete und Portugal den Weg zur Demokratie ermöglichte, war der heute 41-jährige Resende noch nicht geboren. Die Nachwirkungen der Revolution, die Freiheit Gedanken und Gefühle ausdrücken zu können, sind für ihn jedoch allgegenwärtig und haben ihn zu diesem Projekt inspiriert.

Das Vorgängeralbum trug den Titel "Fado Jazz", mittlerweile und konsequenterweise nennt Resende so seine Band. Die Kompositionen auf "Sons of the Revolution", alle bis auf eine stammen aus Resendes Feder, fusionieren die melodische, oftmals melancholische Kulturmusik seiner Heimat mit der Spontaneität und spielerischen Freiheit des Jazz.

Ein Musiktipp von Sebastian von Haugwitz.

Ein Porträt von Jazzpianist Julio Resende.

Gespielte Titel:
Montag: Portugal Celebrates with Red Flowers
Dienstag: Liberdade Desgarrada
Donnerstag: End of Colonial War! No Saudade
Freitag: Portugal Dances Another Mariquinhas

CD-Angaben:
Label: ACT Music + Vision
Bestellnr.: ACT 9980-2

Cover des Albums: Atlas von Slowfox 5

16. bis 20. Oktober: "Atlas" von Slowfox

"Atlas" heißt das neue Album des Kölner Trios Slowfox, das sich zum zehnjährigen Band-Jubiläum etwas Besonderes ausgedacht hat: Zum einen wurde das Trio um Sebastian Gramss (Bass), Hayden Chisholm (Saxofon) und Philip Zoubek (Piano) zum Quintett aufgestockt, zum anderen hat man sich auf eine musikalische Weltreise durch sämtliche Kontinente begeben.

Argentinien, Sudan und Chile sind nur drei von über 20 Ländern, in denen Slowfox dabei Station macht und traditionelle und exotische Musikformen in die eigene Bandsprache übersetzt. Bassist Sebastian Gramss bezeichnet diesen Klangkosmos als "melodische Avantgarde": Eine individuelle Klangästhetik voller Originalität - dezent und expressiv zugleich.

Ein Musiktipp von Jörg Heyd.

Die Band Slowfox

Gespielte Titel:
Montag: Mopti
Dienstag: Young Sir
Mittwoch: El derecho de vivir en paz
Donnerstag: Yèkèrmo sèw
Freitag: Taquito militar

CD-Angaben:
Slowfox 5: Atlas
Erschienen bei rent a dog

Albumcover "Javelin" von Sufjan Stevens.

09. Oktober bis 13. Oktober: "Javelin" von Sufjan Stevens

Nach drei Jahren erscheint nun endlich wieder ein Soloalbum des genialen Multiinstrumentalisten Sufjan Stevens. So viel vornweg, diejenigen, die "Carrie & Lowell" noch im Ohr haben, können sich freuen.

Back to the Roots, zurück zum Folksong. So könnte man das neue Album "Javelin" von Sufjan Stevens umschreiben. Die elektronischen Sounds scheinen erst einmal Pause zu haben. Alle Songs beginnen fragil, mit Stimme und Gitarre oder Klavier oder Banjo. Doch es wäre nicht Sufjan Stevens, wenn er nicht doch in jedem Titel ein Tor zu seinen fantastischen Klangwelten aufstoßen würde. So mischen sich zu Stimme und Gitarre, Flöten, Trommeln, Streichinstrumente und Chöre. Fast unbemerkt kommen sie hinzu, das führt zu dem wunderbaren Effekt, dass nahezu alle Songs eine Strahlkraft entfalten, wie eine Blüte ihre Blütenblätter. Zerbrechlich, zaghaft, zauberhaft.

Ein Musiktipp von Julia Spyker.

Artwork zum Album "Javelin" von Sufjan Stevens.

Gespielte Titel:
Montag: A Running Start
Dienstag: Will Anybody Ever Love Me?
Mittwoch: My Red Little Fox
Donnerstag: So You Are Tired
Freitag: Genuflecting Ghost

Album: Javelin
VÖ: 06.10.2023
Label: Atomic Kitten

CD-Cover: “Songs and Symphoniques: The Music of Moondog” von Ghost Train Orchestra & Kronos Quartet

02. Oktober bis 06. Oktober: "Songs and Symphoniques: The Music of Moondog" von Ghost Train Orchestra & Kronos Quartet

Für eine Reihe Variete-Shows zum 90-jährigen Jubiläum eines Bostoner Theaters gründete der damalige musikalische Leiter des Hauses, Brian Carpenter, das Ghost Train Orchestra. Seitdem hat das Großensemble mehrere Aufnahmen mit neu entdeckten oder selten gespielten Stücken amerikanischer Komponisten der 1920er und 30er Jahre veröffentlicht.

Auf seiner aktuellen Produktion beschäftigt sich das Ghost Train Orchestra mit dem vielfältigen Werk des Komponisten Louis Hardin alias "Moondog".

Als Jugendlicher verlor Hardin bei einem Unfall das Augenlicht. Auf der Blindenschule lernte er Klavier und Violine zu spielen, erarbeitete sich autodidaktisch Musiktheorie und Kompositionslehre und beschloss als Komponist nach New York zu gehen. In einem Wikinger-Outfit mit langen weißen Haaren und Rauschebart sang er jahrelang als Straßenmusiker seine Lieder und zog damit die Aufmerksamkeit namhafter Künstler wie Igor Strawinsky, Charlie Parker oder Philip Glass auf sich. Ein Kompositionsauftrag des Hessischen Rundfunks brachte Moondog Mitte der 70er Jahre nach Deutschland, wo er sesshaft wurde und bis zu seinem Tod 1999 lebte und arbeitete.

Gemeinsam mit dem Kronos Quartet und einer Reihe Gastsängerinnen und Sängern (u.a. Joan Wasser, Petra Haden, Rufus Wainwright und Jarvis Cocker) hat sich das Ghost Train Orchestra 17 Stücke von Moondog vorgenommen und sie neu interpretiert. "Songs and Symphoniques: The Music of Moondog" ist eine kurzweilige Reise durch Moondogs kompositorischen Kosmos, der sich zwischen Jazz, Minimal Music und Avantgarde erstreckt.

Ein Musiktipp von Sebastian von Haugwitz.

Ghost Train Orchestra & Kronos Quartet

Gespielte Titel:
Montag: High on a Rocky Ledge (ft. Marissa Nadler)
Mittwoch: Be a Hobo (ft. Rufus Wainwright)
Donnerstag: Behold (ft. Sam Amidon & Aoife O'Donovan)
Freitag: Caribea

CD-Angaben:
Interpret: Ghost Train Orchestra & Kronos Quartet
Album: "Songs and Symphoniques: The Music of Moondog"
Label: Cantaloupe Music
Bestellnr.: CA21192

Album-Cover: "Our roots run deep" von Dominique Fils-Aimé

25. September bis 29. September: Dominique Fils-Aimé "Our Roots Run Deep"

Sie denkt groß - und nimmt sich dafür den nötigen Raum: die Themen, mit denen sich die kanadische Musikerin Dominique Fils-Aimé auseinandersetzt sind so üppig, dass sie nicht auf ein Album passen. Was liegt also näher, als eine Trilogie aufzunehmen? Ihre ersten drei Alben widmete sie der Herkunft und Entstehung schwarzer Musik. Genauer: dem Blues, Jazz und R&B bzw. Hip-Hop.

Auch Dominique Fils-Aimés neues Album ist Teil einer neuen Trilogie. Sie scheint persönlicher und mehr nach innen gerichtet. Als Kind haitianischer Eltern thematisiert die Suche nach ihren eigenen Wurzeln, den Blick auf Traumata der Vergangenheit und den Umgang mit ihren eigenen Ängsten. Musikalisch angesiedelt zwischen Jazz, R’nB, Soul und afrikanischen und karibischen Rhythmen - und eingerahmt durch ihre warme, nuancenreiche Stimme.

Ein Musiktipp von Ulrike Kukula.

Gespielte Titel:
Montag: Give me a reason
Dienstag: Let me go
Mittwoch: My mind at ease
Donnerstag: Our roots run deep
Freitag: To walk away

CD-Angaben:
Dominique Fils-Aimé "Our Roots Run Deep"
Erschienen bei Ensoul Records

Albumcover von "Where Are We" des Saxofonisten Joshua Redman.

18. September bis 22. September: Joshua Redman "Where Are We"

Mit seiner offenen Art hat der Saxofonist, Komponist und Bandleader Joshua Redman immer wieder bewiesen, dass Jazz kein fester Begriff ist, sondern eine aktuelle Musikform, die sich stets in neue Richtungen weiterentwickelt. Mit seiner neuen CD "Where Are We" verlässt Redman erneut die ihm vertrauten Pfade: Die 13 Titel seines neuen Albums, größtenteils Jazz- und Popklassiker, sind vergleichsweise ruhig angelegt und größtenteils mit Gesang. Ein musikalisches Reisetagebuch quer durch Amerika mit Musik, die u.a. den Metropolen New York, Chicago, Minneapolis, Philadelphia und San Francisco gewidmet ist. Für diese stimmungsvolle Hommage an Amerika hat der Tenorsaxofonist Redman neben der Sängerin Gabrielle Cavassa eine Reihe an prominenten Jazzmusikern ins Studio eingeladen.

Ein Musiktipp von Jörg Heyd.

Der Saxofonist Joshua Redman bei einem Konzertauftritt.

Gespielte Titel:
Montag: Chicago Blues
Dienstag: Manhattan
Mittwoch: My Heart in San Francisco
Donnerstag: That’s New England
Freitag: Streets of Philadelphia

CD-Angaben:
Joshua Redman "Where Are We"
Erschienen bei Blue Note Records

CD-Cover: "Bewitched" von Laufey

11. September bis 15. September: Laufey "Bewitched"

Unser Album der Woche heißt „Bewitched“ und kommt von Laufey – mit ganzem Namen Laufey Lín Jónsdóttir. Sie ist eine junge chinesich-isländische Sängerin oder besser Multiinstrumentalistin. Sie spielt Klavier, Cello und Gitarre und singt Jazz, wie in guten alten Zeiten.

Und genau mit dieser Art Jazz  bricht sie tatsächlich Spotify-Rekorde. Denn sie ist auch auf TikTok aktiv und erfolgreich und bringt junge Menschen zum Jazz. Der ist facettenreich bei Laufey. Von einer kleinen, leichten Bossa-Nova Nummer wie in „From The Start“ mit Gitarre und Stimme, über ein imposantes Klavierintro, das an Debussy erinnert bei „California and Me“ bis hin zum wirklich cineastischen, fast schon musicalhaften Titel „Bewitched“ mit Orchester. Dazu kommt Laufeys samtige Stimme, nie aufgeregt, immer auf den Punkt und das alles mit Anfang 20. Man darf sich also freuen, was da noch kommen mag.

Ein Musiktipp von Julia Spyker.

Portrait von Laufey

Gespielte Titel:
Montag: Califorina and Me
Dienstag: From The Start
Mittwoch: Bewichted
Donnerstag: Letter To My 13 Year Old Self
Freitag: Must Be Love

CD-Angaben:
Laufey „Bewitched“
Vö 08.09.2023
Label: Laufey under exclusive License to AWAL Recordings America, Inc

Das Album "Brexit Music" von Baptiste Trotignon.

04. September bis 8. September: Baptiste Trotignon - "Brexit Music"

Seit dem 1. Januar 2021 ist das britische Königreich nicht mehr Teil der Europäischen Union. Die Auswirkungen des „Brexit“ auf Briten und Festland-Europäer sind jedoch nach wie vor deutlich zu spüren, auch in der Kultur. Zahlreiche Förderprogramme sind weggefallen, undurchsichtige Einreisebestimmungen und komplizierte Visaregelungen erschweren die Planung von Konzertreisen für Kulturschaffende in beide Richtungen.

"Brexit Music" hat der französische Jazzpianist und Komponist Baptiste Trotignon sein neues Trioalbum genannt und trotz der Betonung, dass es kein politisches Album sei, setzt er damit natürlich ein Statement.
„Die Kunst wird alle gesellschaftlichen Modeerscheinungen überleben.“ schreibt Trotignon optimistisch und tritt direkt die Beweisführung mit einer feinen Auswahl von britischen Rocksongs aus vier Jahrzehnten an, die er kunstvoll für sein Jazztrio bearbeitet hat. Die unvermeidlichlichen Beatles sind gleich zwei mal vertreten, ebenso die Alternative-Rock-Band Radiohead. Dazwischen tummeln sich überwiegend bekannte Songs von den Rolling Stones, David Bowie und Pink Floyd und etwas unbekanntere Nummern von Elvis Costello oder Robert Wyatt.

Dabei arbeitet Baptiste Trotignon sowohl die verbindenden als auch die unterscheidenden Elemente zwischen Rock und Jazz heraus. Unterstützt von Bassist Matt Penman und Schlagzeuger Greg Hutchinson präsentiert er ein höchst kurzweiliges Wiederhören von alten Bekannten in neuen Kleidern.

Ein Musiktipp von Sebastian von Haugwitz.

Der Musiker Baptiste Trotignon.

CD-Angaben:
Interpret: Baptiste Trotignon
Album: Brexit Music
Label: Naive Records
Bestellnr.: BLV 8147


Gespielte Titel:


Montag: Drive My Car
Dienstag: Karma Police
Mittwoch: Life On Mars
Donnerstag: Message In A Bottle
Freitag: Mother’s Little Helper

Auf dem Albumcover von Bebel Gilbertos " Joao", gibt ein Kind einem Erwachsenen einen Kuss auf den Mund.

28. August bis 01. September: Bebel Gilberto "João"

Auf der Bühne stand sie schon als Kind. Aber den großen Durchbruch feierte Bebel Gilberto später, im Jahr 2000. Damals wurde ihr Album „Tanto Tempo“ zum meistverkauften brasilianischen Album in der Geschichte der US-Charts. Gilberto entwickelte ihr musikalisches Erbe mit elektronischen Mitteln weiter: sie verwandelte die Bossa Nova in tanzbare Clubmusik.

Erst jetzt, vier Jahre nach seinem Tod, wagte sich Bebel Gilberto an die Musik ihres berühmten Vaters João Gilberto. Er gilt als einer der wichtigsten Mitbegründer der Bossa Nova. Zum ersten Mal seit ihrer Jugend singt Bebel Gilberto nun die Songs ihres Vaters und kehrt damit musikalisch zurück zu ihren Wurzeln. 11 meist melancholische Lieder in klassischer Besetzung zurückhaltend, sanft und ergreifend.

Ein Musiktipp von Ulrike Kukula.

Eine Schwarz-Weiß Aufnahme von Bebel Gilberto.

Gespielte Titel:
Montag: É preciso perdoar
Dienstag: Desafinado
Mittwoch: Eu vim da Bahia
Donnerstag: Ela e carioca
Freitag: O Pato

CD-Angaben:
Label: Play It Again Sam – LC 07800

Cover: "Coral Way" von Alfredo Rodriguez

21. August bis 25. August: Alfredo Rodriguez "Coral Way"

Es war keine leichte Entscheidung für Alfredo Rodriguez, Ende der 2000er Jahre als junger Künstler seiner Heimat den Rücken zu kehren. Denn um seine Karriere als Musiker voranzubringen, beschloss Rodriguez von Kuba nach Amerika zu gehen, seine Familie musste er damals zurücklassen.

Seit Kurzem Jahren lebt er mit Frau und Kind in der "Coral Way", einer 26 Kilometer langen und lebendigen Straße, die quer durch Miami führt. Dort hat er sich drei Jahre inspirieren lassen und sich die Zeit genommen, um die Stücke für seine aktuelle CD zu schreiben. Dabei steht die "Coral Way" bei Rodriguez nicht nur sinnbildlich als Ort der Begegnung unterschiedlicher Menschen und Kulturen, sondern auch für seinen persönlichen Neuanfang. Und von hier ausgehend schlägt der Pianist und Bandleader eine eindrucksvolle musikalische Brücke von kubanischen Klängen über Latin-Pop bis zum zeitgenössischen Jazz.

Ein Musiktipp von Jörg Heyd.

Alfredo Rodriguez

Gespielte Titel:
Montag: Coral Way
Dienstag: El Llamado
Mittwoch: Maracuya
Donnerstag: Fidju di Lua
Freitag: Distant Memories

CD-Angaben:
Alfredo Rodriguez: Coral Way
Label: Mack Avenue Records

14. August bis 18. August: Sam Burton "Dear Departed"

Das Albumcover zeigt Sam Burton bei blauem Himmel in einem Feld stehen.

Unser Album der Woche kommt von dem US-amerikanischen Singer-Songwriter Sam Burton und heißt „Dear Departed“. Es ist sein zweites Album und bekanntlich ist das ja das schwerste.

Sam Burton war nach seinem Platten-Debut ziemlich auf der Suche. Ende 2020 legte er die Musik erstmal bei Seite, er baute ein Haus mit Freunden, gab seine Wohnung auf und reiste von einer Schlafcouch zur anderen – sprich, er hatte keinen festen Wohnsitz. Während dieser Zeit der Suche sind dann aber doch 10 Songs entstanden.

Sie haben einen herrlich nostalgischen Touch und klingen oft nach goldenem Sonnenuntergang. Nachdem Burton sich in der Melancholie des Openers "Pale Blue Night" gesuhlt hat, schwelgt er im leichtfüßigen "Empty Handed" und schlendert sorglos durch "Coming Down On Me". Ein Album, perfekt für den Spätsommer.

Ein Musiktipp von Julia Spyker.

Ein Schwarz-Weiß Portrait von Sam Burton.

Gespielte Titel:
Montag: Pale Blue Night
Dienstag: Empty Handed
Mittwoch: Maria
Donnerstag: Long Way Around
Freitag: Coming Down On Me

CD-Angaben:
Label: PIAS
VÖ: 28.07.2023

Albumcover "Sequel" von Hanna Sikasa.

07. August bis 11. August: Hanna Sikasa "Sequel"

2019 veröffentlichte die Augsburger Sängerin Hanna Sikasa nach langer Arbeit endlich ihr Debütalbum "Origin" und verpasste ihrer Karriere damit einen entscheidenden Schub... um dann von Corona unsanft gebremst zu werden. Jede Menge zwangsläufig abgesagte Konzerte, ein erfolgreiches Crowdfunding und wieder viel Arbeit später präsentiert Sikasa jetzt den Nachfolger, passend betitelt mit "Sequel".

Acht Kompositionen, bis auf eine alle aus Sikasas Feder, spannen einen weiten Bogen von Pop über Soul und R’n’B zu Jazz. Die Arrangements der Songs für ihre achtköpfige Band sind facettenreich und schwelgerisch, für einige Songs hat sie zusätzlich das Leopold Mozart Streichquartett ins Studio geholt.

Auch mit "Sequel" verweigert sich Hanna Sikasa wieder konsequent der Einordnung in eine musikalische Schublade und bleibt stattdessen ihrem lyrisch-harmonischen Genre-Mix treu. Eine gute Entscheidung.

Ein Musiktipp von Sebastian von Haugwitz.

Profilfoto von Hanna Sikasa, Sängerin aus Augsburg.

Gespielte Titel:
Montag: Mess
Dienstag: Stars are still
Mittwoch: Beautiful jungle
Donnerstag: Bird
Freitag: Gonna let go

CD-Angaben:
Label: Fine Music
Bestellnr.: FM 349-2

Joni Mitchell hebt lächelnd die Hände in die Höhe und singt in ein goldenes Mikrofon.

31. Juli bis 04.August: Joni Mitchell "At Newport"

Es war nicht nur eine riesige Überraschung, sondern auch einer der großen Momente der Popgeschichte: im letzten Jahr war „Joni Jam“ auf dem renommierten Newport Folk Festival in den USA angekündigt. Unter diesem Namen hatten in den Jahren zuvor kleine Konzerte mit ganz unterschiedlichen Musikern im Hause der Folklegende Joni Mitchell stattgefunden. Sie selbst hatte seit rund 20 Jahren nicht mehr auf der Bühne gestanden. Zudem litt sie an den Folgen eines Schlaganfalls.

Umso bewegender, was dann folgte: plötzlich war die 78-jährige Joni Mitchell auf der Bühne des Newport Folk Festivals. Die weißen Wallehaare zu Zöpfen geflochten, eine große Sonnenbrille, die die empfindlichen Augen vor zu viel Licht schützt – sitzend auf einem satinbezogenen, goldenen Sessel - wie ein Thron. Mit ihrer tiefen, dunklen, manchmal brüchigen Stimme sang sie einige ihrer größten Songs - gemeinsam mit Musikerinnen wie Brandi Carlile oder Marcus Mumford. Nun ist der Konzertmitschnitt als Album erschienen – das unerwartete und bewegende Comeback einer Ikone.

Ein Musiktipp von Ulrike Kukula.

Brandi Carlile gibt Joni Mitchell einen Kuss auf die Wange.

Gespielte Titel:
Montag: Both Sides now
Dienstag: Big Yellow Taxi
Mittwoch: Just like this train
Donnerstag: Summertime
Freitag: The circle game

CD-Angaben:
LC 02982 - Rhino

Drei skizzierte Musiker spielen auf ihren Instrumenten.

24. Juli bis 28. Juli: Volker Goetze/Ali Boulo Santo Cissoko/Alejandro Moreno "Flamenkora"

Volker Goetze hat an der Kölner Musikhochschule Jazztrompete studiert, seit über 20 Jahren lebt er in New York, wo er auch als Bandleader, Komponist, Produzent und als Filmemacher arbeitet.

Ebenfalls seit zwei Jahrzehnten befasst er sich intensiv mit der westafrikanischen Musik, mit dem senegalesischen Kora-Spieler Ali Boulo Santo Cissoko pflegt er eine enge musikalische Beziehung. Für seine neue CD „Flamenkora“ hat Volker Goetze sein Klangspektrum noch einmal erweitert, so dass zu Jazz und afrikanischer Musik jetzt noch eine Flamenco-Gitarre dazu stößt. „Flamenkora“ ist eine in dieser Form wohl einzigartige und unaufgeregte Mixtur aus lyrischen, tänzerischen und improvisatorischen Elementen.

Ein Musiktipp von Jörg Heyd.

Zu sehen sind Volker Goetze, Ali Boulo Santo Cissoko und Alejandro Moreno, wie sie ihre Instrumente halten und in die Kamera schauen.

Gespielte Titel:
Montag: M’Bok Africa
Mittwoch: Doulato
Donnerstag: Toumaranké Ya
Freitag: Dougou

CD-Angaben:
Album: Flamenkora
Label: Motema
VÖ: MTM 0410

Tingvall Trio „Birds" von Tingvall Trio, Vögel fliegen in der Dämmerung am Meeresufer entlang.

17. Juli bis 21. Juli: Tingvall Trio „Birds"

Dieses Jahr feiert das Tingvall Trio sein 20-jähriges Jubiläum. Das schwedisch-kubanisch-deutsche Jazztrio erwartet aber keine Geschenke, sondern macht uns eines. Mit ihrem neuen Album „Birds“.

Martin Tingvall widmet das Album den Vögeln, denn – so sagt er - „sie sind die Musiker der Natur. Sie umgeben uns tagtäglich mit ihrer Musik und können unglaublich inspirierend sein. Man muss nur genau hinhören.“ Auf dem Album taucht der Specht auf, der unentwegt rhythmisch in Tingvalls Klavier zu hören ist und von Bass und Schlagzeug gehüllt wird, wie die Blätter und Äste der Bäume. Die Paradiesvögel erscheinen in einem fast barocken Gewand und entwickeln sich zu einem tänzerischen Walzer. Und die Kolibris flirren durch Schlagzeug und Klavier gleichermaßen zauberhaft. All das spricht für eine 20-jährige Bandgeschichte voller gegenseitigem Vertrauen in Zusammenspiel und Improvisation. Und wer das Tingvall Trio schon erlebt hat weiß, welch magische Momente zwischen den drei Musikern entstehen können.
Zum Album gibt es neben 12 brandneuen Kompositionen auch einen wunderbaren Fotoband mit der Geschichte des Trios, vielen wichtigen Stationen und Bandanekdoten. Ein rundum gelungenes Jubiläum. Herzlichen Glückwunsch!

Ein Musiktipp von Julia Spyker.

Das Jazztrio "Tingvall Trio".

Gespielte Titel:
Montag: Woodpecker
Dienstag: Africa
Mittwoch: S.O.S
Donnerstag: Birds
Freitag: Birds of Paradise

CD-Angaben:
Album: Tingvall Trio „Birds
Label: Skip Records
VÖ: 30. Juni 2023

Blossom Dearie "Discover Who I Am" Cover

10. Juli bis 14. Juli: Blossom Dearie "Discover Who I Am (The Fontana Years London 1966-70)”

Mit einer charakteristisch mädchenhaften Stimme und später auch exzellenten Fähigkeiten als Jazzpianistin und Komponistin, startete Margarethe Blossom Dearie Mitte der 1940er Jahre ihre Karriere als Musikerin. In New York sang sie in verschiedenen Vokalensembles für Bandleader wie Alvino Rey und Woody Herman und lernte das damalige „Who is Who“ der Jazzprominenz kennen, darunter Gil Evans, Charlie Parker, Dizzy Gillespie und Miles Davis. Als Solokünstlerin lebte sie einige Jahre in Paris, bevor sie 1956 zurück in die USA ging und dort mit einer charmanten Mischung aus Jazz, Pop und Broadway Erfolge feierte.

Zwischen 1966 und 1970 nahm Blossom Dearie vier Alben für das englische Label „Fontana“ in London auf und war regelmäßig zu Gast im Programm der BBC, was ihr zu einem internationalen Durchbruch verhalf. Diese vier bislang schwierig zu bekommenen Platten sind jetzt in einer üppig ausgestatteten Box mit reichlich unveröffentlichtem Bonusmaterial aus der Zeit wiederveröffentlicht worden.

Auf „Discover Who I Am (The Fontana Years London 1966-1970)“ ist Blossom Dearie sowohl mit Jazzklassikern aus dem Great American Songbook in intimer Triobesetzung live im legendären Londoner Club “Ronnie Scott’s” zu erleben, als auch mit schwelgerisch arrangierten Eigenkompositionen, die den Sound der „Swingin Sixties“-Ära widerspiegeln.

Ein Musiktipp von Sebastian von Haugwitz.

Blossom Dearie Porträt

Gespielte Titel:
Montag: Discover Who I Am (B-Side)
Dienstag: My Favourite Things (Session Demo)
Mittwoch: Long Daddy Green
Donnerstag: Hey John
Freitag: Let It Be Me (Session Demo)

CD-Angaben:
Album: “Discover Who I Am (The Fontana Years London 1966-70)”
Label: Universal
EAN: 0602448413222

Auf dem AlbumcoverIn steht in bunten Buchstaben "The Endless Coloured Ways". Darunter ist ein abstraktes Gemälde zu sehen.

03. Juli bis 07. Juli: "The Endless Coloured Ways: The songs of Nick Drake"

Zu seinen Lebzeiten gehörte er zu den eher unbekannten Musikern. Der britische Songwriter und Sänger Nick Drake veröffentlichte insgesamt drei Alben. Die haben damals kaum jemanden interessiert – sie haben sich schlecht verkauft. Lediglich die Musikkritiker feierten seine Songs. Nick Drake litt an schweren Depressionen und nahm sich 1974 im Alter von 26 Jahren das Leben.

Doch dann gab es im Jahr 2000 eine Werbekampagne für ein Auto – untermalt mit einem Song von Nick Drake. Und plötzlich war sein Name und seine Musik in aller Munde. 25 Jahre nach seinem Tod wurden seine schwermütigen Lieder endlich auch vom Publikum wertgeschätzt.

„The Endless Coloured Ways“  ist eine Hommage an den zu Lebzeiten so verkannten Musiker. Künstler wie Feist,  Joe Henry, Ben Harper oder Aldous Harding haben seinen Songs nicht nur neu aufgenommen sondern auch völlig neu interpretiert Die Folksongs von damals haben sie zu abwechslungsreicher, überraschender und zugleich aktueller Musik gemacht.

Ein Musiktipp von Ulrike Kukula.

Ein Schwarz-Weiß Portrait von Nick Drake, wie er rauchend am Klavier sitzt.

Gespielte Titel:
Montag: Road – von Bombay Bicycle Club & The Staves
Dienstag: Time has told me (Ben Harper)
Mittwoch: River Man (Famous Blue Cable feat. Feist
Donnerstag: Saturday Sun (Mike Lindsay feat. Guy Garvey
Freitag: Hazey Jane II (Camille)

CD-Angaben:
Album: "The endless coloured ways: The songs of Nick Drake"
Label: Chrysalis Records Limited – LC 54104

Albumcover: Yosef-Gutman Levitt feat. Lionel Loueke "Soul Song"

26. bis 30. Juni: Yosef-Gutman Levitt feat. Lionel Loueke "Soul Song"

Erst Ende März ist das Duoalbum "Tsuf Harim" von Yosef-Gutman Levitt erschienen, jetzt legt der südafrikanisch-israelische Bassist schon wieder nach und veröffentlicht das erste Album auf seinem gleichnamigen neugegründeten Label "Soul Song".

Fehlende musikalische Ideen oder Schreibblockaden sind wahrlich keine Probleme für Levitt, der seit seinem Debüt aus dem Jahr 2019 acht Platten aufgenommen hat. Allerdings gab es vor diesem fortdauernden kreativen Hoch eine zehn Jahre dauernde Phase der kompletten Musikabstinenz. Nach dem Abschluss seines Bassstudiums mit magna cum laude am Berklee College of Music in Boston, zog er nach New York, wo er zwar eine musikalisch inspirierende und prägende Zeit verbrachte, sich sein Leben als Musiker jedoch mit aufreibenden Nebenjobs finanzieren musste. Irgendwann verließ ihn die Motivation und es folgte eine lange Pause von der Musik. Levitt arbeitete als Software-Designer, gründete eine Familie und zog nach Jerusalem. Dort fand er vor fünf Jahren zurück zur Musik.

Für die Aufnahmen zu "Soul Song" hat Yosef-Gutman Levitt einen ehemaligen Berklee-Kommilitonen eingeladen, den Gitarristen Lionel Loueke. In Quartettbesetzung übertragen sie Melodien aus der chassidischen jüdischen Tradition behutsam in einen Jazzkontext mit locker leichten Arrangements und gefühlvollen Improvisationen.

Ein Musiktipp von Sebastian von Haugwitz.

Die Musiker der Yosef-Gutman Levitt Band halten sich Arm in Arm und lachen in die Kamera.

Gespielte Titel:
Montag: Chai Elul
Dienstag: Torah Tsiva
Mittwoch: Kol Dodi – The Voice Of My Lord
Donnerstag: Myriad
Freitag: Kave El Hashem - Hope

CD-Angaben:
Album: Yosef-Gutman Levitt feat. Lionel Loueke "Soul Song"
Label: Soul Song Records

Auf dem Cover blickt ein kleiner Junge, verschmitzt und auch etwas unsicher in die Kamera.

19. bis 23. Juni: Nanny Assis "Rovanio"

Unser Album der Woche liefert genau den richtigen Soundtrack zu den aktuellen Temperaturen. Es kommt von dem brasilianischen Gitarristen, Sänger und Percussionisten Nanny Assis und trägt den Titel „Rovanio“ 

Auf dem Cover ein Foto aus den 70ern, ein kleiner Junge, blickt verschmitzt und auch etwas unsicher in die Kamera. Es ist Nanny Assis, der eigentlich Rovanio heißt, diesen Namen hat er aber immer abgelehnt und von seiner Familie wurde er sowieso nur Nanny genannt. Das Kinderfoto und der Albumtitel sind auf jeden Fall ein guter Hinweis, wo die Reise musikalisch hingeht, nämlich zu Nannys musikalischen Wurzeln. Nach Brasilien: Back to Bahia! Dieser Titel ist sogar ein Familienwerk, denn Assis‘ Tochter Laura schrieb den wehmütigen Text als sie sechs Jahre alt war.

Die Familie war gerade von Brasilien nach New York gezogen, und das kleine Mädchen mit Heimweh: „Der Wind weht durch die Palmen und erzeugt die Rhythmen von Bahia“, das hat Nanny so bewegt, dass er ihn vertonte. Seine Tochter kommt auch als Sängerin zum Zuge, im Duett mit ihrem Vater. Bossa Nova vom Feinsten. Ein richtige Hommage an Astrud Gilberto und Antiono Carlos Jobim ist der Titel „No Agora“, neben einem ganzen Orchester zückt ihr mal eben Randy Brecker sein Flügelhorn. „Rovanio“ ist ein wunderbare Bossa-Nova-Jazz-Album, mit etwas Nostalgie, vielen grandiosen Musiker:innen und ein wunderbares Porträt von Nanny Assis.  

Ein Musiktipp von Julia Spyker.

Gespielte Titel:
Montag: Back to Bahia
Dienstag: Amor Omisso
Mittwoch: Insensatez
Donnerstag: Nothern Sea
Freitag: Nenhum

CD-Angaben:
Album: Nanny Assis „Rovanio“
Label: IN+OUT Records
Vö: 09.06.2023

Auf dem Albumcover von "Careful Of Your Keepers" ist ein Mensch mit Sonnenhut und gesenktem Kopf am Strand zu sehen.

12. bis 16. Juni: This Is The Kit “Careful Of Your Keepers”

Vor 20 Jahren hat die britische Sängerin, Songschreiberin und Banjospielerin Kate Stables das Indie-Folk-Projekt „This is the kit“ ins Leben gerufen.  Zunächst war sie unter dem Namen als Solokünstlerin unterwegs, mittlerweile gibt es einen festen Bandkern mit Musikern aus Bristol, während Stables selbst seit Jahren in Paris lebt.

Auf dem neuen Album „Careful of your Keepers“ wird die Grundbesetzung aus Stables Gesang und Banjospiel plus Gitarre, Bass und Schlagzeug von Keyboards und Bläsersätzen ergänzt, die den angenehm unaufgeregten Folk-Pop-Sound der Platte um eine Prise Jazz ergänzt. Dazu kommen Stables Texte, die sich wie kryptische Tagebucheinträge lesen, in denen sie sich mit den vielen Facetten der Zwischenmenschlichkeit beschäftigt.

Ein Musiktipp von Sebastian von Haugwitz

Kate Stables "This is the kit"

Gespielte Titel:
Montag: Careful of your Keepers
Dienstag: Goodbye Bite
Mittwoch: Take you to sleep
Donnerstag: More Change
Freitag: Scabby Head and Legs

CD-Angaben:
Label: Rough Trade Records
Katalog-Nr.: RT0414

Ein kleines Mädchen in Handtüchern gewickelt: Cover des Albums der Sängerin Rahill " Flowers at your feet"

05. bis 09. Juni: Rahill "Flowers at your feet"

Bislang war sie aktiv als Sängerin und Gitarristin der Brooklyner Garage-Rock-Band Habibi. Doch jetzt hat Rahill Jamalifard (die sich als Musikerin schlicht "Rahill" nennt) ihr erstes Soloalbum herausgebracht. Darauf versammelt sie so ziemlich alle wichtigen Einflüsse, Stile und Tonaufnahmen aus ihrer Vergangenheit.

Aus alten Familienvideos hat sie Tonschnipsel, Geräusche und Sprachaufnahmen herausgeschnitten und eingebaut in ihre Songs zwischen TripHop, Jazz und der Rock- und Popmusik des Nahen Ostens. Melancholisch nostalgisch und doch auf der Höhe der Zeit beschäftigt sie sich mit Themen wie Familie, Akzeptanz und ihren iranischen Wurzeln. Das klingt mal hypnotisch, mal fast tanzbar – und immer atmosphärisch.

Ein Musiktipp von Ulrike Kukula

Die Sängerin Rahill hat ihr erstes Soloalbum "Flowers at your feet" herausgebracht

Gespielte Titel:

Montag: I smile for E
Dienstag: Hesitations
Mittwoch: Futbol
Freitag: Rise so I rose

Musikangaben:

Label: Big Dada,
VÖ 12.05.2023

Eliades Ochoas Albumcover mit dem Titel Guajiro.

30. Mai bis 02. Juni: Eliades Ochoa "Guajiro"

Eliades Ochoa lässt sich Zeit: Erst im Alter von 50 Jahren gelang dem Kubaner der internationale Durchbruch als Gründungsmitglied des „Buena Vista Social Club“ aus Wim Wenders gleichnamigen Film. Der Gitarrist und Sänger konnte schon damals auf eine dreißigjährige Karriere im eigenen Land zurückblicken.

Und auch sein erstes Album mit überwiegend eigenen Songs und selbst verfassten Texten kommt spät, Eliades Ochoa wird im Juni 77 Jahre alt. Denn der Musiker, der schon mit sechs Jahren Gitarre spielte, hat sich in der Vergangenheit eher mit der traditionellen Musik Kubas, dem „Son Cubano“, befasst. Auf „Guajiro“ erzählt und besingt Elias Ochoa seine persönliche und abwechslungsreiche Lebensgeschichte, die 1946 in einer Familie von Bauern und Musikern im Osten Kubas begann.

Ein Musiktipp von Jörg Heyd

Eliades Ochoa.

Gespielte Titel:
Dienstag: Vamos a Alegrar El Mundo
Mittwoch: Canto Para Ti Guajira
Donnerstag: Pajarito Volo (feat. Ruben Blades)
Freitag: Se Solto Un Leon

CD-Angaben:
Label: World Circuit Records/BMG

Das Albumcover "Beit" der Band Masaa zeigt spielende Kinder auf einer Wiese in schwarz-weiß.

22. Mai bis 26. Mai: Masaa "Beit"

Unser Album der Woche kommt diesmal von einer Band, deren Musik und Sound auf weiter Flur einzigartig ist. Es ist das Album „Beit“ von Masaa. 

„Beit“ ist das arabische Wort für „Haus“ oder „Zuhause“. Und darum geht es auch auf dem Album. Es kreist um die Frage, was ein Zuhause ist. Ist es ein Ort oder vielmehr ein Gefühl? Ein Gefühl, das wir durch andere Menschen, deren Offenheit entwickeln. Um genau diese Offenheit geht es dem Quartett rund um den Sänger Rabih Lahoud. Sie machen weltoffene Musik, die sowohl im Jazz als auch in der klassischen arabischen Moderne beheimatet ist. Und diese Mischung spricht an, zieht einen in ihren Bann. Jeder der 14 Titel auf dem Album ist überaus intensiv, berühren und rühren, auch wenn man die Sprache nicht versteht.

Ein Musiktipp von Julia Spyker

Schwarz-weiß Aufnahme der Mitglieder der Band "Masaa".

Gespielte Titel:
Montag: Nabad
Dienstag: Zeryab
Mittwoch: Racines
Donnerstag: La Resistance
Freitag: Lotus

CD-Angaben:
Label: Traumton Records
Vö: 28. April 2023

Albumcover von Samuel Blasers "Routes".

15. Mai bis 19. Mai: Samuel Blaser "Routes"

Der Schweizer Posaunist Samuel Blaser wuchs mit Klassik und Volksmusik sowie mit Jazz auf. Bei der Jazzmusik ist er schließlich gelandet, er geht aber stets mit offenen Ohren durch das Leben und schlägt immer wieder neue musikalische Brücken. Als Posaunist feilt er akribisch an Technik und Ausdruck und in seinen Projekten widmet sich Blaser vielen unterschiedlichen Dingen. Er hat sich u.a. mit mittelalterlicher Musik, mit Swing und Blues oder mit frei improvisierter Musik befasst.

Und jetzt macht er einen Abstecher in Richtung Jamaika: Sein neues Album „Routes“ hat Samuel Blaser dem Reggae-Urgestein Don Drummond gewidmet. Dazu hat der musikalische Kosmopolit eine Reihe namhafter Musikerinnen und Musiker um sich versammelt, mit denen er die treibenden jamaikanischen Rhythmen in ganz neue jazzige Farben und Formen hüllt.

Ein Musiktipp von Jörg Heyd

Samuel Blaser posiert mit Posaune.

Gespielte Titel:
Montag: Silver Dollar
Dienstag: Rainy Days
Mittwoch: Thoroughfare
Freitag: Green Island

CD-Angaben:
Label: Yellowbird Records

Das Albumcover Bonfire der Band Hazmat Modine zeigt ein loderndes Lagerfeuer am Strand.

08. Mai bis 12. Mai: Hazmat Modine "Bonfire"

Es ist ungefähr 25 Jahre her: der Sänger und Mundharmonikaspieler Wade Schumann zog nach New York. Eigentlich wollte er als Kunstdozent an der New York Academy of Art unterrichten – und nebenher eine Idee verwirklichen, der er schon lange verfallen war: eine Band mit vier Mundharmonikas zu gründen. Zum Glück hat es nicht lange gedauert, bis er merkte, dass so eine Besetzung nicht besonders gut funktioniert.

Dennoch: Mit diesem gescheiterten Versuch legte er den Grundstein für das mittlerweile 8-köpfige Ensemble Hazmat Modine. Mit ihrer ungewöhnlichen Besetzung von Tuba über Geige bis Balafon erschaffen sie Weltmusik im besten Sinne. Dabei dient ihnen der Blues als Grundlage um Stile wie Calypso, Klezmer, afrikanische Klänge und rumänischen Brass-Band-Sound zu entwickeln. Kraftvoll und energetisch haben sie sämtliche musikalische Scheuklappen abgelegt.

Ein Musiktipp von Ulrike Kukula.

Die Band Hazmat Modine während eines Auftrittes.

Gespielte Titel:
Montag: Give it all away
Dienstag: Sharpening knives
Mittwoch: Delilah’s Lament
Donnerstag: Late at night
Freitag: Walk it off

CD-Angaben:
Label: Jaro Records
VÖ: 05.05.2023
LC 08648

Cover des Albums "Ferlinghetti" von Paolo Fresu

02. Mai bis 05. Mai: Fresu/Rubino/Di Bonaventura/Bardoscia "Ferlinghetti"

Seit fast vier Jahrzehnten ist der sardische Trompeter Paolo Fresu als Jazzmusiker unterwegs, anfangs in seinem Heimatland, ziemlich schnell war er aber auch auf internationalen Bühnen präsent. Seine Diskographie ist sehr umfangreich, er war an rund 500 Aufnahmen beteiligt, ebenso an zahllosen Multimedia-Projekten mit Schauspiel, Tanz und Malerei. Und auch mit der Begegnung von Film und Jazz hat sich Fresu schon immer befasst. Sein neues Album "Ferlinghetti" ist der Soundtrack zu einem Dokumentarfilm des 2021 verstorbenen Dichters Lawrence Ferlinghetti. Hier spielt Paolo Fresu mit einem schlagzeuglosen Quartett, in dem er sich nicht als poetischer Geschichtenerzähler auf der Trompete präsentiert, sondern auch als feinfühliger Komponist und Bandleader überzeugt.

Ein Musiktipp von Jörg Heyd.

Trompeter Paolo Fresu als Jazzmusiker

Gespielte Titel:
Dienstag: I Was An American Boy
Mittwoch: Too Young To Die
Donnerstag: The Macaronia Scene
Freitag: Where Books Were Trees

CD-Angaben:
Fresu/Rubino/Di Bonaventura/Bardoscia: "Ferlinghetti"
(Tuk Music 055)

Auf ihrem Albumcover liegt Camille Bertault im Dunkeln und ein Sonnenstrahl fällt auf ihren Kopf.

24. April bis 28. April: Camille Bertault „Bonjour mon Amour“

Unser Album der Woche kommt von der französischen Sängerin Camille Bertault und heißt „Bonjour mon Amour“. Dass sie eine ausgezeichnete Sängerin ist, hat sie in vier sehr unterschiedlichen Alben mehr als bewiesen. Und nun kommt Nummer Fünf.

Bertault lässt sich nicht in eine Schublade stecken, vielmehr nimmt sie die Möglichkeiten ihrer Stimme und experimentiert. Das braucht Freiheit und diese hat sich die Französin jetzt genommen. Mit ihrem neuen Album „Bonjour mon Amour“. Das hat sie ohne eine Plattenfirma produziert und herausgebracht. Die Freiheit ist absolut zu hören. Ob Chanson, Jazz oder eine Prise Elektronik. Dazu kommen ihre fantasiereichen Texte, mal melancholisch, mal sehr keck. Eine weitere Premiere: Zum ersten Mal versammelt sie  ausschließlich die Musiker auf dem Album, mit denen sie seit mehreren Jahren tourt. Und diese Musiker sind nicht nur zur Begleitung dabei, sie kommen selbst zum Zuge. Denn Camille Bertault kann sich auch zurücknehmen und ihre Band einfach machen lassen. Wenn eine fantastische Sängerin und obendrein Komponistin ein Album veröffentlicht, kann man nicht mehr sagen als: Formidable!

Ein Musiktipp von Julia Spyker

Portrait der französischen Sängerin Camille Bertault.

Gespielte Titel:
Montag: Acrécran
Dienstag: Un grain de sable
Mittwoch: Voir la mer
Donnerstag: À cette chanson
Freitag: Has been

CD-Angaben:
Label: Vita Productions
VÖ : 31.03.2023

Album Cover: The Tallest Man on Earth “Henry ST”

17. April bis 21. April: The Tallest Man on Earth “Henry ST”

The Tallest Man on Earth, mit bürgerlichem Namen Kristian Matsson, lebt wieder zuhause auf seinem Bauernhof in Schweden. Nach ein paar Jahren in New York zog es den Singer-Songwriter zu Beginn der Corona-Pandemie zurück zu seiner Familie. Durch die Lockdowns und Kontaktbeschränkungen seiner Fantasie und Kreativität beraubt, verbrachte er die Zeit statt mit Musik mit dem Anbau von Gemüse.

Das ist glücklicherweise vorbei und mit den ersten Konzert- und Tourmöglichkeiten Ende 2021 kamen auch die Inspirationen für neue Songs zurück.

„Henry ST“ heißt Matssons neues Album und ist das erste, das er mit einer Band aufgenommen hat. Dafür musste der selbsternannte Do-it-yourself-Musiker zwar streckenweise die Zügel aus der Hand geben, aber das Bedürfnis nach echter zwischenmenschlicher Interaktion war größer als sein Ego und das Resultat überzeugte ihn: „Es ist mein persönlichstes Album bis jetzt.“ Luftiger Folk, psychedelischer Pop, akustische Ambientsounds und ein Ausflug in Bluegrassgefilde – „Henry ST“ ist ein vielseitiges Album geworden. The Tallest Man on Earth ist wieder zuhause.

Ein Musiktipp von Sebastian von Haugwitz

Ein Porträt des Musikers "Tallest Man on Earth", mit bürgerlichem Namen Kristian Matsson.

Gespielte Titel:
Montag: Bless you
Dienstag: Major League
Mittwoch: Every Little Heart
Donnerstag: In Your Garden Still
Freitag: Looking For Love

CD-Angaben:
Label: ANTI- Records
Katalog-Nr.: 87952

"Multitudes" von Feist

10. April bis 14. April: Feist "Multitudes"

Die kanadische Musikerin Leslie Feist lässt sich vom Tempo des Musikbetriebs nicht hetzen. Schon mehrfach hat sie in der Vergangenheit die Reißleine gezogen, wenn ihre Karriere und damit auch ihr Leben zu schnell geworden waren. Und auch diesmal sind seit ihrem letzten Album sechs Jahre  vergangen, bis  Feist ein neues Album veröffentlicht.
"Multitudes" ist von einschneidenden Erlebnissen geprägt: es gab die beklemmende Zeit der Pandemie, zudem starb ihr Vater kurz nachdem ihre Tochter geboren wurde. So ist es nicht erstaunlich, dass die Songs auf der neuen Platte ziemlich gegensätzlich klingen: mal laut, mit viel Getöse und Lärm – aber dann auch wieder zart und heiter, fast schon lieblich.

Ein Musiktipp von Ulrike Kukula.

Gespielte Titel:
Dienstag: Hiding out in the open
Mittwoch:  Love who we are meant to
Donnerstag: In lightning
Freitag: Become the earth

CD-Angaben:
Album: "Multitudes" vonFeist
Label: UMI/ Polydor – LC 00309

Albumcover von "Rollin" von Erik Truffaz

03. April bis 06. April: Erik Truffaz "Rollin`"

Um eine spannende Geschichte zu erzählen, braucht Erik Truffaz weder Worte oder Stimme noch ausdrucksstarke Bilder. Einzig und allein seine Trompete reicht ihm, um das Publikum in eine ganz eigene (Klang-)Welt mitzunehmen. Für sein neues Album "Rollin`" hat sich der gebürtige Schweizer eine Reihe an Filmklassikern aus vergangenen Jahrzehnten ausgesucht, die der Jazzmusiker zusammen mit seinem Quintett neu interpretiert. Mit seinem tiefgründigen Spiel, das nicht selten an den Sound des großen Miles Davis erinnert, kreiert Erik Truffaz stimmungsvolle Bilder, die durch sein klagendes und krächziges Spiel den Film-Soundtracks einen ganz besonderen atmosphärischen Anstrich verleihen.

Ein Musiktipp von Jörg Heyd.

Porträt des Jazzmusikers Erik Truffaz mit Trompete

Gespielte Titel:
Montag: Ascenseur pour l’échafaud
Dienstag: One Silver Dollar
Mittwoch: Thème de Fantômas
Donnerstag: Quel temps fait-il à Paris?

CD-Angaben:
Album: "Rollin`" von Erik Truffaz
Label: Blue Note France

Albumcover von "Phoenix" von Natalia Kiës

27. März bis 31. März: Natalia Kiës "Phoenix"

Natalia Kiës ist Pianistin, Sängerin und Songwriterin. Geboren in Oberschlesien, aufgewachsen in Köln.Ihre Liebe zur Musik entdeckte sie früh, doch sie wurde jäh unterbrochen.

Natalia Kiës entdeckte bereits mit 5 ihre Liebe zum Klavier. Doch als der eiserne Vorhang fällt, zieht ihre Familie nach Köln. Das heißgeliebte Klavier musste zurückbleiben und die damals Achtjährige hatte viel mehr mit den Eindrücken des neuen Zuhauses zu tun. Doch die Musik kam zurück. Natalia Kiës studierte zunächst klassisches Klavier, dann Jazzgesang. All das, ihren Lebensweg, die polnische Sprache, den Gesang und das Klavier vereint sie nun auf ihrem Debütalbum "Phoenix". Alles Songs werden von einer speziellen Aura umgeben, erschaffen eigene Welten, die Kiës durch ihre filigranen Kompositionen langsam entstehen, aber auch wieder zerfallen lässt. Dazu kommt eine hochpoetische Sprache. "Phoenix" ist ein Vocal-Jazz-Album der ganz besonderen Art. Es macht gespannt auf das, was noch von dieser außergewöhnlichen Künstlerin kommen mag. 

Ein Musiktipp von Julia Spyker.

Gespielte Titel:
Montag: Crystallin
Dienstag: Traces
Mittwoch: Piksel i Pigment
Donnerstag: Kropelka
Freitag: Snowtrain

CD-Angaben:
Album: "Phoenix" von Natalia Kiës
Label: Jazzsick Records
Vö: 24.03.2023 

Das Album-Cover zeigt das Seitenprofil einer afroamerikanischen Frau, die die Zunge rausstreckt.

20. März bis 24. März: Cecile McLorin Salvant “Mélusine”

Der europäische Mythos von Melusine, einem sagenhaften Mischwesen aus Frau und Schlange, taucht schriftlich erstmals im 12. Jahrhundert auf. Bis in die Gegenwart ist er ein wiederkehrendes Thema in Literatur, Poesie, Musik und Film.

Aktuell hat sich die amerikanische Sängerin Cecile McLorin Salvant mit dem Stoff auseinandergesetzt. Auf ihrem Album „Mélusine“ verarbeitet sie neben eigenen Kompositionen neun Stücke aus verschiedenen Epochen, in denen sie mit ihrer eigenen Interpretation der Geschichte Parallelen zwischen Sage und Realität herausarbeitet. Zu Texten auf Französisch, Englisch und Haitianisch-Kreolisch, der Sprache ihres Vaters, kombiniert McLorin Salvant französischen Chanson und akustischen Jazz mit elektronischen und klassischen Elementen.

„Mélusine“ ist eine faszinierende musikalische und lyrische Reise in die Welt der Mythologie und ein weiteres Beispiel für die enorme künstlerische Bandbreite von McLorin Salvant, die in diesem Jahr für den Deutschen Jazzpreis nominiert ist.

Portrait von Cecile McLorin Salvant.

Ein Musiktipp von Sebastian von Haugwitz

Gespielte Titel:
Montag: Doudou
Dienstag: Fenestra
Mittwoch: D’un feu secret
Donnerstag: La route enchantée
Freitag:Il m’a vue nue

CD-Angaben:
Album: Cecile McLorin Salvant "Mélusine"
Label: Nonesuch Records
EAN: 075597906400
VÖ: 24.03.2023

CD-Cover: Daniel Stelter "Pocket Full of Tales"

06. März bis 10. März: Daniel Stelter "Pocket Full of Tales"

Daniel Stelter ist ein Gitarrist der jüngeren Generation, der schon früh zu seinem eigenen Sound gefunden hat. In seiner Musik dreht sich vieles um Transparenz, und das nicht nur, wenn er zur akustischen Gitarre greift. Auch mit der E-Gitarre vermeidet er jegliche Form von Effekthascherei, sondern konzentriert sich ganz und gar auf klare Strukturen und stimmige Melodien, selbst Synthesizer und Vocoder-Sounds setzt er sparsam ein. „Pocket Full of Tales” ist Stelters Album Nummer sechs, eine Sammlung unterschiedlicher musikalischer Kurzgeschichten, die er zusammen mit seinem Trio und einigen Gästen weitestgehend wortlos, aber eben nicht takt- und tonlos zum Besten gibt.

Daniel Stelter "Pocket Full of Tales"

Ein Musiktipp von Jörg Heyd.

Gespielte Titel:
Montag: Comic
Dienstag: Smoothie
Mittwoch: Pocket Full of Tales Suite Movement 1
Donnerstag: Trakker
Freitag: Tiny Solei

CD-Angaben:
Album: “Pocket Full of Tales" von Daniel Stelter
Label: Q-RIOUS
EAN: 0764137576035
VÖ: 24.02.2023

Cover "Oskar Haag - Teenage Lullabies"

27. Februar bis 03. März: Oskar Haag "Teenage Lullabies”

Mit seinem Auftritt beim Wiener Popfest 2021 wurde Oskar Haag schlagartig bekannt. Seitdem startet der Singer-Songwriter richtig durch. Diese Woche erscheint sein Debütalbum: „Teenage Lullabies“ – unser Album der Woche.

Das alles klingt erstmal wenig extraordinär. Ist es aber, denn Oskar Haag ist erst 17 Jahre alt, er hat für das Album sein eigenes Label gegründet, hat alle Songs selbst komponiert und produziert. Dafür hat er die Schule geschmissen und das nicht einmal gegen den Willen seiner Eltern, denn der Vater ist selbst Musiker und unterstützte seinen Sohn bei seinem Vorhaben. Und es hat sich gelohnt, kaum zu glauben wie facettenreich das Album geworden ist. Mal reduziert, einfach nur seine ausdrucksstarke Stimme und Gitarre, mal gesellen sich Percussion und elektronische Sounds dazu. Mal hören wir melancholischen Indie-Pop, mal ein Chanson oder wir werden in den Sound der 50er Jahre verfrachtet. Die „Teeange Lullabies“, sprich Schlaflieder, wiegen uns in ganz verschiedene Träume. Ein spannendes Debüt, das auf alles, was da noch kommen mag, neugierig macht.

Oskar Haag

Ein Musiktipp von Julia Spyker.


CD-Angaben:
Album: “Teenage Lullabies” von Oskar Haag
Label: Lullaby Records/Sony
VÖ: 02.03.2023

Gespielte Titel:
Montag: Hold Me Tight
Dienstag: Love Me For Tonight
Mittwoch: Black Dress
Donnerstag: Stargazing
Freitag: In Your Eyes

Das Cover von Ron Sexsmiths Album The Vivian Line.

20. Februar bis 24. Februar: Ron Sexsmith “The Vivian Line”

Einerseits ist Ron Sexsmith ein Melancholiker, der viel über die Liebe, über Trauer und Verlust sinniert. Gleichzeitig ist der kanadische Singer-Songwriter aber auch ein Melodiker, der diese Themen in wunderschön harmonische Songs verpacken kann. Das macht er seit Mitte der 80er Jahre auf mittlerweile 16 Alben.

Veröffentlichung Nummer 17 hat Sexsmith einer Landstraße gewidmet. Die „Vivian Line“ führt aus seinem Wohnort Stratford heraus Richtung Toronto, wo er viele Jahre gelebt hat. Die Straße symbolisiert für ihn den Wegzug aus der Großstadt in eine neue Lebensphase und gleichzeitig eine Verbindung zu seinem alten Leben. Dreizehn Songs zwischen diesen Welten hat Sexsmith gemeinsam mit seinem ehemaligen Bassisten Brad Jones in Nashville aufgenommen. Das Resultat sind teils mit Streichern und Holzbläsern üppig arrangierte Stücke, die Sexsmith selbst als Barock-Pop bezeichnet und mit denen er sich wieder als Meister der raffinierten Einfachheit beweist.

Eine Aufnahme von Ron Sexsmith.

Ein Musiktipp von Sebastian von Haugwitz

CD-Angaben:
Album: “The Vivian Line”
Interpreten: Ron Sexsmith
Label: Cooking Vinyl
Bestellnr.: COOKCD856

Gespielte Titel:
Montag: One Bird Calling
Dienstag: Ever Wonder
Mittwoch: A Barn Conversion
Donnerstag: Outdated and Antiquated
Freitag: This, That, The Other Thing

Album-Cover "After the Flattery", eine Frau und ein Mann blicken auf einen See, im Hintergrund eine Baumlandschaft.

13. Februar bis 17. Februar: Kliffs - "After the Flattery"

Eigentlich wollten sie nur ein Jahr bleiben. Doch dann sind sie irgendwie hängengeblieben. Mittlerweile leben die beiden kanadischen Musiker Mark Bérubé und Kristina Koropecki seit acht Jahren in Berlin und bereichern die Musikszene. Zunächst getrennt voneinander – aber seit 2018 auch gemeinsam im Duo-Projekt Kliffs.

Man kann nur hoffen, dass ihr neues Album zu einem bald aussterbenden Genre gehört: dem Pandemiealbum. So haben sie für ihre 10 Indie-Folksongs nur Instrumente verwendet, die sie selbst spielen können – das macht einen reduzierten, kammermusikalischen Sound mit Gitarre, Cello, Synthesizer, Stimme und einfachen Schlagzeugbeats. Melancholisch und verträumt haben sie Briefe vertont: an die Schwester, an einen verstorbenen Freund oder an den Chef. Das klingt herrlich entspannt, reduziert und lässig.

Musik-Duo "Kliffs": Mark Bérubé und Kristina Koropecki stehen nebeneinander, Verzerrung durch bewusst verpixeltes Foto.

Ein Musiktipp von Ulrike Kukula

CD-Angaben:
Album: "After the Flattery"
Interpreten: Kliffs
Label: Backseat - VÖ: 10.02.2023

Gespielte Titel:
Montag: Dear Jane
Dienstag: Running
Mittwoch: Alibi
Donnerstag: Believer
Freitag: Helmets

Auf dem Cover, schwimmt ein Mann oberkörperfrei in Lautsprechern.

06. Februar bis 10. Februar: Dhafer Youssef - "Street of Minarets"

Musik und vor allem Gesang begleiten Dhafer Youssef schon sein Leben lang. Er wuchs in einem tunesischen Fischerdorf auf und nicht wenige seiner Vorfahren waren Muezzine. Auch Dhafer Youssef befasste sich intensiv mit den vielen Facetten der menschlichen Stimme, machte aber die arabische Laute Oud zu seinem Hauptinstrument. Sein Spiel begleitet er manchmal mit Gesang, sein Schwerpunkt liegt jedoch in der Verschmelzung der Musik seiner Heimat mit Jazz und anderen Musikformen. Von dieser grenzenlosen Experimentierfreude angetrieben ist auch Dhafer Youssefs neues Album „Street of Minarets“ entstanden, für dessen Aufnahmen er prominente Unterstützung u.a. von Herbie Hancock und Marcus Miller erhielt.

Der Musiker Dhafe Youssef sitzt in einem blau-weißen Anzug mit seiner Oud neben ihm in der Hocke.

Ein Musiktipp von Jörg Heyd

CD-Angaben:
Album: Streets of Minarets
Interpreten: Dhafer Youssef
Label: Back Beat Edition

Gespielte Titel:
Montag: Spinning Hermit
Dienstag: SharQ Suite I: Serenade
Mittwoch: Ondes of Chakras
Donnerstag: Herbie’s Dance
Freitag: Sudra Funk

Das rosa Cover des Album von Amber & The Moon "Things we've got in Common" mit einer Vinylschallplatte

30. Januar bis 3. Februar: Amber & The Moon – "Things we've got in Common"

Ein Debütalbum ist doch immer besonders spannend. Wer kommt denn da um die Ecke? In diesem Fall ist es die Hamburger Sängerin und Gitarristin Ronja Pöhlmann. Sie gründete Amber & The Moon zunächst als Soloprojekt. Doch irgendwie wurde die Lust auf gemeinsames Musikmachen größer. 

Ronja lernte den Bassisten, Gitarristen und Sänger Jonathan Riedel kennen – die Chemie stimmte und mit dem Schlagzeuger Torben Sdunek war die Band komplett. Wer bei Amber & The Moon an Bernstein am Strand denkt, ist auf der richtigen Spur, denn das Album "Things we've got in common" entstand an der Nordsee und am portugiesischen Atlantik. Und genau diese beiden Orte spiegeln sich auch in der Musik wider. Aufwühlend, sanft, ruppig und ruhig. Und genau wie der Blick auf das Meer, lädt das Album von Amber & The Moon dazu ein, sich ein wenig wegzuträumen. Adieu Februar-Tristesse. Willkommen am Meer.

Die Band Amber & The Moon haben das Album "Things we've got in Common" vorgestellt.

Ein Musiktipp von Julia Spyker

CD-Angaben:
Album: Things we've got in Common
Interpreten: Amber & The Moon
Label: Popup-Records 

Gespielte Titel:
Montag: The Ghost
Dienstag: Morpheus 
Mittwoch: There is a Place 
Donnerstag: Howling
Freitag: While everything else was quiet