Es muss sich ändern, davon ist Anohni überzeugt. Die US-Musikerin hat in der Ex-&-Pop-Sommerpause klammheimlich ihr neues, vielleicht größtes, Meisterwerk mit der Band The Johnsons vorgelegt. Auf „My Back Was A Bridge For You To Cross“ denkt sie an Held*innen, die vor ihr waren. Auf dem Cover etwa ist die Transgender-Aktivistin Marsha P. Johnson abgebildet (nach der auch ihre Band benannt ist), in „Sliver Of Ice“ reflektiert sie die letzten Momente mit ihrem Mentor, Lou Reed, bevor der vor einer Dekade starb. An anderer Stelle wird Anohni zur Symbolfigur für eine neue Weltordnung und zum Sündenbock für alles, was schief läuft. Die extreme Intensität ihrer Texte und Themen trägt sie dabei mit einer traumwandlerischen Leichtigkeit vor, die 2023 ihresgleichen suchte.
Ignoriert haben wir nicht allerdings nicht nur den von Anohni geforderten Wandel, sondern auch den Weltuntergang. Als „dystopisches Szenario, in dem das Jesuskind in ein Flugzeug springt“ beschreiben Shari Vari einen ihrer zwei neuen Tracks, in dem Sophia Kennedy zu dystopischen Synthesizern und Industrial-Bässen über ihr „Baby Jesus“ singt.
Außerdem: Vergiftete Liebeslieder von Kara Jackson. Und Bauchschmerzen-Musik.
It Must Change | 4:55
Anohni
What's Going On | 3:51
Marvin Gaye
Can't | 4:40
Anohni
Candy Says (With Anohni) | 6:04
Lou Reed
Sliver Of Ice | 3:41
Anohni
I’m a jew | 3:35
The Long Decline
Surrender | 3:47
Suicide
Firesmoke | 3:34
Kae Tempest
Behind Pine Trees | 4:12
Shari Vari
Moderation: Diviam Hoffmann
Redaktion: Markus Heuger