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Der Dirigent Sergej Prokofjew

WDR 3 Werkbetrachtung: Sergej Prokofjews "Symphonie Classique"

Diese Sinfonie in D-Dur könnte auch Joseph Haydn geschrieben haben, doch nur auf den ersten Blick. Der Dirigent David Marlow zeigt wie der "Meisterfälscher" Sergej Prokofjew mit seinem Humor eine Sinfonie im haydnschen Stil komponiert hat.

Mitten im Ersten Weltkrieg schreibt Sergej Prokofjew seine erste Sinfonie. In Klang und Form unterscheidet sie sich von anderen Werken des Komponisten. Kein gigantisches spätromantisches Orchester, keine Aufführungsdauer, die an der Stundengrenze kratzt, sondern ein klassisches Orchester und bescheidene fünfzehn Minuten braucht man für seine Sinfonie Nr. 1 in D-Dur, die in den Jahren 1916/17 entstanden ist.

WDR 3 Werkbetrachtung: Sergej Prokofjews "Symphonie classique"

WDR 3 02.01.2016 16:23 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 3


Sergej Prokofjew faszinierte der transparente Klang, den eine Sinfonie der Wiener Klassik bietet. Damit seine eigene Komposition den gleichen Effekt zeigt, wollte er ein sinfonisches Werk "ohne Zuhilfenahme des Klaviers" komponieren, wie er in seinem Tagebuch notierte. "Bei einem so entstandenen Werk müssten die Orchesterfarben reiner klingen. So entstand der Plan, eine Sinfonie im Stile Haydns zu schreiben, weil mir seine Technik bei meinem Unterricht in der Kompositions-Klasse irgendwie besonders klar erschienen war und es unter so vertrauten Umständen leichter sein müsse, sich ohne Klavier in das gefährliche Wasser zu stürzen. Wenn Haydn heute noch lebte, dachte ich, würde er seine Art zu schreiben beibehalten und dabei einiges vom Neuen übernehmen. Solch eine Sinfonie wollte ich schreiben – eine Sinfonie im klassischen Stil."

Auch andere Komponisten zu dieser Zeit, wie Maurice Ravel und Max Reger, schauten in die musikalische Vergangenheit, um Inspiration für ihre eigenen Werke zu erhalten. Sie prägten eine eigene musikästhetische Strömung, die seit den 1920er Jahren Neoklassizismus heißt.

Anders als Sergej Prokofjew hat sich der Dirigent David Marlow an ein Klavier gesetzt. Dort erklärt er in einer WDR 3 Werkbetrachtung, warum diese Sinfonie mehr ist als eine Kopie alter Meister.

Eine Collage von Matthias Sakowski

Redaktion: Eva Küllmer