WDR 3 Werkbetrachtung: Mozarts Sinfonie KV 550
Mozarts vorletzte Sinfonie wurde ein Welterfolg. Das Eröffnungsmotiv hat es bis in die Werbung und zum Klingelton geschafft. Der Dirigent David Marlow und das WDR Sinfonieorchester nehmen uns mit auf eine Endeckungsreise durch die große g-Moll Sinfonie.
Unruhe, Klage oder sogar Verzweiflung - über die düsteren Facetten der g-Moll Sinfonie haben Mozart-Forscher spekuliert und sie mit der prekären ökonomischen Situation des Komponisten in Verbindung gebracht. Mozart hatte Schulden und schrieb Bettelbriefe an Freunde und Bekannte. Im Sommer 1788 entstand die Sinfonie als zweite der drei letzten Sinfonien. Für welchen Anlass Mozart die Werke komponiert hat und ob sie überhaupt zu seinen Lebzeiten aufgeführt wurden, ist nicht belegt.
Der Charakter der Sinfonie Nr. 40 in g-Moll ist dunkel und melancholisch, Mozart verzichtet außerdem auf den Einsatz von Trompeten und Pauken, anders als in der fast zeitgleich entstandenen Jupiter-Sinfonie. Wenn man einzelne Harmonien aus der g-Moll Sinfonie zusammenfügt und zu einem einzigen Akkord verdichtet, wird klar, wie modern Mozart hier komponiert hat - so modern, dass sogar der radikale Erneuerer Arnold Schönberg Anfang des 20. Jahrhunderts darin eine Vorbildfunktion erkannt hat.
Doch so kühn manche Kompositionstechniken auch anmuten, Mozart möchte vor allem die Tiefe menschlichen Erlebens ausdrücken, nicht nur in seinen Opern, sondern auch in seinen Sinfonien. Dabei erweist er sich als ein Meister der subtilen Abwandlung. Wenn er seine eigenen Motive aufgreift und geringfügig verändert, erzeugt er immer wieder neue Stimmungen.
Der Dirigent David Marlow hat die Partiur mit dem WDR Sinfonieorchester Köln unter die Hörlupe genommen und die Tonbeispiele eigens für diese Werkbetrachtung eingespielt. Er zeigt, wie neuartig Mozarts Musiksprache wirklich ist.
Eine Collage von Eva Küllmer und Matthias Sakowski