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Waldtaube

WDR 3 Werkbetrachtung: Antonín Dvořáks "Die Waldtaube"

Düstere Klangwelten beschwört Antonín Dvořák in seiner sinfonischen Dichtung "Die Waldtaube" op. 110. Meisterlich und farbenreich habe der Komponist den Stoff vertont, findet der Dirigent Christoph Altstaedt.

Als Antonín Dvořák von seinem längeren USA-Aufenthalt zurückkehrt, schreibt er in kurzer Zeit drei sinfonische Dichtungen: "Der Wassermann" op. 107, "Die Mittagshexe" op. 108 und "Das goldene Spinnrad" op. 109, die 1896 ihre Uraufführung erleben. "Die Waldtaube" erklingt 1898 in Brünn zum ersten Mal. Es folgt noch "Das Heldenlied" op. 111, das letzte Orchesterwerk des tschechischen Komponisten.

WDR 3 Werkbetrachtung: Antonín Dvořáks "Die Waldtaube"

WDR 3 Werkbetrachtungen 16.09.2017 15:54 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 3


Die sinfonischen Dichtungen op. 107 bis op. 110 beruhen auf Balladen der Sammlungen "Kytice" (Blumenstrauß) von Karel Jaromír Erben. Seine volkstümlichen Dichtungen waren zu Dvořáks Zeit äußerst populär. Es sind Gedichte mit Märchenmotiven, in denen sich naive Naturverbundenheit und menschliche Abgründe mischen.

So auch in der Geschichte der Waldtaube: Eine Frau hat ihren Gatten vergiftet, die Musik beginnt mit einem Trauerzug. Ein junger Mann umgarnt die Witwe und heiratet sie. Doch die Rufe der Waldtaube – ein Symbol für die Seele des Ermordeten – erinnern die Frau an ihre Untat. Sie verzweifelt und sieht als einzigen Ausweg den Selbstmord, sie stürzt sich in die Fluten.

Überraschend für die Zeitgenossen kam Antonín Dvořáks Hinwendung zur Programmmusik, denn er galt wie sein Freund und Förderer Johannes Brahms als Vertreter der "absoluten" Musik. Stattdessen entstanden nun musikalische Schilderungen wie sie die sinfonischen Dichtungen von Franz Liszt oder Richard Strauss prägen. Auch Dvořák hatte die Idee, "die verschiedenen Hauptpersonen, deren Charakter und poetische Stimmung herauszuarbeiten."

In seinen sinfonischen Dichtungen zieht Dvořák alle Register der Orchestrierungskunst. "Die Waldtaube" ist sehr farbig instrumentiert, auch größer als die Sinfonien besetzt, zum Beispiel mit viel Schlagwerk. Antonín Dvořák arbeite psychologisch, sagt der Dirigent Christoph Altstaedt, und ordne den einzelnen Protagonisten bestimmte Instrumente zu. "Wenige Töne, die immer wieder abgewandelt werden, bilden die thematische Keimzelle des Stücks, das mit seinem großen dramaturgischen Bogen meisterhaft konzipiert ist."

Christoph Altstaedt

Christoph Altsaedt studierte in Detmold, Hannover und Berlin Klavier und Dirigieren. Er war Stipendiat des Dirigentenforums des Deutschen Musikrats und Kapellmeister der Deutschen Oper am Rhein.

Eine Collage von Eva Küllmer

Redaktion: Eva Küllmer