WDR 3 Werkbetrachtung: Ludwig van Beethovens Schicksals-Sinfonie
Beethovens fünfte Sinfonie ist für viele der Inbegriff klassischer Musik. Warum dieses Werk auch Menschen erreicht, die nicht regelmäßig ins Konzert gehen, erklären Bratschistin Katja Püschel und Fagottist Henrik Rabien vom WDR Sinfonieorchester.
Es braucht nur drei Töne, dreimal g, einmal es und schon wissen Menschen überall auf der Welt, worum es geht: Das Schicksal klopft an die Tür. Beethovens fünfte Sinfonie wurde lange als Kampf zwischen Licht und Schatten verstanden, aber – vor allem wegen des Schlusses – als Glaube an das Gute im Menschen.
Die Uraufführung im Dezember 1808 in Wien allerdings muss eine Katastrophe gewesen sein. Nicht nur hatten die Musiker nicht richtig geprobt, auch war der Abend ein nicht endendes Konzert von vier Stunden – neben der fünften wurden auch die sechste Sinfonie, die Fantasie für Klavier, Chor und Orchester und das vierte Klavierkonzert aufgeführt.
Seitdem wurde die Sinfonie immer wieder unterschiedlich gedeutet. Beethoven sah in ihr die Ideale der französischen Revolution, worauf der Musikkritiker E.T.A. Hoffmann Beethoven zum Wegbereiter einer eigenen romantischen Musiksprache erklärte, die, so Hoffmann, das Zauberreich aufschließe. Die Nationalsozialisten knüpften an diese Romantisierung an, und erklärten die Fünfte zum Weckruf des Deutschen Volkes.
Durch ihre rhythmische Kraft und die Behandlung des einfachen Ausgangsthemas hat die Sinfonie außerdem Komponisten von Franz Schubert bis Gustav Mahler stark in ihren Vorstellungen einer Sinfonie geprägt.
An Beethovens Sinfonie Nr. 5 c-moll op. 67 ließen sich Dirigenten und Musiker messen, erklärt Katja Püschel. Viel Energie, die der Dirigent bändigen und konzentrieren muss. Kein Wunder, dass gleich mehrere Stellen bei Orchestervorspielen sehr beliebt seien.
Der Fagottist Henrik Rabien war mit dem WDR Sinfonieorchester auf Japan-Tournee, wo er an neun Abenden die Beethoven-Sinfonie aufgeführt hat. Beethoven habe dort einen gottgleichen Ruf, auch fernab von regelmäßigen Konzertgängern. Der Gegensatz zwischen dramatischen und heiteren Themen mache die Sinfonie menschlich so leicht nachvollziehbar.
Eine Collage von Niklas Rudolph
Redaktion: Eva Küllmer