WDR 3 Werkbetrachtung: Saint-Saëns' "Karneval der Tiere"
Jedes Kind kennt den Karneval der Tiere: Die lahmen Schildkröten, die Cancan tanzen oder den schwerfälligen Elefanten auf dem Kontrabass. Camille Saint-Saëns dachte beim Komponieren aber nicht an Kinder. Der Saint-Saëns-Experte Prof. Dr. Michael Stegemann erläutert die Besonderheiten des Werks.
Von Barbara Overbeck
Camille Saint-Saëns war ein Wunderkind. Mit gerade einmal dreieinhalb Jahren komponierte er sein erstes Werk. Als er im hohen Alter von 86 Jahren starb, hinterließ ein großes Werkverzeichnis mit mehr als einem Dutzend Opern, über 300 Instrumentalkompositionen, Liedern und Kirchenmusik. Außerdem interessierte er sich für viele Themengebiete: Astronomie, Philosophie, Archäologie und Ethnologie.
Bekannt wurde der eher zurückhaltende Mann, der als Einzelgänger und Sonderling galt, vor allem durch ein humorvolles und unterhaltendes Werk, das am 9. März 1886 uraufgeführt wurde, den "Karneval der Tiere". Schon die erste Aufführung der musikalischen Tierparade war ein Riesenerfolg. Allerdings wollte Saint-Saëns den Siegeszug stoppen, weitere Aufführungen verbieten, auch den Druck der Noten - aus Angst um seinen Ruf als ernstzunehmenden Komponisten.
Wie es dazu kam und warum der Komponist seine zoologische Fantasie zu seinen Lebzeiten nie aufführen wollte, erklärt der Saint-Saëns-Experte Prof. Dr. Michael Stegemann. Er hat die wissenschaftliche Leitung der 72-bändigen Gesamtausgabe des Komponisten, die im Kasseler Bärenreiter-Verlag erscheint.
Redaktion: Eva Küllmer