WDR 3 Werkbetrachtung: Robert Schumanns vierte Sinfonie
1841 schreibt Robert Schumann seine erste Sinfonie und die d-Moll-Sinfonie. Zehn Jahre später überarbeitet er die d-Moll Sinfonie, seither wird sie als seine "Vierte" geführt. Die Unterschiede der beiden Fassungen erläutert Heinz Holliger, der sie mit dem WDR Sinfonieorchester eingespielt hat.
Lange Zeit hatte sich Robert Schumann gescheut, für großes Orchester zu komponieren – einigen zaghaften Versuchen aus seiner Jugendzeit zum Trotz. Erst seine Entdeckung von Franz Schuberts großer C-Dur-Sinfonie 1839 animierte ihn dazu, zwei Jahre später seine eigenen sinfonischen Bemühungen wieder zu intensivieren.
Roberts Frau Clara erinnert sich am 31. Mai 1841 in ihrem gemeinsamen Ehetagebuch: Robert "hat gestern eine Symphonie wieder begonnen, welche aus einem Satz bestehen, jedoch Adagio und Finale enthalten soll. Noch hörte ich nichts davon, doch sehe ich aus Roberts Treiben, und höre manchmal das d-Moll wild aus der Ferne her tönen, daß ich schon im Voraus weiß, es ist dies wieder ein Werk aus tiefster Seele geschaffen." Dem großen Feuereifer folgt jedoch ein langer, über Jahre sich hinziehender Prozess.
In seiner d-Moll-Sinfonie verknüpft Schumann zunächst alle vier Sätze zu einem durchgehenden Fluss. Die erste Fassung von 1841 gleicht daher einer Art Fantasie, die vom Publikum allerdings nicht recht verstanden wird. Jedenfalls bleibt die Uraufführung am 6. Dezember 1841 in Leipzig ohne große Resonanz.
In der überarbeiteten Fassung von 1851 (veröffentlicht 1853) rückt Schumann von der radikalen Ursprungskonzeption daher ein wenig ab. Der vielleicht markanteste Unterschied liegt jedoch weniger im Umgang mit Form und Struktur, als vielmehr in der Instrumentierung. Brahms’ Äußerung, Schumann habe in der späteren Fassung die Stimmen häufiger verdoppelt, ist sicher zutreffend.
Der Oboist und Dirigent Heinz Holliger hat mit dem WDR Sinfonieorchester alle Orchesterwerke von Robert Schumann aufgenommen. Er erläutert die zwei Fassungen der vierten Sinfonie anhand einiger markanter Stellen.
Eine Collage von Christoph Vratz
Redaktion: Eva Küllmer
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