Das 19minütige Werk gibt einen Vorgeschmack auf den typischen Richard Strauss: auf spätere sinfonische Dichtungen wie die "Alpensinfonie" und auf sinnlich-spektakuläre Opern wie den "Rosenkavalier". 1885, mit 21 Jahren, ist Strauss bereits unerhört frech, überspitzt und siegesgewiss unterwegs. Doch sein Traum von einer Uraufführung in Spitzenbesetzung platzt. Der Solist weigert sich zu üben.
Geschrieben ist die Burleske für Strauss‘ Mentor Hans von Bülow. Der berühmte Pianist und Dirigent hat bereits Tschaikowskys Klavierkonzert uraufgeführt und ist Chef der Meininger Hofkapelle – damals hochgelobt als das "allerbeste" Orchester Deutschlands. Doch nach einem Blick in die Noten erteilt von Bülow Strauss eine herbe Absage: "Jeden Takt eine andere Handstellung – glauben Sie, ich setze mich vier Wochen hin, um so ein widerhaariges Stück zu studieren?"
Der Pianist Joseph Moog kennt die technischen Herausforderungen der Burleske nur zu gut: abrupte Sprünge, unbequeme Lagen und farbige Akkorde ohne Basston. Gleichzeitig gibt Strauss den Interpreten viel Freiheit, seine Possen humorvoll und diabolisch zu überspitzen – wenn sie dabei Balance und Transparenz wahren.
Richard Strauss komponiert eher unpianistisch: nicht am Klavier, sondern direkt in die Partitur – ohne Rücksicht auf die Spieler. 1890 überarbeitet und vereinfacht er seine Burleske zusammen mit dem Pianisten Eugen d’Albert, der auch die Urauf-führung spielt. Doch das Werk behält seine zwiespältige Position in der Kritik bis heute: "genial aber erschreckend." Joseph Moog erläutert die Qualitäten der Musik.
Eine Collage von Antonia Ronnewinkel
Redaktion: Eva Küllmer