WDR 3 Werkbetrachtung: Maurice Ravels Klavierzyklus "Miroirs"
Die fünf Stücke der "Miroirs" – "Spiegelbilder" widmete Maurice Ravel 1905 befreundeten Pariser Künstlern, Dichten und Malern. Sie zeigen verschiedene Stimmungen, wie Spiegelbilder menschlicher Gefühle. Der Pianist Fabian Müller erläutert das Werk.
Ravel gab den fünf Klavierstücken der "Miroirs" poetische, bildhafte Titel: Nachtfalter, Traurige Vögel, Ein Schiffchen auf dem Ozean, Morgenständchen des Narren, Das Tal der Glocken. Wie improvisiert, skizzenhaft sollten die fünf Stücke klingen. Ravel dehnt die Harmonik bis an die Grenzen der Tonalität aus, erschafft neue, impressionistische Klangfarben.
Das erste Stück changiert zwischen b-Moll und Des-Dur, rhythmisch komplexe, flüchtig wirkende Klanggestalten evozieren Bilder von Nachtfaltern. Das zweite Stück kombiniert einen traurigen Vogelruf mit dunklen, melancholischen Klängen, die durch eine raffinierte Pedalbehandlung erzeugt werden. Das vierte Klavierstück ist ein wilder spanischer Tanz, mit gitarrenartigen Klängen, Arpeggios, Repetitionen und Glissandi. Den Schluss bildet das "Tal der Glocken", dessen schwingende Klänge durch die Register geführt werden. Ravel soll die Idee an einem Tag in Paris gekommen sein, als er den Glocken der Stadt zuhörte.
Die "Miroirs" bilden einen faszinierenden Klavierzyklus, in dem Ravel die Klangwelten des Instruments erkundet. Fabian Müller entdeckt die bildhaften Elemente, erläutert die raffinierten Klangwirkungen und Strukturen und erzählt, wie man es schafft, dass am Ende keine Blutspur auf den Tasten zurück bleibt.
Eine Collage von Christian Kosfeld
Redaktion: Eva Küllmer
CD-Tipp
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