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Eine alte Fotografie, die einen Mann mit Schnauzbart und schulterlangem Haar am Klavier sitzend zeigt.

WDR 3 Werkbetrachtung: Edvard Griegs Klavierkonzert op. 16

Nordische Klänge und Farben machen das Klavierkonzert von Edvard Grieg für den Pianisten Herbert Schuch einzigartig: enorm eigenständig und neu für seine Zeit. Schon Franz Liszt war von den kühnen harmonischen Ideen des Norwegers begeistert.

Ganz offensichtlich ist der junge Edvard Grieg ein großer Fan des bereits verstorbenen Komponisten Robert Schumann. Vor allem das berühmte Klavierkonzert in a-Moll inspiriert den Norweger während seiner leidigen Studienjahre in Leipzig. So sehr, dass Grieg sein Klavierkonzert 1868 ebenfalls in a-Moll schreibt und ähnlich im Solo-Klavier beginnen lässt. Doch die Schumann-Momente halten sich in Grenzen. Griegs op. 16 feiert bis heute weltweit eigene Erfolge.

WDR 3 Werkbetrachtung: Edvard Griegs Klavierkonzert a-Moll

WDR 3 TonArt 15.06.2018 15:05 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 3


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Griegs Klavierkonzert ist durchweg eigenständig: spätromantisch, schwelgerisch und sehr nordisch. Kalte Klangfarben in höchsten Höhen erinnern an das besondere Licht des Nordens, an weite, wilde und raue Berge und Fjorde. Interessant sind auch die tongetreuen Parallelen von Griegs Melodien zur norwegischen Volksmusik, speziell dem Männertanz Halling: eine in sich kreisende Folge von Schreiten, Drehen und abrupten Sprüngen und Saltos. Die vielen Tanz-Varianten im Finale gehen auf Klang und Spielweise der Bauernfiedel Hardanger zurück.

Die Uraufführung 1869 in Kopenhagen ist ein Riesenerfolg. Viele nachfolgende große Virtuo­sen nehmen Grieg als Vorbild. Sergej Rachmaninow erklärt das a-Moll-Konzert zu seinem liebsten. Der alternde Franz Liszt lädt den 27jährigen Grieg zu sich ein und spielt alle Stimmen der Partitur – Klavier und Orchester – vom Blatt. Ein harmonischer Geniestreich kurz vor Schluss lässt ihn jubeln und den jungen Komponisten auf seinem eigenen Weg bestärken.

Trotzdem ist Griegs op. 16 ein Albtraum für jeden Notendruck. Fast 40 Jahre lang hat er sein Werk immer wieder überarbeitet, Instrumentierungen verändert und Spielanweisungen für das Klavier verfeinert. Heute wird meist Griegs letzte Fassung von 1907 gespielt.

Der Pianist Herbert Schuch hält das Ergebnis für mehr als gelungen und höchst eigenständig. Er schätzt die mutigen Harmonien und Farben und vor allem die Flexibilität und Freiheit im Klavier. Für Interpreten ist es wichtig, Musik immer wieder neu und frisch aus dem Moment heraus entstehen zu lassen. Als erfahrener Pianist hat Grieg den Solopart klanggewaltig und wirkungsvoll angelegt. Das WDR Sinfonieorchester findet im Norweger Eivind Aadland einen kundigen Dirigenten skandinavischer Musik.

Eine Collage von Antonia Ronnewinkel

Redaktion: Eva Küllmer

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Klavierkonzert op. 16
Herbert Schuch, Klavier; WDR Sinfonieorchester, Ltg. Eivind Aadland
WDR Archiv-Nr. 6191349