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WDR 2 Neu im Kino: Der vermessene Mensch

Der vermessene Mensch

Stand: 23.03.2023, 00:00 Uhr

"Der vermessene Mensch" ist ein eindringliches Historiendrama, urteilt unsere Kritikerin. Es sei kaum zu fassen, dass dies der erste Spielfilm über die deutsche Kolonialgeschichte in Namibia ist.

Von Andrea Burtz

Darum geht’s

Berlin, 1896. Alexander Hoffmann ist Ethnologe an der Friedrich-Wilhelms-Universität. Er möchte beim angesehenen Professor Josef Ritter von Waldstätten seinen Doktor machen, der die evolutionistische Rassentheorie vertritt.

Während der sogenannten "Deutschen Kolonial-Ausstellung" kommt Hoffmann mit einer Delegation von Herero und Nama aus Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia, in Kontakt.

Hoffmann ist beeindruckt von Kezia Kambazembi, einer jungen Frau, die für die Gruppe dolmetscht. Er sucht sie unter einem Vorwand auf, spricht mit ihr über Literatur und Mathematik. Hoffmann ist über ihre Bildung erstaunt, die nicht in die gängige Rassentheorie passt. Prompt stellt er sie, zum Entsetzen seines Professors, infrage.

Als der Aufstand der Herero und Nama schließlich zur Auseinandersetzung in Südwestafrika führt, reist Hoffmann ins Kriegsgebiet. Von der kaiserlichen Armee geschützt, sammelt er zurückgelassene Artefakte der Herero und Nama und hofft, Kezia wiederzusehen.

Doch vor Ort wird er Zeuge grausamer Taten deutscher Soldaten gegen die einheimische Bevölkerung. Schließlich macht auch er sich schuldig. Um sein Fortkommen an der Universität zu sichern, willigt er ein, seinem Professor in Berlin Schädel und Skelette von toten Herero zum Zwecke der Forschung zu schicken.

Darum geht’s wirklich

In seinem historischen Drama zeichnet Lars Kraume mit Hilfe der erdachten Schicksale eines jungen Wissenschaftlers und einer Übersetzerin den unfassbaren Völkermord an Herero und Nama nach.

Die spielen mit

Leonard Scheicher (Serie: "Das Boot") hat die Rolle des jungen Ethnologen übernommen, Peter Simonischek spielt Professor von Waldstätten, Girley Charlene Jazama ist als Kezia Kunouje Kambazembi zu sehen.

Das sagt Filmkritikerin Andrea Burtz dazu

Regisseur und Drehbuchautor Lars Kraume konzentriert sich auf zwei Einzelschicksale. So wird die Darstellung des monströsen Völkermords von Deutschen an Herero und Nama zu Beginn des 20. Jahrhunderts konkret.

Kraume erzählt konsequent aus der Perspektive der Täter, alles andere, so Kraume, sei kulturelle Aneignung.

Der anfängliche Idealismus seiner Hauptfigur Alexander Hoffmann, der die Rassentheorie widerlegen will, schwindet mit den Jahren. Schließlich opfert der Wissenschaftler seine ursprünglichen Überzeugungen der Karriere. Ein eindringliches Historiendrama.

Es ist kaum zu fassen, dass "Der vermessene Mensch" der erste Spielfilm über die deutsche Kolonialgeschichte in Namibia ist.  

Die Bewertung auf einen Blick

Vier von fünf Sternen

Historiendrama, Deutschland 2022
Länge: 115 min
Ab 12 Jahren
Kinostart: 23. März 2023