Johanna Orth vor einer Brücke

Warum musste Johanna sterben?

Johanna Orth - ihre Geschichte

Stand: 19.06.2023, 09:53 Uhr

Johanna Orth war 22 Jahre alt, als sie in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli starb. In ihrer Heimat Bad Neuenahr-Ahrweiler. Mehr als die Hälfte der Opfer, die die Flut forderte, kamen allein aus diesem Ort.

Johanna war eine zierliche Frau mit dunkelblonden, langen Haaren und schüchternem Lächeln. Ihr Vater nennt sie eine "natürliche Schönheit, und die meisten Leute, die sie kannten, beschreiben sie im Nachhinein wie ein Feenwesen." Was auf Bildern von Johanna vor allem auffällt: Sie hat markante, sehr große, braune Augen. Johannas Mutter Inka sagt: "Sie wirkte sehr jung. Man hätte vielleicht auch gedacht, sie sieht aus wie gerade mal 16 oder 17."

Doch sie war 22, hatte schon viel erreicht und einen großen Traum. Ihre Inspiration war ihre Oma Marlies. Eine leidenschaftliche Bäckerin. 2018 beginnt Johanna eine Ausbildung zur Konditorin. Harte, körperliche Arbeit, früh aufstehen, wenig Zeit für Freunde. Sie zieht es durch. Und kommt nach der Ausbildung 2020 zurück nach Bad Neuenahr-Ahrweiler, in ihre Heimat, besteht 2021 ihre Meisterprüfung als Konditorin. Denn sie möchte eine Patisserie eröffnen, später ein eigenes Café, benannt nach ihrer Oma.

Meterhoch tobt die Ahr durch die Stadt

Dazu wird es nicht mehr kommen. Denn als die Ahr vom friedlichen Fluss zum reißenden, tödlichen Strom wird, der viele Meter hoch durch die Stadt wütet, da ist Johanna der Gewalt des Wassers schutzlos ausgeliefert. In ihrer Erdgeschosswohnung, rund 150 Meter von der Ahr entfernt.

"Papa ... ich krieg die Tür nicht auf!"

Noch in der Nacht ihres Todes telefoniert sie mit ihren Eltern, "panisch", wie die sich heute erinnern: "Papa, ich stehe hier im Wasser, es ist dunkel… und ich krieg die Tür nicht auf. Ich kriege die Tür nicht auf, und es ist dunkel." Nach gut einer Minute bricht die Verbindung ab. Es ist das letzte Lebenszeichen, das Ralph und Inka Orth von ihrer Tochter Johanna bekommen.

Helfen kann ihr niemand, und ausreichende Warnungen vor der tödlichen Gefahr haben sie nicht erreicht. Zwei Tage später findet man Johanna tot in der Tiefgarage ihres Wohnblocks.

Die Opfer sollen nicht vergessen werden

Zurück bleiben Johannas Eltern und ihr Bruder, ihre Verwandten und Freunde. Einige von ihnen haben mit uns für diesen Podcast gesprochen. Weil sie wollen, dass Johannas Geschichte nicht vergessen wird, dass auch die anderen Opfer nicht vergessen werden. Und weil auch sie Fragen nach Verantwortung und Konsequenzen haben.

Denn Johannas Mutter Inka Orth ist überzeugt: "Man hätte es verhindern können… ihr Tod war komplett unnötig."