Inflation in NRW bei 10,1 Prozent - Höchstwert seit den 1950ern

Stand: 29.09.2022, 10:35 Uhr

Die Menschen in Nordrhein-Westfalen erleben derzeit historisch hohe Preisanstiege für Energie und Lebensmittel. Laut dem Statistischen Landesamt ist die Inflation im Land nun zweistellig.

Die Inflation in Nordrhein-Westfalen ist nun zweistellig: Hohe Kosten für Energien und Lebensmittel haben den Alltag deutlich teurer gemacht als zuvor. Im September habe die Inflationsrate bei 10,1 Prozent gelegen, teilte das Statistische Landesamt IT.NRW am Donnerstag in Düsseldorf mit. So hoch sei der Wert seit Anfang der 1950er Jahre nicht mehr gewesen. Im August hatte die Teuerung noch bei 8,1 Prozent gelegen.

Bei der Inflationsrate werden die Preise im Vorjahresmonat als Vergleich genommen. Vor allem Kraftstoffe, Haushaltsenergien und Lebensmittel wurden im Vergleich zum September 2021 teurer. Die Preise für Butter und Quark zogen beispielsweise um etwa 60 Prozent an, Nudeln um 46 Prozent.

Bahnfahrten ohne 9-Euro-Ticket wieder wesentlich teurer

Vergleicht man den Vormonat August 2022 und den September, mussten die Verbraucherinnen und Verbraucher vor allem für Bahn- und Autofahrten tiefer ins Portemonnaie greifen. Das lag insbesondere an den Kraftstoffpreisen und daran, dass im August noch das 9-Euro-Ticket galt und im September wieder die üblichen, wesentlich teureren Tarife bezahlt werden mussten.

In den Zahlen von IT.NRW ist diese Entwicklung in der Sparte "kombinierte Personenbeförderungen" erkennbar, hier verdreifachten sich die durchschnittlichen Ausgaben im Vergleich zum August (plus 218 Prozent). Auch Kleidung kostete mehr (Bekleidung: plus 5 Prozent).

Institute erwarten 2023 Rezession der deutschen Wirtschaft

Derweil erwarten die führenden deutschen Wirtschaftsinstitute ein Einbrechen der Konjunktur. In ihrem am Donnerstag veröffentlichten Herbstgutachten rechnen sie 2023 im Jahresdurchschnitt mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,4 Prozent. Die stark gestiegenen Gaspreise erhöhten die Energiekosten "drastisch" und führten zu einem "massiven gesamtwirtschaftlichen Kaufkraftentzug". Die Zuspitzung auf den Gasmärkten bedeute für Deutschland einen "permanenten Wohlstandsverlust".

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte in diesem Jahr um 1,4 Prozent zulegen - trotz eines Rückgangs in der zweiten Jahreshälfte. Nach der Rezession 2023 rechnen die Institute 2024 dann mit einem Anstieg um 1,9 Prozent.  Die Inflation dürfte nach Einschätzung der Experten im kommenden Jahr die Marke von im Schnitt 8,8 Prozent erreichen - nach 8,4 Prozent in diesem Jahr. Erst 2024 werde "allmählich wieder" die Marke von zwei Prozent erreicht.