Weihnachtszeit ist Ritualzeit: Adventskalender, Glühwein, das Lästern über den Chef bei der Firmenfeier - manche Dinge tauchen jedes Jahr aufs Neue wieder auf. Genauso wie "Last Christmas" von Wham!: Für manche ist der Song, der vor 40 Jahren erschienen ist, nichts anderes als ein moderner Klassiker und in einer Reihe mit "O du fröhliche" und "Stille Nacht". Andere kriegen schon beim Gedanken an die zuckersüße Schnulze Magenschmerzen und Schnappatmung.
Doch egal, wie man zu dem Song steht: Der Moment, an dem man zum ersten Mal im Jahr "Last Christmas" hört, prägt sich ein. Ein Song wie der Startschuss beim 100 Meter-Lauf: Jetzt geht es los, jetzt gibt es kein Zurück mehr. Es gibt sogar ein Wort dafür, wenn einen unfreiwillig "Last Christmas" erwischt: Man ist gewhamt worden. Ist euch das schon passiert in diesem Jahr? Falls ja: Bleibt stark. Ihr seid nicht alleine. Und da es ohnehin kein Entkommen vor dem Song gibt, liefern wir euch hier fünf Fakten über eines der verhasstesten Lieblingslieder überhaupt:
George Michael im Alleingang
"Last Christmas" ist zwar offiziell ein Song von Wham!, inoffiziell aber quasi ein Solosong von George Michael. Er komponierte die Musik, schrieb den Text, produzierte die Nummer, sang ihn ein und spielte alle Instrumente selbst. Das Studio war bei den Aufnahmen, die im August stattfanden, weihnachtlich geschmückt, um ihn in die richtige Stimmung zu bringen.
Legendäres Video
Weichzeichner-Optik, Föhnwellen, Miami Vice-Flair: Wer wissen will, wie sich die 80er Jahre anfühlten, muss nur das "Last Christmas"-Video anschauen. Gedreht wurde der Clip, der auf Youtube bislang über 930 Millionen Mal abgerufen wurde, im Schweizer Skiort Saas-Fee. Die Felskinn-Seilbahn, in deren roter Gondel George Michael und sein musikalischer Partner Andrew Ridgeley im Video einsteigen, fährt immer noch, und auch das Chalet, in dem die beiden mit ihren Freunden eine gute Zeit haben, ist dort zu besichtigen - zumindest von außen.
Wham!-Hasser wollten Masterband im Atom-Endlager entsorgen
2022 sammelten Tomas und Hannah Manzetti Geld für eine besondere Aktion: Das britische Ehepaar wollte die Rechte an "Last Christmas" erwerben und den Song dann für immer verbannen. Keine neuen CDs und LPs, keine Streamingdienste, keine Aufführungen im Radio - so der Plan der beiden, die die Masterbänder der Aufnahmen in einem Atomendlager in Finnland entsorgen wollten. Tatsächlich kamen mehrere zehntausend Pfund zusammen: "Wir fragten unsere Freunde, was sie bereit wären zu zahlen, wenn sie den Song nie mehr hören müssten. Und das war eine ganze Menge, wie sich herausstellte." Doch das reichte nicht: Schätzungsweise 20 Millionen Pfund wären für die Verlagsrechte nötig gewesen.
Gewerkschaften warnen vor "Last Christmas"
"Last Christmas" ist ein weihnachtlicher Dauerbrenner im Einzelhandel und läuft in manchen Geschäften beinahe schon in Dauerschleife. Für die Verkäufer, die das den ganzen Tag ertragen müssen, könne der Konsum von Weihnachtsliedern nicht nur nervig, sondern auch gesundheitsgefährdend sein, warnte die Gewerkschaft Verdi im Jahr 2018. Die laute Dauerbeschallung sei eine Gefahr für den Körper: Hoher Blutdruck, Stress und ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten könnten die Folge sein.
Rekorde, Rekorde, Rekorde
An Heiligabend 1984 schaffte es "Last Christmas" zum ersten Mal in die deutschen Charts und blieb dort fünf Wochen lang. Danach dauerte es über ein Jahrzehnt, bis der Song wieder in den Charts auftauchte: 1997 schaffte er es auf Platz 54. Seitdem verging bis heute kein Jahr, in dem die Nummer nicht wieder in die Charts rauschte. Und am 31. Dezember 2021 war es dann soweit: "Last Christmas" war die Nummer Eins in Deutschland - zum ersten Mal und 37 Jahre nach seiner Veröffentlichung. George Michael hat das übrigens leider nicht mehr erlebt. Er starb 2016, und zwar an Weihnachten.
Unsere Quellen:
- Agenturen dpa/AFP
- The Guardian
- RND
- Fremdenverkehrsamt Saas-Fee
- Media Control Charts
Über dieses Thema haben wir auch am 1.12.2024 um 18.45 Uhr in der "Aktuellen Stunde" im WDR Fernsehen berichtet.