Ein Bild wie nach einem Flugzeugabsturz: Der Gutachter Jürgen Holzmüller steht in der Grube zwischen den Trümmern des Maschinenhauses, sucht in der Erde vorsichtig nach Einzelteilen. Der Eigentümer und Wartungstechniker schauen gespannt zu. Der rund 50 Tonnen schwere Kopf des Windrades vom Typ DeWind D4 48/600 hatte sich beim Absturz tief in den Acker gebohrt.
Fünfter Absturz nach selbem Muster
Es ist nicht der erste Absturz dieses Windradtyps. "Da gab es bereits vier Fälle im Vorfeld, die nach ähnlichen Muster verlaufen sind. Bei zwei Fällen bin ich selbst als Gutachter dabei gewesen. Es ist relativ klar, dass der Rotor auch hier in Gescher außer Kontrolle geriet," sagt Jürgen Holzmüller.
Sicherheitssysteme versagten vermutlich
Anwohner hatten von lautem Lärm wie bei einem Hubschrauber berichtet, bevor der Stahlturm dann im nächtlichen Gewittersturm am 04.07. mit lautem Pfeifen und Donnern kollabierte.
Zuvor hatten offensichtlich gleich zwei Sicherheitssysteme versagt. "Dieser Typ hat eine Blattverstellung. Die Windräder werden aus dem Wind gedreht", erklärt Holzmüller. "Und eine Scheibenbremse soll den Rotor herunter bremsen. - Normalerweise."
Im demolierten Schaltschrank ist die Steuerung mit den Betriebsdaten. Holzmüller hofft auf weitere Details zum fünften Absturz einer DeWind D4/600.
Windradtyp weit verbreitet
In NRW sind noch 18 baugleiche Windräder in Betrieb, im Bundesgebiet sogar 146, so die Bundesnetzagentur. Die meisten Betreiber wissen nichts vom Risiko. Jürgen Holzmüller: "Es gibt kein Register, in dem ein solcher Schaden angemeldet werden muss und an alle Betreiber weiter gegeben wird."
Wartungsfirma empfiehlt Betriebsstopp
Das Herstellerunternehmen dieser Windräder gibt es nicht mehr. Für die Wartung von rund 90 Anlagen ist die Firma Enertrag aus Brandenburg zuständig. Die hat inzwischen empfohlen, D4-Windräder bis auf weiteres außer Betrieb zu nehmen. Eine Empfehlung, an die sich die Betreiber aber nicht halten müssen. Wenn sie überhaupt davon wissen.