Tönnies beendet Tierwohl-Verträge mit Schweinehaltern

Stand: 19.08.2022, 15:27 Uhr

Preis statt Tierwohl? Weil die Nachfrage sinkt, kündigen Schlachtbetriebe schweinehaltenden Betrieben die Lieferverträge oder lassen sie auslaufen. Ganz vorne mit dabei soll der Schlachtbetrieb Tönnies sein.

Die Nachfrage nach Fleisch von Schweinen der Initiative Tierwohl sei zu gering, teilt die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) mit. Einigen Schweinehaltern wurden deshalb in den vergangenen Tagen ihre Lieferverträge gekündigt.

Nachfrage nach Tierwohl-Fleisch zu gering

Meist handelte es sich um Lieferverträge mit dem Schlachtunternehmen Tönnies. Unternehmenssprecher Fabian Reinkemeier versicherte, man wolle weiterhin am Tierwohl festhalten.

Aufgrund der fehlenden Nachfrage habe das Unternehmen nun aber reagiert und einige Verträge gekündigt oder nicht weiter verlängert. Eine konkrete Zahl wollte Reinkemeier nicht nennen.

Bemühungen der Landwirte nicht honoriert

Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter ISN ist enttäuscht: Die Wirtschaft sei mit der Initiative Tierwohl vorangegangen. Nun müsse man nüchtern feststellen: Mehr Tierwohl lasse sich nur finanzieren, wenn die gesamte Wirtschaft mitziehe.

Das sei bei weitem nicht der Fall, so ISN-Vorsitzender Heinrich Dierkes. Eine Sprecherin des Landwirtschaftsministeriums kommentierte: "Es ist bedauerlich, dass die großen Bemühungen der Landwirte für bessere Haltungsbedingungen nicht honoriert werden."

Initiative Tierwohl will Nachfrage stabilisieren

"Wir sehen, dass der Gesamtmarkt für Schweinefleisch schrumpft - und das geschieht viel zu schnell", sagt Robert Römer, Geschäftsführer der Initiative Tierwohl. Ob die aktuellen Kündigungen mit der Gesamtlage zusammenhängen, werde man prüfen.

Plan der Initiative sei aber auch, die Situation für die Landwirte zu verbessern. Und da zeigt sich Römer vorsichtig optimistisch: "Wir arbeiten weiterhin mit unseren Partnern aus der Wirtschaft daran, für die vielen engagierten Landwirte die Nachfrage nach ITW-Ware zu stabiliseren - oder sogar zu steigern."

Mehr Platz und Licht für Schweine

Landwirt Andreas Westermeyer macht beim Tierwohl-Siegel mit. | Bildquelle: WDR / Jan-Ole Niermann

Landwirt Andreas Westermeyer aus Verl in Ostwestfalen macht seit drei Jahren bei der Initiative Tierwohl mit. Das heißt konkret: Seine 1.500 Schweine haben mehr Platz, mehr Licht, können im Stroh oder Heu wühlen. Regelmäßig schaut der Landwirt nach, ob die Tiere lebhaft sind, genug zu trinken haben und richtig fressen.

Initiative für Verbesserung der Haltungsbedingungen

Die Initiative Tierwohl ist ein Managementstandard, mit dem der Einzelhandel, Verbände und Landwirte einen Schritt hin zur Verbesserung der Haltungsbedingungen von Nutztieren gehen wollen.