Prozess um Gruppe S.: Zeuge schildert Mordauftrag

Stand: 05.09.2022, 16:44 Uhr

In Stuttgart wurde am Montag der Prozess gegen zwei mutmaßliche Rechtsterroristen aus Minden fortgesetzt. Der Gruppenchef soll aus dem Gefängnis heraus einen Mord geplant haben.

Von Thomas Wöstmann

„Es ging definitiv darum, jemanden zu töten!“ Der Polizeibeamte, der beim Prozess um die so genannte Gruppe S. am Oberlandesgericht Stuttgart als Zeuge aussagte, war sich sicher – ein Missverständnis sei auszuschließen.

Es sei um einen Mordauftrag gegangen. Werner S., mutmaßlicher Kopf der Gruppe, suchte im Gefängnis nach einem Killer, der den „Verräter“ Paul U. umbringen sollte.

„Verräter“ sollte ausgeschaltet werden

U. war Informant der Behörden – er hatte Monate lang die Polizei mit Informationen darüber versorgt, wie Werner S. versucht hatte, Gleichgesinnte aus allen Teilen Deutschlands um sich zu scharen. Laut Anklage wollte der mit seiner Gruppe einen Bürgerkrieg provozieren – unter anderem durch Anschläge auf Moscheen.

Im Februar 2020 trafen sich dann zwölf Männer in Minden – wenige Tage danach wurden sie festgenommen. Seit April 2021 läuft in Stuttgart der Prozess gegen sie.

Mordpläne im Gefängnis

Im Herbst 2020, im Gefängnis, soll Werner S. dann versucht haben, einen Mithäftling als Killer zu gewinnen. Unter den Gefangenen galt dieser als „wilder Hund“: ein mehrfach verurteilter Gewalttäter mit langer krimineller Vergangenheit, Süditaliener, möglicherweise sogar mit einer Nähe zur Mafia.

Werner S. legte ihm Informationen über U. vor: Foto, Name, Wohnadresse – sogar Hinweise auf seine Gepflogenheiten; auf ein Krankenhaus, in dem das potentielle Opfer ein- und ausginge und wo man ihn gut abpassen könne. „Es wäre gut, wenn der nicht mehr da wäre“, soll Werner S. seinem Haftgenossen mit auf den Weg gegeben haben.

„Geld spielt keine Rolle“

Nur zum Schein will der Mithäftling auf das Angebot eingegangen sein, mit dem Hinweis, dass „so etwas nicht billig sei“. Im Raum habe eine niedrige, fünfstellige Summe gestanden. Die Antwort von Werner S. sei gewesen: Geld spiele keine Rolle – es könne in bar bei seinen Vertrauenspersonen in Deutschland und Italien abgeholt werden.

All das schildert der vermeintliche Killer später der Polizei – in einer schlüssigen und glaubwürdigen Aussage, wie der Beamte vor Gericht betonte. Auch die Anstaltsverantwortlichen und seine Anwältin wurden informiert. Paul U. erfuhr nach eigenen Angaben aus den Medien von den Mordplänen.

Über dieses Thema hat die Lokalzeit OWL am 05.09.22 im Hörfunk auf WDR2 berichtet.