Große Nachfrage in Sozialkaufhäusern

Stand: 01.12.2023, 18:21 Uhr

Hunderte Kundinnen und Kunden kaufen jede Woche im neuen Second-Hand-Kaufhaus in Rietberg ein. In der Vorweihnachtszeit gehen einige Artikel besonders gut.

Von Simon Kaufmann

Geschirr, Kleidung, Weihnachtsdeko, Spielsachen: im Geschäft ist einiges los. Alle paar Minuten kommen neue Kunden rein, viele bleiben lange und stöbern. Es sind ältere und jüngere Menschen, manche mit mehr und manche mit weniger Geld. Das ist auch genauso gewollt.

Ein würdiges Kauferlebnis für alle

Caren Bönhoff, die Leiterin des Second-Hand Kaufhauses, steht an der Kasse und spricht mit einer Kundin. Man kennt sich. Das rote Portemonnaie, mit dem die Kundin bezahlt, hat sie auch schon hier gefunden.

Caren Bönhoff, Katja Oehl-Wernz und Marita Hünemeier (v.l.) leiten den Second-Hand-Verkauf. | Bildquelle: Simon Kaufmann

Austausch und Begegnung zu ermöglichen ist dem Team wichtig. Sie wollen eine vertrauensvolle Atmosphäre schaffen, interessieren sich dafür, was ihre Kundschaft bewegt. Auch wenn es um persönliche Problemlagen geht.

"Bei uns im Geschäft kommen auch häufig Geflüchtete vorbei. Wenn die noch Probleme mit der Sprache haben, können wir sie zum Beispiel in unser Sprachcafé vermitteln", erklärt Geschäftsführerin Katja Oehl-Wernz.

Raum für Begegnung

Frontseite des Second-Hand-Ladens mit Schaufenster direkt zur Hauptstraße | Bildquelle: Pro Arbeit e.V.

Den Second-Hand Verkauf in Rietberg gibt es erst seit knapp drei Monaten. Betrieben wird er vom Verein "Pro Arbeit", der im Kreis Gütersloh bereits vier weitere Sozialkaufhäuser hat. Immer auch mit dem Ziel, Menschen in schwierigen Lagen zu beraten und zu fördern.

Und der Andrang ist groß. Immer mehr Menschen sind auf die günstigen Artikel angewiesen, weil das Geld knapp ist und der tägliche Bedarf immer teurer wird, sagt Katja Oehl-Wernz: "Viele kommen aber auch, weil sie nachhaltig leben wollen. Das gab es früher nicht."

"Momentan verkaufen wir viel Winterkleidung. Und Sektgläser für die Feiertage", sagt Verkaufsleiterin Caren Bönhoff. Alles, was man im Geschäft findet, ist aus zweiter Hand - selbst die Regale, in denen Kleidung, Bücher und Geschirr lagern.

Chancen für Erwerbslose

Einen großen Teil der Arbeit im Geschäft übernehmen Menschen, die vom Jobcenter vermittelt wurden. Hendrin Yadel packt seit dem ersten Tag mit an. Noch bevor das Sozialkaufhaus eröffnet wurde, hat sie es mit eingerichtet und gestaltet.

"Ich freue mich am Sonntag immer schon auf Montag. Die Arbeit macht mir große Freude", sagt die 46-jährige. Sie nimmt Spenden an und sortiert die Ware in die Regale ein. Demnächst will Hendrin Yadel auch mal die Kasse übernehmen. Um öfter mit den Kunden sprechen zu können.

Stress in den Sozialkaufhäusern in OWL Lokalzeit OWL 29.11.2023 Verfügbar bis 29.11.2025 WDR Von Simon Kaufmann