Es ist ein Grundstück irgendwo in Rheine, die genaue Adresse bleibt streng geheim. Darum sollen auch keine Fotos von der Baustelle im Netz auftauchen, die Sicherheit der zukünftigen Bewohnerinnen des Frauenhauses steht schon jetzt an erster Stelle.
Neun Frauen sollen in dem Neubau der Diakonie West einen Schutzraum finden, dazu 18 Kinder. Das ist nicht viel mehr Platz als in dem bisherigen Haus, "wir haben aber nicht das Personal, um das Haus noch größer zu machen", sagt Frauenhaus-Leiterin Soja Havers. Und das wird sich wohl auch in der nächsten Zeit nicht ändern. Allein in diesem Jahr mussten sie und ihre Kolleginnen schon 79 Frauen in Not weiterschicken, weil es keine freien Betten gab.
Mehr Raum für die Frauen und ihre Kinder
In dem zukünftigen Frauenhaus wird es für jede Frau und ihre Kinder ein Appartment geben mit eigenem Bad, das ist besser als bisher. Die Küche und einen Gemeinschaftsraum sollen sich die Bewohnerinnen aber teilen, "auch damit sie sich besser kennenlernen und gegenseitig unterstützen können", sagt Sonja Havers.
Jungen über 13 Jahre würden eigentlich nicht aufgenommen werden, sagt sie , "wir haben damit schlechte Erfahrungen gemacht". Ein Junge sei beispielsweise sehr aggressiv gewesen, habe seine Mutter bedroht, solche Szenen sollen sich nicht wiederholen. In dem neuen Haus soll aber auch eine Frau aufgenommen werden können, die einen oder mehrere Söhne über 13 Jahren mitbringt. Das dafür vorgesehene Apartment ist von den anderen räumlich getrennt.
Endlich zur Ruhe kommen
Wie wichtig aber der Zufluchtsort Frauenhaus ist, das hat Cora erlebt. Die Lehrerin hat mit ihren zwei Kindern einige Monate im Frauenhaus in Rheine gelebt, nachdem sie ihren gewalttätigen Mann heimlich verlassen hatte. Am Anfang seien es nur verbale Aggressionen gewesen, "so eine Repsektlosigkeit", später habe er getreten und geschlagen.
"Im Frauenhaus konnte ich endlich zur Ruhe kommen, und hier habe ich auch meine jetzige beste Freundin kennengelernt", sagt Cora. "Wir unterstützen uns in jeder Situation , es ist ein bisschen wie eine neue Familie". Viel Hilfe gab es auch durch die Mitarbeiterinnen im Frauenhaus. Inziwschen haben Cora und ihre Kinder wieder eine eigene Wohnung. Ihr Ex-Mann wurde zu einer Haftstrafe verurteilt.
Viele Opfer von Gewalt - nicht genügend Platz
Manche Frauen bleiben nur einige Wochen , einige aber viele Monate. "Es gibt einfach keine Wohnungen auf dem Markt", sagt Sonja Havers, das sei eins der größten Probleme. Deutschlandweit werden jeden Tag 700 Menschen Opfer von Gewalt.
Im vergangenen Jahr waren 256.276 Menschen betroffen, der Großteil davon Frauen und Kinder. Dabei ist die Dunkelziffer vermutlich sehr groß, denn viele Frauen trauen sich gar nicht, Anzeige zu erstatten oder auch nur auszuziehen.
Auch Cora hat lange gebraucht, bis sie ihren Mann verlassen hat. Zunächst in der Hoffnung, dass er sich ändert, dann aus Angst. Irgendwann hat sie dann heimlich ihre Koffer gepackt . "Das war das beste, was ich tun konnte", sagt sie, und man sieht ihr an, dass sie heute glücklich ist. Eins will sie anderen betroffenen Frauen mitgeben: "Dass das Leben weitergeht und dass man sich sein Leben auch wieder zurückholen kann".
Quellen:
- WDR-Reporterin vor Ort
- Frauenhaus Rheine
Transparenzhinweis: Eine vorherige Version des Berichts hat den Eindruck erweckt, dass keine Mütter mit Söhnen über 13 Jahren aufgenommen werden können. Dies haben wir nachträglich konkretisiert.