Swanie Diehl wohnte unter der Brücke, wird irgendwann unter der neuen Brücke wohnen - und wohnt im Augenblick an der Brücken-Baustelle. Sie weiß noch genau, was sie am 7. Mai 2023 gefühlt hat. "Angst und Freude", sagt sie "Freude, dass eine neue Brücke kommt und Angst, dass die Brücke gesprengt wird und meine Wohnung kaputt ist."
Die Sprengung damals um kurz nach 12 Uhr: Sprengmeister Michael Schneider ruft "3-2-1 – Zündung!!!" Es ist kurz still, man sieht die Pfeiler einknicken und die Fahrbahn fallen. Dann erreicht der Knall die Ohren der vielen Hundert Zuschauer.
Auch Swanie Diehl wird jetzt von der Druckwelle erreicht, stark wie ein Schlag vor den Körper. "Erst haben wir geklatscht, aber mit dem Druck kam auch die Angst wieder. Ist jetzt meine Wohnung kaputt? Aber das war sie nicht!"
Geschenk für den Sprengmeister
Ihr ganz persönlicher Schatz ist eine Sammlung mehrerer Hundert Engelsfiguren: Keine einzige ist kaputt gegangen im Haus nur 30 Meter neben der gesprengten Autobahnbrücke. Eine fehlt jetzt allerdings: Den Engel mit einem Haus in der Hand hat sie Sprengmeister Michael Schneider geschenkt: aus Glücksgefühl und Dankbarkeit.
Jetzt, kurz vor dem Jahrestag, begleiten wir Swanie Diehl zu einem besonderen Ausflug: An diesem Tag darf sie - mit einer Vertreterin der Autobahn GmbH - zum ersten Mal die Baustelle von oben besichtigen. Sie sieht auf geräumte Hänge, fertige Betonblöcke als Fundamente, ‚herausragende‘ Behelfspfeiler und sie ist schwer beeindruckt von den Baufortschritten: "Wunderbar, das ist wunderbar! Man sieht, wieviel da schon gemacht wurde, nicht langsam, sondern wirklich mit Power! Das macht mich glücklich."
Viel Lärm an der Baustelle
Über die Serpentinenstraßen auf den beiden Hängen fahren Kipplaster, sogenannte Dumper, Kräne schwenken Bewehrungseisen durch die Luft, Abbruchhämmer an Baggern bearbeiten wie riesige Spechte Felsböden, Bagger baggern und: Alles macht Lärm.
Swanie Diehl kann vor lauter Krach zu Hause nicht die Fenster öffnen, zumindest am Tag: "Pünktlich um 7 Uhr geht das jeden Morgen los und nervt, abends bis 20 oder 21 Uhr. So freue ich mich erst recht, zur Arbeit zu gehen. Ich bin aber auch dankbar, dass so viele Leute hier weiter arbeiten."
Zwei Jahre dauert das noch, dann gibt es den Lärm nur noch oben: vom Straßenverkehr auf der neugebauten Rahmedetalbrücke.
Rahmetalbrücke bekommt keinen Brückenwächter
Die A45 bei Lüdenscheid wird keinen sogenannten Brückenwächter bekommen, der unberechtigte LKWs hindert durch Lüdenscheid zu fahren. Die dortige Bürgerinitiative hatte so eine Anlage nach dem Vorbild der Leverkusener Autobahn gefordert. Doch nun ist klar: Das klappt nicht. Das Umfeld der A45 ist zu bergig und zu eng, dass LKWs mit meist großem Wendekreis nicht einfach umkehren könnten. Alternativ sollen Transporte, die sich nicht an die Gebote halten, fotografiert und mit Strafen belegt werden.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort